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Interview: CI+ Debatte

Interview: CI+ Debatte - „Keine unnötigen Hürden aufbauen, die den Nutzer einengen und gängeln“

Digitalmagazin im Gespräch mit Rainer Hecker, Vorsitzender des Aufsichtsrats der Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik (gfu)

10.03.2009

Die neue Common Interface-Variante CI+ steht insbesondere durch hohe Zertifizierungskosten und einen möglichen rigiden Kopierschutz in der Kritik. Rainer Hecker, Vorsitzender des Aufsichtsrats der Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik (gfu) und Befürworter von CI+ hofft, „dass die Inhalte-Anbieter allein schon aus wohlverstandenem Eigeninteresse keine unnötigen Hürden aufbauen, die den Nutzer einengen und gängeln.“ Hecker nimmt im exklusiven Digitalmagazin-Interview Stellung zu den Kritikpunkten an CI+.


Digitalmagazin: Herr Dr. Hecker, die neue Common Interface-Variante CI+ wird in der Branche durchaus kontrovers diskutiert. Warum halten Sie die Schnittstelle für notwendig?
Hecker: Die Contentanbieter fordern für ihre Inhalte höhere Sicherheit, als das heutige Common Interface der Version 1 gewährleisten kann. Dies gilt in besonderem Maß für HD-Inhalte. Hinzu kommen die gesetzlichen Anforderungen an den Jugendschutz. Der Jugendmedienschutzstaatsvertrag lässt für digitale Medien eine Abweichung der Sendezeitenbeschränkung durch „geeignete technische Vorkehrungen“ zu. Mit dem bisherigen Common Interface lassen sich diese Jugendschutzvorkehrungen aber deaktivieren, was der Gesetzgeber nicht erlaubt. Die CI+ Spezifikation tragen beiden Anforderungen Rechnung. Für einen offenen, horizontalen Markt, der auch komfortable Fernsehgeräte mit integrierten HD-Empfängern umfasst, ist eine standardisierte CI Lösung zwingend notwendig. CI+ ist hier die geeignete Lösung.
Digitalmagazin: Kritiker weisen insbesondere auf die hohen Kosten für die Zertifizierung und auf mögliche Einschränkungen des Endkunden hin - etwa durch einen strammen Kopierschutz. Inwiefern können Sie diese Stimmen nachvollziehen?
Hecker: Höhere Aufwendungen für die Zertifizierungsprozesse sind wohl unvermeidbar. Die Industrie setzt sich allerdings dafür ein, die Zertifizierungsverfahren so unkompliziert und so kostengünstig wie möglich zu gestalten – selbstverständlich ohne das gebotene Sicherheitsniveau zu gefährden.
Über Nutzungseinschränkungen, die sich möglicherweise aus zu rigiden Kopierschutzmaßnahmen ergeben, muss man in der digitalen Welt in einem größeren Zusammenhang reden. Sie hängen ja nicht von der Gerätearchitektur ab, sondern von den Geschäftsmodellen der Inhalte- und Programmanbieter. CI+ hat lediglich das Ziel, eine gemeinsame technische Plattform für die unterschiedlichsten Dienste und Geschäftsmodelle anzubieten. Erfolgreiche Geschäftsmodelle werden immer auf einer gewissen Balance zwischen den Nutzungsinteressen einerseits und den Verwertungsinteressen auf der anderen Seite beruhen müssen. Missverhältnisse in der einen wie der anderen Richtung sind über kurz oder lang zum Scheitern verurteilt. Das hat die Musikindustrie in den letzten Jahren eindrucksvoll vorgelebt – im Augenblick mit der Tendenz, Rechtemanagement-Systeme ganz aufzugeben, weil sie sich erkennbar als Markthemmnisse erwiesen haben. Ich habe persönlich Verständnis dafür, wenn aktuelle Kinofilme, zumal in HD-Qualität, nicht ohne Kopierschutz angeboten werden, zumal es dann voraussichtlich immer noch möglich sein wird, den Film in Standard-Auflösung über den analogen Ausgang aufzunehmen. Aber ich erwarte auch, dass die Inhalte-Anbieter allein schon aus wohlverstandenem Eigeninteresse keine unnötigen Hürden aufbauen, die den Nutzer einengen und gängeln. Nur so kann die Marktentwicklung aller an der
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Beteiligten gefördert werden.
Digitalmagazin: Die CI+-Befürworter argumentieren, dass insbesondere die Rechteinhaber auf den Kopierschutz pochen. Gleichzeitig haben sich mehrere große US-Studios gegen eine CI+-Sonderlösung für den deutschen Markt ausgesprochen. Wie passt das zusammen?
Hecker: Uns sind keine Aussagen der US Studios gegen CI+ bekannt. Im Gegenteil: Für die Rechteinhaber und insbesondere für die US-Studios ist es sehr wichtig, dass ihre Inhalte ausreichend geschützt werden. Sie wurden unseres Wissens auch eng in die Entwicklung von CI+ eingebunden.
Im Übrigen enthält Ihre Frage ein Missverständnis. CI+ ist ja durchaus keine deutsche Sonderlösung. Die Spezifikationen wurden von einer Reihe weltweit operierender Unternehmen entwickelt mit dem Ziel, eine in Europa einheitliche offene Zugangslösung zu schaffen. Nichts spricht dagegen, dass diese Technik auch in anderen Regionen der Welt akzeptiert und angewandt wird. Denken Sie nur an das Mobilfunksystem GSM oder die DVB-Standards: Auch sie haben von Europa aus eine große Akzeptanz auf Märkten in der ganzen Welt erfahren.
Digitalmagazin: Welche Nachfrage erfährt CI+ in der Geräteindustrie, bei Verschlüsselungsanbietern wie NDS und bei großen Pay-TV-Playern wie Premiere?
Hecker: Die Geräteindustrie steht in großer Mehrheit hinter CI+. Es gibt dazu auch gar keine praktikable Alternative: Die Hersteller sind schon gesetzlich dazu verpflichtet, in digitale
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ab einer Größe von 30 Zentimeter Diagonale mindestens eine anerkannte Schnittstelle einzubauen. Erste Großserien integrierter Fernsehgeräte mit CI+ kommen bereits im Frühsommer auf den Markt; CI+ geht in den kommenden Monaten mit einem breiten Geräteangebot an den Start.
Inwieweit die übrigen Marktteilnehmer sich bereits verbindlich zur Unterstützung von CI+ bekannt haben, können wir nicht zuverlässig beantworten. Diese Frage müssten Sie also besser an deren Adressen richten. Es gibt aber viele Signale und Äußerungen aus den Reihen der Kabelnetzbetreiber und der Verschlüsselungsanbieter, darunter
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, Kabel Baden-Württemberg und NDS, die auf eine breite Unterstützung von CI+ schließen lassen. Der ZVEI führt zudem eine Reihe weiterer Gespräche, auch mit Premiere. Eine Anmerkung noch aus technischer Sicht: Die CI+ Schnittstelle ist mit allen Verschlüsselungssystemen kompatibel; hier gibt es also keine Hürden, die eine Akzeptanz beeinträchtigen könnten.
Digitalmagazin: Die herkömmliche CI-Schnittstelle ist etabliert, Millionen TV-Geräte und Set-Top-Boxen verfügen über einen entsprechenden Schacht. Dieser würde sich dann aber nicht für CI+-Module eignen. Wie lässt sich diese Diskrepanz dem Endkunden, der just ein neues CI-Gerät gekauft hat, vermitteln?
Hecker: Geräte mit dem herkömmlichen CI-System werden auch in Zukunft für eine Reihe von Anwendungen und Empfangskonstellationen nutzbar sein; sie werden mit der Einführung von CI+ nicht automatisch unbrauchbar, und es wird sicher eine Übergangszeit geben, in der Geräte mit der herkömmlichen und der neuen CI-Schnittstelle nebeneinander existieren. Neue Programmangebote, die CI+ verlangen, werden allerdings aufgrund der höheren Sicherheitsanforderungen mit den existierenden CI-Geräten nicht zu empfangen sein. Umgekehrt werden aber alle neuen Geräte mit CI+ rückwärts kompatibel sein.
Digitalmagazin: Herr Dr. Hecker, vielen Dank für das Gespräch.


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