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Wo Deutschlands ärmste Kinder wohnen

TV Pirat

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Die Kinderarmut in Deutschland geht zurück, die Bundesagentur für Arbeit feiert das als Erfolg. Doch eine neue Studie offenbart große regionale Unterschiede. In Teilen der Bundesrepublik lebt jedes dritte Kleinkind in einer Hartz-IV-Familie.

Gütersloh - Erst in der vergangenen Woche hatte die Bundesagentur für Arbeit (BA) Zahlen zu Kindern in Hartz-IV-Familien veröffentlicht. Sie hatte es als großen Erfolg gefeiert, dass die Quote der unter 15-Jährigen, die in Armut aufwachsen, zuletzt gesunken war. Doch das gilt nicht für ganz Deutschland, sondern nur für einige Regionen. In Berlin lag die Quote demnach bei 34,7 Prozent, in Bayern bei sieben Prozent.

Eine Studie der Bertelsmann-Stiftung zeigt nun, dass es auch bei Kleinkindern eklatante Schwankungen gibt. Deutschland gilt als reiches Land, doch in der Hauptstadt wächst mehr als ein Drittel der unter Dreijährigen in einer Hartz-IV-Familie auf. Mit 36,3 Prozent hatte Berlin im Jahr 2010 unter den Bundesländern den höchsten Anteil, deren Familien auf die staatliche Grundsicherung angewiesen waren. In Bayern und Baden-Württemberg waren es nur rund zehn Prozent.

Im Städtevergleich ergaben sich noch größere Unterschiede: Im Jahr 2009 wuchsen in München 12,6 Prozent der unter Dreijährigen in Hartz-IV-Familien auf. In Köln oder Dresden war es bereits etwa jedes vierte Kleinkind, in Gelsenkirchen dagegen 40,4 Prozent.

Und selbst innerhalb einer Stadt sind die Unterschiede teils dramatisch. So schwankten die Quoten der unter Dreijährigen in Hartz-IV-Familien für Stadtviertel von Heilbronn in Baden-Württemberg und Jena in Thüringen zwischen etwa einem und mehr als 50 Prozent.

Die Bertelsmann-Stiftung beschränkt sich auf die Gruppe der unter Dreijährigen, da diese nach Angaben der Verfasser von allen Kindern und Jugendlichen das höchste Armutsrisiko tragen. Die Daten der Stiftung zu einzelnen Städten und Landkreisen stammen aus dem Jahr 2009, die zu den Bundesländern aus dem Jahr 2010.

Die großen sozialen Ungleichheiten müssen aus Sicht der Bertelsmann-Stiftung bekämpft werden. Jörg Dräger, Mitglied des Vorstandes, plädiert dafür, staatliche Förderung stärker auf soziale Brennpunkte zu konzentrieren. Mehr Hilfe solle etwa gezielt an Kindertagesstätten gehen.

Vergangene Woche hatte bereits der Kinderschutzbund vor verfrühter Euphorie bei der Bekämpfung der Kinderarmut gewarnt. So ging die Zahl der Arbeitssuchenden zwischen September 2006 und September 2011 um 34 Prozent zurück, also um gut ein Drittel. Die der erwerbsfähigen Hartz-IV-Bezieher nur um knapp 16 Prozent.

Quelle: spiegel.de
 
Kinderschutzbund warnt vor trügerischer Statistik

Es ist ein Lichtblick, mehr aber auch nicht: Laut Bundesagentur ist die Zahl der Kinder in Hartz-IV-Familien deutlich gesunken. Doch Experten warnen, die Statistik schönzureden. Die Zahl der Problemfälle geht demnach weit langsamer zurück als es scheint.

Berlin - Für Ursula von der Leyen ist es ein gutes Zeichen: "Die Kinderarmut sinkt", sagt die Bundesarbeitsministerin - und freut sich an den neuesten Zahlen der Bundesagentur für Arbeit. Die weisen eine deutlich gesunkene Zahl an Kindern im Hartz-IV-System aus. So bezogen im September 2006 noch 1,9 Millionen Kinder unter 15 Jahren Hartz-IV-Leistungen, genau fünf Jahre später waren es noch knapp 1,64 Millionen - ein Rückgang um etwa 257.000 oder 13,5 Prozent.

Was auf den ersten Blick so positiv wirkt, relativiert sich aber, wenn man die offizielle Arbeitslosenstatistik mit der Entwicklung bei den Langzeitarbeitslosen und den Hartz-IV-Kindern vergleicht. So ging die Zahl der Arbeitssuchenden in jenem Zeitraum um 34 Prozent zurück, also um gut ein Drittel. Bei den erwerbsfähigen Hartz-IV-Beziehern lässt sich aus den BA-Zahlen zwischen September 2006 und September 2011 nur ein Minus von knapp 16 Prozent herauslesen.

Dies zeigt: Der Rückgang bei den Hartz-IV-Beziehern fiel deutlich schwächer aus als jener bei der allgemeinen Arbeitslosigkeit. Der Rückgang bei den Hartz-IV-Kindern war - mit minus 13,5 - noch einmal schwächer. Die Sprösslinge kommen jedenfalls nur dann aus dem Hartz-System heraus, wenn dies auch die langzeitarbeitslosen Eltern schaffen. Hartz-IV-Bezieher gelten häufig aber als schwer vermittelbar.

Mit besonderem Argwohn reagierte der Deutsche Kinderschutzbund auf die am Donnerstag bekannt gewordenen Erfolgszahlen. Seit 2006 sei die Zahl der unter 15-Jährigen um fast 750.000 zurückgegangen, teilte der Verband mit. "Wenn es also immer weniger Kinder gibt, so ist es keine Überraschung, dass in absoluten Zahlen betrachtet auch immer weniger Kinder von Sozialleistungen leben."

Zudem sei die Quote der Kinder, die von Hartz IV leben, zwischen September 2006 und September 2011 um lediglich 1,5 Prozentpunkte gesunken. 2006 seien 16,6 Prozent hilfebedürftig gewesen, derzeit seien es noch immer 15,1 Prozent. "Der Jubel von Arbeitsministerin von der Leyen ist völlig unangebracht", sagte Kinderschutzbund-Präsident Heinz Hilgers SPIEGEL ONLINE. "Kinder sind vom Arbeitsmarkt völlig abgekoppelt. Das sollte die Politik wachmachen."

Quelle: spiegel.de
 
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