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PC & Internet Tornado Cash: US-Anklage wegen Krypto-Geldwäsche

Tornado Cash: US-Anklage wegen Krypto-Geldwäsche​

24.08.2023 05:20 Uhr Daniel AJ Sokolov
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(Bild: Olga Donchuk/Shutterstock.com)
Wegen Verschwörung zu Geldwäsche klagen die USA einen Amerikaner und einen Russen an, die den Krypto-Mixing-Dienst Tornado Cash mitbetrieben haben sollen.

Die Herkunft von Ethereum-Kryptogeld soll der Mixing-Dienst Tornado Cash verschleiern. Laut US-Behörden sollen seit 2019 mehr als sieben Milliarden US-Dollar in Kryptowährungen darüber gewaschen worden sein. Die prominentesten Benutzer sind demnach Verbrecher im Dienste des nordkoreanischen Regimes. Insgesamt sollen aber mehr als 12.000 User Tornado Cash genutzt haben. Strafverfolgern ist die anonyme Geldwäsche ein Dorn im Auge. Daher gehen sie gegen drei russisch-stämmige Männer vor, die als Gründer gelten. Einer von ihnen, Aleksej Pertsew (Alexej Pertsev), wurde bereits vor über einem Jahr in den Niederlanden verhaftet, wo er vor Gericht gestellt [1] wird. Am Mittwoch hat das US-Justizministerium die Anklageschrift gegen die beiden anderen, Roman Storm und Roman Semenow, veröffentlicht.

Storm ist US-Staatsbürger und wurde im Staat Washington verhaftet. Semenows konnten die US-Behörden nicht habhaft werden. Dafür hat das US-Finanzministerium diesen Angeklagten auf die Sanktionsliste gesetzt [2], "wegen seiner Rolle bei wesentlicher Unterstützung von Tornado Cash und der Lazarus Group", einer staatlichen Hackergruppe Nordkoreas. Nordkorea hat demnach über Tornado Cash mehr als eine halbe Milliarde Dollar Beute aus Hacks von Kryptowährungsdiensten gewaschen.

Im Unterschied zu manch anderen Kryptogeldwäschediensten ist Tornado Cash dezentral aufgesetzt und funktioniert mittels Smart Contracts auf der Ethereum-Blockchain. Daher kann der Dienst auch nicht einfach deaktiviert werden. Solange es die Ethereum-Blockchain gibt, wird wohl auch Tornado Cash weiterlaufen, solange die Smart Contracts nicht geändert werden. Wichtige Entscheidungen, darunter Code-Updates, werden von Teilhabern der Tornado Cash DAO, einer dezentralen autonomen Organisation getroffen. Deren Stimmrechtsinhaber sind nicht unbedingt namentlich bekannt.

Verräterische Chats​

Storm, Semenow und Pertsew gelten als Gründer respektive ursprüngliche Programmierer von Tornado Cash, die auch Investoren angeworben haben. Sie sollen zu Beginn jeweils rund acht Prozent der Stimmrechte selbst gehalten, durch die Partnerschaft mit einem Investmentfonds aber über einen noch größeren Stimmenanteil verfügt haben. Die US-Staatsanwaltschaft wirft den Dreien vor, den Dienst über ihre Firma Peppersec kontrolliert und finanziell von ihm profitiert zu haben. Das Anklagedokument zitiert wiederholt aus belastenden Chatnachrichten.

Die drei Männer hätten Tornado-Nutzer und die Herkunft deren Ethereum-Einzahlungen nicht überprüft; aus Sicht der Staatsanwaltschaft ist das ein Verstoß gegen einschlägige Vorschriften, die der Bekämpfung von Geldwäsche dienen. Schlimmer noch: Sie hätten Tornado einschlägig beworben sowie Nutzern Tipps zur Verschleierung der Transaktionen gegeben. Trotz zahlreicher Beschwerden und Hilfeersuchen von Opfern sowie Betreibern von Kryptobörsen hätten sie der Geldwäsche keinen Einhalt geboten und als gestohlen bekannte Einzahlungen nicht gestoppt.

Das Userinterface sei sowieso unter der Kontrolle der drei Männer gestanden, unabhängig von den DAO-Stimmrechten. Auch Kosten für den Betrieb hätten die Angeklagten beglichen. "Ich frage mich, ob aus rechtlicher Sicht hier alles OK ist? Vielleicht verrät es alles, wenn wir vom Peppersec-Konto für Tornado bezahlen", zitiert die Anklage aus einer Chatnachricht Pertsews an Storm und Semenow.

Als der behördliche Druck größer wurde, hätten sie eine optionale Trackingfunktion installiert. Damit können rechtschaffene User ihre Transaktionen im Geldwäschedienst selbst dokumentieren, wenn sie das möchten – eine offensichtlich wirkungslose Maßnahme gegen Geldwäsche.

Bis zu 45 Jahre Haft​

Juristisch lauten die Anklagepunkte gegen Storm und Semenow Verschwörung zu Geldwäsche, Verschwörung zum Betrieb eines unlizenzierten Geldtransferunternehmens und Verschwörung zur Verletzung des US-Gesetzes International Emergency Economic Powers Act. Höchststrafe wären insgesamt 45 Jahre Haft, zuzüglich zum Verfall aller Einnahmen aus Tornado Cash an den US-Haushalt. Das US-Verfahren heißt USA v. Storm et Semenov und ist am US-Bundesbezirksgericht für das südliche New York unter dem Az. 23-CR-430 anhängig.

Für die drei Angeklagten gilt die Unschuldsvermutung. Pertsew bereitet sich in den Niederlanden unter Hausarrest auf seinen Gerichtsprozess vor, Semenow gibt in einem Sozialen Netzwerk Moskau als Wohnsitz an. Die drei Männer haben nach eigenen Angaben alle ihre kryptografischen Schlüssel für die Verwaltung des Dienstes gelöscht. Im Mai soll sich ein Unbekannter die Kontrolle über die DAO und damit Tornado Cash erschlichen haben.
UPDATE24.08.2023 09:09 Uhr
Zahlenangaben zur Geldwäsche über Tornado Cash wurden korrigiert.
(ds [5])


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