AW: Private HDTV-Sender bei Kabel Deutschland nur gegen Aufpreis?
Der Kabelnetzbetreiber Kabel Deutschland (KDG) wächst und sucht gleichzeitig nach neuen Geschäftsideen. "Wir haben Potenzial für organisches Wachstum", betonte Unternehmenschef Adrian von Hammerstein am Dienstag - dennoch prüft der Manager auch neue Optionen.
So denkt er über eine engere Zusammenarbeit mit der angeschlagenen Pay-TV-Plattform Sky Deutschland nach und will neue Kunden mit zusätzlichen HD-Kanälen sowie digitalen Videorekordern ködern.
"Wir haben bereits eine langjährige gute Zusammenarbeit mit Sky und sind in Gesprächen über eine Vertiefung dieser Zusammenarbeit", sagte von Hammerstein. Bislang speist Kabel Deutschland die Inhalte von Sky gegen Gebühr in sein Netz ein, die Kunden werben beide Unternehmen jeweils selbst. In Zukunft könnte sich von Hammerstein auch eine Vertriebspartnerschaft mit Umsatzbeteiligung vorstellen. Die Gespräche dürften aber noch einige Monate laufen.
Kabel Deutschland braucht langfristig neue Geschäftsideen. Der Verkauf von Internet- und Telefonanschlüssen über das Kabelnetz boomt zwar und verhalf dem Kabelnetzbetreiber auch im ersten Geschäftsquartal zu einem kräftigen Plus. Doch der Markt ist irgendwann gesättigt, und die Telekommunikationskonzerne schlafen nicht: Sie drängen ihrerseits mit eigenen Triple-Play-Angeboten (Fernsehen, Internet und Telefonie) auf den Markt.
Deshalb plant von Hammerstein Zusatzangebote, die mehr Kunden anlocken sollen. Anfang September soll ein digitaler Videorekorder ins Programm aufgenommen werden. Auch über zusätzliche HD-Angebote macht sich Hammerstein Gedanken. Mit den Fernsehsendern ProSiebenSat.1 und RTL verhandle er über die Einspeisung ihrer HD-Programme. Die Zuschauer müssten für den Service dann eine Extra- Gebühr bezahlen, hieß es.
Im ersten Quartal seines Geschäftsjahres (bis März 2011) wuchs der Konzern vor allem dank seiner Internet- und Telefonangebote. Die Erlöse legten zwischen April und Juni im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 6,1 Prozent auf 389,5 Millionen Euro zu. Der bereinigte Gewinn vor Zinsen,Steuern und Abschreibungen (EBITDA) kletterte sogar um 11,2 Prozent auf 176,2 Millionen Euro.
Auf dem Gewinn lastet immer noch die hohe Verschuldung des Kabelnetzbetreibers: Unterm Strich verringerte Kabel Deutschland den Verlust aber auf 2,1 Millionen Euro - im Vorjahr hatte das Unternehmen noch ein Minus von 10,5 Millionen Euro verbucht. Seine Schulden konnte Kabel Deutschland gegenüber dem Vorjahr um rund 200 Millionen Euro auf 2,86 Milliarden Euro verringern. Bei seinem Börsengang im März hatte das Unternehmen zwar rund 760 Millionen Euro eingenommen. Die Einnahmen flossen allerdings komplett den Eigentümern zu, etwa der US-Beteiligungsfirma Providence.
Die Anzahl der versorgten Haushalte schrumpfte von 8,901 Millionen Ende März auf 8,859 Millionen Ende Juni. Es gingen also 42.000 von der Stange. Im Vergleich zum Vorjahr war der Rückgang noch deutlicher, im Jahresvergleich sind es nämlich 210.000 Haushalte. Der Aderlass geht also weiter. Technisch gesehen kann Kabel Deutschland 15,293 Millionen Kunden andocken, davon 12,429 Millionen mit Rückkanal - dort sind dann auch Internet und Telefonie möglich.
Kunden buchen im Schnitt 1,37 Dienste
Die gesamte Anzahl der abgeschlossenen Verträge bezifferte der Konzern auf 12,172 Millionen, davon entfallen 8,968 Millionen aufs Kabel-TV. Die sogenannten Revenue Generating Units (RGU) liegen höher als die Gesamtanzahl der Anschlüsse, weil es pro Haushalt für Internet, Telefonie, Pay-TV und klassischem Kabelzugang mehrere Verträge gibt. Kabel-Deutschland-Kunden haben im Schnitt 1,37 Dienste gebucht, im letzten Jahr waren es 1,35.
Der Anteil der Pay-TV, Internet- und Telefon-Produkte lag bei 26,3 Prozent verglichen mit 21,8 Prozent im Vorjahr. Auch der ARPU-Wert kletterte von 11,71 Euro (2009) auf 12,86 Euro (2010). Soviel zahlen Kunden für Dienste im Schnitt monatlich. Der Wert ist im internationalen Vergleich eher niedrig, beim profitablen US-Rivalen Comcast liegt er beispielsweise um ein Vielfaches höher.
Telefonie und Internet weiter auf dem Vormarsch
Die Anzahl der Telefonie- und Internet-Abonnements stieg um 32,3 Prozent auf 2,097 Millionen (Vorjahr 1,584 Millionen) - auf Telefonie entfielen 1,067, aufs Internet 1,029 Millionen. Die überwiegende Zahl der Breitbandkunden von Kabel Deutschland bucht die Bündelprodukte bestehend aus Internet und Telefon. Beim Pay-TV stieg die Zahl der Abonnements um 12,8 Prozent auf 1,107 Millionen (Vorjahr 982.000 ).
Die Commerzbank empfahl unterdessen die Aktie von Kabel Deutschland und beließ das Kursziel auf 30 Euro.
Quelle: satundkabel.de