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Diesen Wechsel hatte keiner auf der Rechnung. Am Freitagvormittag ließ Schalke die Transferbombe platzen - Königsblau holt Kevin-Prince Boateng! Der vielseitig verwendbare Mittelfeldspieler unterschrieb einen Vierjahresvertrag und soll vielleicht schon gegen Leverkusen (Samstag, 18.30 Uhr LIVE! auf kicker.de) eingesetzt werden. Auf seiner offiziellen Vorstellung präsentierte sich Boateng, wie man ihn kennt: vor Selbstvertrauen strotzend.
Von modischer Extravaganz konnte keine Rede sein. Im dezenten schwarzen T-Shirt erschien Boateng im Schalker Presseraum. "Ich bin froh, wieder zuhause zu sein", erklärte er brav. Doch große Töne kann der einstige "Bad Boy" natürlich immer noch spucken. "Die Bundesliga ist die beste Liga der Welt, und da gehören auch die besten Spieler hin", lautete seine Begründung nach dem Grund seiner Rückkehr in Deutschlands Eliteklasse.
Es ist wohl auch diese Einstellung des als exzentrisch geltenden 26-Jährigen, die Schalke zu dem spektakulären Transfer veranlassten. Boateng gilt als Leader, als Leitwolf, der sich nichts gefallen lässt und für den Aufgeben ein Fremdwort ist. So einer fehlt S04. Das dachte sich wohl auch Heldt. "Er ist ein Spieler von außergewöhnlichen Qualitäten und eine große Führungspersönlichkeit", lobte der Manager den Neuzugang, der Schalke dem Vernehmen nach gute zwölf Millionen Euro wert war. Und der wohl sofort ins kalte Wasser geworfen wird. Trainer Jens Keller stellte Boateng zumindest einen Einsatz gegen Leverkusen in Aussicht. "Es ist möglich, dass er spielt. Wir haben ihn nicht für die Bank geholt. Ich habe schon eine Idee, wie ich ihn einsetzen kann", verriet der Trainer. "Er ist auf mehreren Positionen einsetzbar. Er hat schon auf der rechten Seite gespielt, kann die Zehn ausfüllen, hat in der Nationalmannschaft auf der Sechs gespielt."
Keine Altlasten - Boateng ist "sperrenfrei"
Ein letztes Fragezeichen nach seiner Einsatzfähigkeit wurde am Nachmittag ausgeräumt. Boateng war vom DFB-Sportgericht im Mai 2009 mit einer Sperre von vier Partien belegt worden, nachdem er in der Begegnung seines damaligen Vereins Borussia Dortmund am 12. Mai in Wolfsburg (3:0 für Wolfsburg) des Feldes verwiesen worden war. Zwei Spiele "saß" Boateng damals ab, ehe er zum FC Portsmouth nach England und später nach
Mailand wechselte. Weil nun in den Transferunterlagen, die aus Mailand nach Deutschland verschickt wurden, überhaupt kein Sperren-Vermerk für den 26-Jährigen zu finden ist, steht einer sofortigen Spielberechtigung nichts mehr im Weg. Laut DFB-Auskunft vom Freitag wird im sogenannten Transferschein des abgebenden AC Mailand der Vermerk "sperrenfrei" für Boateng geführt. Der Deutsche Fußball-Bund stimmte das auch mit der DFL ab.
Erste Kontaktaufnahme schon vor einem Jahr
Es kann also gleich losgehen mit Schalke und Boateng: Was für viele überraschend kommt, gärt seit einem Jahr vor sich hin. Der erste Kontakt sei schon damals zustande gekommen, verriet Boateng. Sein Berater und Heldt seien aber damals ergebnislos auseinander gegangen, der zweite Versuch wurde in dieser Transferperiode gestartet. Erst am gestrigen Donnerstag wurden dann Nägel mit Köpfen gemacht. "Manchmal muss man auf gute Dinge und Gelegenheiten warten", sagte Boateng. Der richtige Zeitpunkt sei für ihn jetzt gekommen. "Es hat einfach gepasst - der Verein mit seinen verrückten Fans im Guten wie im Schlechten, ein junger Trainer - und Horst Heldt kannte ich auch schon." Letztgenannter bestätigte Boatengs Schalke-Begeisterung. "Es war leicht, Kevin von einem Wechsel zu überzeugen - die Schwierigkeit war, AC Milan zu überzeugen."
Für Boateng ist es der dritte Versuch, in der Bundesliga Fuß zu fassen. Bei Hertha BSC und Borussia Dortmund schaffte er den Durchbruch nicht - auch, weil er als schwerer Charakter galt, der seine Nerven nicht immer im Griff hat. Sein schwieriges Image hat "KPB" während seiner Zeit bei Milan weitgehend ablegen können. "Ich habe mich auf meine Arbeit konzentriert und versucht, professioneller zu leben. Das spiegelt sich auf dem Platz wider", erklärte er sein "Erfolgsgeheimnis".
"Es wäre schizophren, einen Spieler mit Qualität zu holen und einen anderen abzugeben.Horst Heldt zu einem möglichen Abgang von Julian Draxler"
Der Transfer dürfte (trotz Boatengs BVB-Vergangenheit) vom Gelsenkirchener anhang weitgehend begeistert aufgenommen werden. Eine bange Frage stellt sich aber für alle S04-Fans: Was wird nun aus Julian Draxler? Dass das Schalker Herzstück S04 aufgrund des nicht ganz billigen Boateng-Transfers doch noch verlassen könnte, ist schließlich nicht allzu weit hergeholt. Heldt aber wusste die Schalker Fangemeinde zu beruhigen. "Ich weiß nicht, warum das jetzt wahrscheinlicher werden sollte. Es wäre schizophren, einen Spieler mit Qualität zu holen und einen anderen abzugeben. Das wollen wir nicht."
Bleibt also nur noch die Sache mit dem BVB, den Boateng einst als seinen Lieblingsverein deklariert hatte. Davon konnte und wollte der einstige "Bad Boy" aber am Freitag nichts mehr wissen. Breit grinsend sagte er: "Das hat sich erledigt. Schalke ist mein Lieblingsverein. Über andere Vereine möchte ich nicht reden."
Quelle: Kicker.de