AW: Wie Erdung und Potentialausgleich richtig ausführen?
Antworten in gedrehter Reihenfolge:
Dann ist die Überschrift falsch gewählt. Obwohl ich mit der Kompetenz von Elektrofachkräften bezüglich Erdung und PA überwiegend schlechte Erfahrungen gemacht habe: Erdung und PA gehören zur Elektroanlage und für Installationen ist nun mal
zu beachten.
Ich kenne Objekte die von handwerklich geschickten Laien nach Beratung mustergültig normkonform errichtet wurden, aber leider auch Fälle in denen das Ergebnis abschreckt. Bei deinem Fragenbedarf muss man schon sehr skeptisch sein und warnen.
Siehe
. Getrennte Erder sind gefährlich, ob ein Stützerder + evtl. dazu eine Funkenstrecke erforderlich ist, setzt die Kenntnis der örtlichen Gegebenheiten und den Zustand der zumeist nicht dokumentierten Fundamenterder und deren Erdungswiderstands voraus.
Erdungsleiter von Antennen sind wie Ableitungen von Blitzschutzanlagen einschließlich Klasse H = 100 kA blitzstromtragfähig zerfizierter Verbinder primär senkrecht nach unten und Querführungen möglichst auf oder unter Erdniveau zu verlegen.
Leider regeln Normen nicht jedes Detail.
Innenverlegung von Erdungsleitern ist gewöhnlich mit gefährlichen Näherungen verbunden, das Wort Trennungsabstand taucht aber in der (noch) aktuellen DIN EN 60728-11 (VDE 0855-1):2011-06 und der brandneuen IEC 60728-11:2015-03 nur bei Ableitungen von Blitzschutzanlagen und von Fangstangen auf. Typisch für diese Inkonsequenz ist die nachstehende Kostprobe aus der VDE Schriftenreihe 6, letzte Auflage von 2005. Der kompetente Autor war lange Zeit im für Antennensicherheit zuständigen Kommitee DKE K 735 und Brüsseler Kommissionen federführend tätig:
Loidiller Sicherheitsanforderungen für Antennen und Kabelnetze schrieb:
An anderen Buch-Stellen gibt es zu diesem Text fast schizophren anmutende Verharmlosungen. Im zuständigen DKE K 735 war vor zwei Jahren beabsichtigt, dass man Innenableitung untersagen wolle, da EFK die äquivalenten Trennungsabstände nicht ausrechnen könnten. Leider wurde das nicht umgesetzt, evtl. waren die Widerstände auf internationaler Ebene zu hoch.
IEC bzw. DIN EN 60728-11 (VDE 0855-1) verweisen seitenlang auf die Blitzschutznormenreihe IEC 62305, das Wort Trennungsabstand kommt aber lediglich bei Ableitungen von Blitzschutzanlagen und getrennten Fangstangen vor. In Altnormen hatte man sich schon bei sog. "Eigennäherungen" bei Umwegen (heute: Schleifen) von Erdungsleitern an den damaligen ABB-Bestimmungen orientiert. Da war die Relation von Umweg zur kleinsten Eigennäherung festgelegt, damit es zu keinem internen Leiterüberschlag kommt. Die nicht weniger gefährlichen "Fremdnäherungen" wurden damals wie heute komplett ausgeblendet.
Nach Blitzschutznorm sind für Blitzschutzklasse III und nur einen Erdungsleiter aus vereinfachter Faustformel folgende äquivalenten Trennungsabstände abzuleiten:
Trennungsabstand
"s" = Länge
"l" des Erdungsleiters zwischen PA-Ebene und Bezugspunkt
* 4 % in Luft bzw.
8 % durch und über feste Stoffe
Um den TA für einen Erdungsleiter in BSK III auszurechnen, braucht man kein Mathe-Studium. :emoticon-0178-rock:
FAZIT:
- Innenableitung ist zumeist mit Näherungen verbunden und objektiv gefährlich.
- Auch in der kürzlich verabschiedeten IEC 60728-11(2016-03) ist dies für Antennenerdung noch immer nicht verboten.
- Es bleibt somit auch nach der kommenden Ausgabe der DIN EN 60728-11 (VDE 0855-1) dem zumeist fehlenden Blitzschutzverstand des jeweiligen Installateurs überlassen, ob Erdungsleiter von Antennen wie die Ableitungen von Blitzschutzanlagen außen und möglichst an eine eigene Anschlussfahne verlegt werden oder als Blitzeinleiter.