Telekom, Vodafone und Co.: So rechtfertigen die Provider den irren LTE-Wucher
Mit LTE zu surfen, ist in Deutschland so teuer wie in kaum einem anderen europäischen Land. Aber wieso müssen wir dermaßen draufzahlen? Der stern hat die großen Anbieter mit dieser Frage konfrontiert.
Was sagen Telekom, Vodafone und Telefonicá zum schlechten Abschneiden des deutschen LTE-Datenvolumens?
Es sind deprimierende Zahlen: Während man in Litauen bereits für 15,75 Euro im Monat komplett unlimitiert surft, müssen sich die Deutschen mit wenigen Gigabyte Datenvolumen im Monat begnügen - zahlen in der Regel aber deutlich mehr. Auch im Vergleich zu den anderen europäischen Staaten ist unser mobiles Internet vor allem eines: teuer. Warum ist das so? Diese Frage stellte der stern den drei großen Provider Telekom, Vodafone und O2 - und erhielt ziemlich unbefriedigende Antworten.
Vor allem drei Dinge brennen den Kunden unter den Nägeln: Die hohen Kosten, das vergleichsweise geringe Daten-Inklusivvolumen und die krasse Drosselung, wenn die Daten einmal aufgebraucht sind. Entsprechend wurden die Anbieter gebeten, Stellung zu beziehen, warum die Deutschen in diesen Bereichen vergleichsweise sehr schlecht dastehen. Zudem sollten sie beantworten, warum die Deutschen ihrer Ansicht nach vergleichsweise wenig im mobilen Netz surfen.
Das sagen die Provider
Die Antworten waren leider wenig erhellend. Vor allem die Kostenfrage wird glimpflich vermieden. Vodafone ignorierte sie praktisch ganz - und versuchte stattdessen abzulenken. "Mit unserem Tarifportfolio decken wir weitestgehend alle Nutzungsszenarien ab", heißt es lapidar auf die Frage, warum ähnlich große Länder wie Finnland für unter 30 Euro eine echte Flatrate ohne Drosselung anbieten. Man bleibe so "für weite Bevölkerungskreise erschwinglich". Unseren Leser-Reaktionen zufolge sehen die Kunden das durchaus anders.
Die Telekom und O2 schieben - wie seit Jahren - den Netzaufbau und die teure Versteigerung der Mobilfunk-Frequenzen als Rechtfertigung vor. Dabei sollte das längst kein Argument mehr sein. "Die Ausgaben für die UMTS-Frequenzen sind längst abgeschrieben", erklärte Telekommunikationsexperte Torsten Gerpott gegenüber der Tagesschau. Die Anbieter wollten mit diesem Argument nur die hohen Gewinne verschleiern.
Zudem heißt es in der Telekom-Antwort: "Unterschiedliche wirtschaftliche und geographische Rahmenbedingungen führen zu unterschiedlichen Tarif- und Preisgestaltungen in den Ländern der europäischen Union." Das kann man so verstehen, dass die Preise an die jeweilige Zahlungsbereitschaft gekoppelt sind - und die Deutschen eben mehr zu zahlen bereit sind. So lässt sich auch erklären, warum es bei der Telekom kein einziges LTE-Angebot unter 30 Euro gibt.
PR-Tricks statt Inklusivvolumen
Beim Thema Inklusivvolumen bleiben die Antworten ähnlich ausweichend. O2 dreht den Spieß einfach um - und behauptet, dass man gar nicht weniger Volumen anbietet. Im Vergleich zu Telekom und Vodafone mag das stimmen, O2 hat im Herbst sein inkludiertes Datenvolumen drastisch angehoben, bietet nun die drei- bis fünffache Menge der deutschen Konkurrenten zu ähnlichen Preisen an. Im internationalen Vergleich ist aber selbst das mager: Für 30 Euro bekommt man bei O2 aktuell 10 GB inklusive. In zehn EU-Staaten gibt es dafür eine echte Flatrate, in Frankreich immer noch satte 100 GB.
Vodafone versucht es ebenso dreist und schiebt unter anderem seinen Tarif Red XXL vor, bei dem 25 GB (in einer aktuellen Aktion auf 50 GB verdoppelt) inkludiert sind. Allerdings kostet der ohne Rabatt auch 105 Euro im Monat - und ist damit alles andere als attraktiv.
Die Telekom versucht es anders und verweist gleich auf ihr "Stream on"-Programm, bei dem einzelne Streaming-Dienste wie Netflix nicht vom Datenvolumen abgezogen werden. Gegen Aufpreis, versteht sich. Auch Vodafone bietet diese kostenpflichtige Optionen, eine Datenrubrik - von Messenger bis Video - bekommt man zu einem Neuvertrag kostenlos dazu. Statt den Kunden mehr Volumen zu geben, das sie frei verfeuern können, sollen sie sich so auf wenige Optionen beschränken. Und dafür im Zweifel auch noch extra zahlen.
Es wird weiter gedrosselt
Bei der Drosselung zeigt sich ein ähnliches Bild: Die Telekom ignoriert die Frage einfach, bei Vodafone weist man darauf hin, dass die Verträge automatisch Volumen nachbuchen, wenn es aufgebraucht ist. Mehrkosten werden hier als Feature verkauft. Immerhin handelt es sich nur um eine Option. "Der Kunde kann die Aufbuchung per SMS ablehnen - wird dann aber für den Rest des Abrechnungszeitraumens auf 32 Kbit/s reduziert.
Eine Änderung an diesem Vorgehen ist derzeit nicht geplant." Ein Entgegenkommen wie bei O2 darf man also sobald nicht erwarten. Dort werden seit letzten Jahr immerhin 1 Mbit/s als Minimum geboten, was für einfache Aufgaben ausreicht. Das Nachbuchen ist wohl schlicht zu attraktiv - für den Provider.
Die Frage, warum die Deutschen so wenig surfen, beantwortete Vodafone recht skurril. Zum einen verweist man auf die eigenen, schnellen Kabeltarife - weil die Deutschen am liebsten im WLan surfen würden. Auf der anderen Seite betont Vodafone, dass seine Kunden im deutschen Vergleich mit 1 GB im Monat besonders viel unterwegs surfen würden.
Im europäischen Schnitt ist das gar nicht so viel, Spitzenreiter Finnland bringt es im Schnitt auf satte 16 GB. Ein Grund könnten die Kosten sein, wie auch Vodafone unabsichtlich zugibt. "Unsere Kunden sind sehr datenaffin. Wer mehr Highspeed-Daten benötigt, kann jederzeit in leistungsstärkere Varianten wechseln, oder temporär zusätzliche Daten-Pakete nachbuchen." Und damit noch mehr bezahlen.
Bei O2 surfen die Kunden allerdings noch mehr. "Aktuell sehen wir ein starkes Interesse an großen Datenpaketen: Beispielsweise steigt bei Kunden, die den Aktionstarif O2 Free 15 (inklusive 15 GB; Anmerkung der Redaktion) gebucht haben, die mobile Datennutzung deutlich an. Sie nutzen durchschnittlich über 4 GB im Monat - Tendenz steigend. Treiber sind primär mobiles Video- und Musikstreaming." Es zeigt sich also, dass die Kunden durchaus mehr surfen wollen, wenn sie mehr Volumen haben. Nur wollen sie deshalb nicht noch mehr zahlen. Auch, wenn die Anbieter das wohl gerne anders sehen wollen.
Quelle; stern
Mit LTE zu surfen, ist in Deutschland so teuer wie in kaum einem anderen europäischen Land. Aber wieso müssen wir dermaßen draufzahlen? Der stern hat die großen Anbieter mit dieser Frage konfrontiert.
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Was sagen Telekom, Vodafone und Telefonicá zum schlechten Abschneiden des deutschen LTE-Datenvolumens?
Es sind deprimierende Zahlen: Während man in Litauen bereits für 15,75 Euro im Monat komplett unlimitiert surft, müssen sich die Deutschen mit wenigen Gigabyte Datenvolumen im Monat begnügen - zahlen in der Regel aber deutlich mehr. Auch im Vergleich zu den anderen europäischen Staaten ist unser mobiles Internet vor allem eines: teuer. Warum ist das so? Diese Frage stellte der stern den drei großen Provider Telekom, Vodafone und O2 - und erhielt ziemlich unbefriedigende Antworten.
Vor allem drei Dinge brennen den Kunden unter den Nägeln: Die hohen Kosten, das vergleichsweise geringe Daten-Inklusivvolumen und die krasse Drosselung, wenn die Daten einmal aufgebraucht sind. Entsprechend wurden die Anbieter gebeten, Stellung zu beziehen, warum die Deutschen in diesen Bereichen vergleichsweise sehr schlecht dastehen. Zudem sollten sie beantworten, warum die Deutschen ihrer Ansicht nach vergleichsweise wenig im mobilen Netz surfen.
Das sagen die Provider
Die Antworten waren leider wenig erhellend. Vor allem die Kostenfrage wird glimpflich vermieden. Vodafone ignorierte sie praktisch ganz - und versuchte stattdessen abzulenken. "Mit unserem Tarifportfolio decken wir weitestgehend alle Nutzungsszenarien ab", heißt es lapidar auf die Frage, warum ähnlich große Länder wie Finnland für unter 30 Euro eine echte Flatrate ohne Drosselung anbieten. Man bleibe so "für weite Bevölkerungskreise erschwinglich". Unseren Leser-Reaktionen zufolge sehen die Kunden das durchaus anders.
Die Telekom und O2 schieben - wie seit Jahren - den Netzaufbau und die teure Versteigerung der Mobilfunk-Frequenzen als Rechtfertigung vor. Dabei sollte das längst kein Argument mehr sein. "Die Ausgaben für die UMTS-Frequenzen sind längst abgeschrieben", erklärte Telekommunikationsexperte Torsten Gerpott gegenüber der Tagesschau. Die Anbieter wollten mit diesem Argument nur die hohen Gewinne verschleiern.
Zudem heißt es in der Telekom-Antwort: "Unterschiedliche wirtschaftliche und geographische Rahmenbedingungen führen zu unterschiedlichen Tarif- und Preisgestaltungen in den Ländern der europäischen Union." Das kann man so verstehen, dass die Preise an die jeweilige Zahlungsbereitschaft gekoppelt sind - und die Deutschen eben mehr zu zahlen bereit sind. So lässt sich auch erklären, warum es bei der Telekom kein einziges LTE-Angebot unter 30 Euro gibt.
PR-Tricks statt Inklusivvolumen
Beim Thema Inklusivvolumen bleiben die Antworten ähnlich ausweichend. O2 dreht den Spieß einfach um - und behauptet, dass man gar nicht weniger Volumen anbietet. Im Vergleich zu Telekom und Vodafone mag das stimmen, O2 hat im Herbst sein inkludiertes Datenvolumen drastisch angehoben, bietet nun die drei- bis fünffache Menge der deutschen Konkurrenten zu ähnlichen Preisen an. Im internationalen Vergleich ist aber selbst das mager: Für 30 Euro bekommt man bei O2 aktuell 10 GB inklusive. In zehn EU-Staaten gibt es dafür eine echte Flatrate, in Frankreich immer noch satte 100 GB.
Vodafone versucht es ebenso dreist und schiebt unter anderem seinen Tarif Red XXL vor, bei dem 25 GB (in einer aktuellen Aktion auf 50 GB verdoppelt) inkludiert sind. Allerdings kostet der ohne Rabatt auch 105 Euro im Monat - und ist damit alles andere als attraktiv.
Die Telekom versucht es anders und verweist gleich auf ihr "Stream on"-Programm, bei dem einzelne Streaming-Dienste wie Netflix nicht vom Datenvolumen abgezogen werden. Gegen Aufpreis, versteht sich. Auch Vodafone bietet diese kostenpflichtige Optionen, eine Datenrubrik - von Messenger bis Video - bekommt man zu einem Neuvertrag kostenlos dazu. Statt den Kunden mehr Volumen zu geben, das sie frei verfeuern können, sollen sie sich so auf wenige Optionen beschränken. Und dafür im Zweifel auch noch extra zahlen.
Es wird weiter gedrosselt
Bei der Drosselung zeigt sich ein ähnliches Bild: Die Telekom ignoriert die Frage einfach, bei Vodafone weist man darauf hin, dass die Verträge automatisch Volumen nachbuchen, wenn es aufgebraucht ist. Mehrkosten werden hier als Feature verkauft. Immerhin handelt es sich nur um eine Option. "Der Kunde kann die Aufbuchung per SMS ablehnen - wird dann aber für den Rest des Abrechnungszeitraumens auf 32 Kbit/s reduziert.
Eine Änderung an diesem Vorgehen ist derzeit nicht geplant." Ein Entgegenkommen wie bei O2 darf man also sobald nicht erwarten. Dort werden seit letzten Jahr immerhin 1 Mbit/s als Minimum geboten, was für einfache Aufgaben ausreicht. Das Nachbuchen ist wohl schlicht zu attraktiv - für den Provider.
Die Frage, warum die Deutschen so wenig surfen, beantwortete Vodafone recht skurril. Zum einen verweist man auf die eigenen, schnellen Kabeltarife - weil die Deutschen am liebsten im WLan surfen würden. Auf der anderen Seite betont Vodafone, dass seine Kunden im deutschen Vergleich mit 1 GB im Monat besonders viel unterwegs surfen würden.
Im europäischen Schnitt ist das gar nicht so viel, Spitzenreiter Finnland bringt es im Schnitt auf satte 16 GB. Ein Grund könnten die Kosten sein, wie auch Vodafone unabsichtlich zugibt. "Unsere Kunden sind sehr datenaffin. Wer mehr Highspeed-Daten benötigt, kann jederzeit in leistungsstärkere Varianten wechseln, oder temporär zusätzliche Daten-Pakete nachbuchen." Und damit noch mehr bezahlen.
Bei O2 surfen die Kunden allerdings noch mehr. "Aktuell sehen wir ein starkes Interesse an großen Datenpaketen: Beispielsweise steigt bei Kunden, die den Aktionstarif O2 Free 15 (inklusive 15 GB; Anmerkung der Redaktion) gebucht haben, die mobile Datennutzung deutlich an. Sie nutzen durchschnittlich über 4 GB im Monat - Tendenz steigend. Treiber sind primär mobiles Video- und Musikstreaming." Es zeigt sich also, dass die Kunden durchaus mehr surfen wollen, wenn sie mehr Volumen haben. Nur wollen sie deshalb nicht noch mehr zahlen. Auch, wenn die Anbieter das wohl gerne anders sehen wollen.
Quelle; stern
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