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IPTV So holprig begann die IPTV-Ära

Als Franz Beckenbauer vor 43 Zuschauern sendete
Als die Telekom vor zehn Jahren ihr IPTV-Angebot auf den Markt brachte, hielt sich das Interesse in Grenzen. Für kaum mehr als ein paar Dutzend Zuschauer soll die Bundesliga anfangs gesendet worden sein. Die Rechte sind inzwischen weg, doch Entertain ist geblieben. Erinnerungen an einen steinigen Weg...

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Vor zehn Jahren war lineares Fernsehen über das Internet für die meisten noch im berühmt-berüchtigten Neuland verortet. Wer eine Sendung sehen wollte, tat dies in der Regel über Kabel, Satellit oder Antenne - das war einfach, aber selten besonders ausgefuchst. Durch die Umrüstung der Netze mit höheren Bandbreiten wurde plötzlich aber auch das Internet als Verbreitungsweg interessant, der zusätzlich mit komfortablen Vorteilen wie einer Time-Shift-Funktion aufwarten konnte. Die Deutsche Telekom witterte hierin eine Chance und warb in der Anfangszeit des IPTV beispielsweise aufmerksamkeitswirksam mit einem Pärchen beim Beischlaf. Die ebenso einfache wie verständliche Kernaussage: Das Fußballspiel kann warten, nach einer kurzen Pause geht's weiter.

Entsprechend groß waren die Erwartungen der Telekom an das neue Produkt: "Mit unserem IPTV-Angebot geben wir 40 Jahre nach Einführung des Farbfernsehens den Startschuss für eine neue Ära der Fernsehunterhaltung", kündigte Timotheus Höttges (Foto), damals Festnetz-Chef der Deutschen Telekom, im August 2007 auf der IFA in Berlin vollmundig an.

Der neue Heilsbringer sollte auf den Namen Entertain hören und die Kinderkrankheiten vergessen machen, an denen das ein Jahr zuvor gestartete Internetfernsehen zunächst gelitten hatte. Rückblickend betrachtet muss das Unterfangen als gelungen angesehen werden, auch wenn ein langer Atem vonnöten war, weil dem IPTV mit seiner dem Pay-TV ähnelnden Struktur einer breiten Free-TV-Landschaft entgegenstand.

Doch sowohl Höttges als auch Entertain sind heute noch immer da: Inzwischen steht der 54-Jährige an der Spitze des Konzerns und Entertain bewegt sich einigermaßen zielstrebig in Richtung der Marke von drei Millionen Kunden. Dabei ließen die ersten Zahlen nichts Gutes verheißen, denn als die Telekom im Sommer 2006 ins "neue TV-Zeitalter" startete, war in Medienberichten die Rede von gerade mal 43 Kunden – eine lächerlich niedrige Zahl, wenn man bedenkt, dass die Telekom zum damaligen Zeitpunkt erstmals im Besitz der Bundesliga-Rechte war. Deren Erwerb war strategisch vor allem deshalb wichtig, um auf dem Massenmarkt eine Duftnote zu setzen.

Dafür hatte sich der Bonner Riese auf eine Zusammenarbeit mit dem Sky-Vorgänger Premiere verständigt, der sich nach dem Verlust der Satelliten- und Kabel-Rechte an den neuen Player Arena neu orientieren musste und die Kooperation mit der Telekom gerne einging. Kein Wunder, soll die Telekom im Gegenzug doch angeblich 20 Millionen Euro nach Unterföhring überwiesen haben. Kein schlechter Deal angesichts der überschaubaren Zahl an Zuschauern, für die Hochkaräter wie Marcel Reif und Franz Beckenbauer sendeten. "Premiere bleibt im Spiel", jubelte der damalige Premiere-Boss Georg Kofler entsprechend laut.

Doch während es für den Pay-TV-Sender ein lukrativer Handel war, strahlte die Bundesliga nicht auf die Marke Telekom – bloß wenn mal wieder technische Probleme auftraten, musste die Telekom als Sündenbock herhalten. Später, als das Arena-Intermezzo vorzeitig beendet war, wurde dann auch der Ton zwischen Telekom und Premiere härter. "Liebe Premiere-Kunden, gehen Sie bloß nicht in die Verlängerung", tönten die Bonner in einer Marketing-Kampagne, die den Pay-TV-Konkurrenten derart verärgerte, dass dieser die Verbreitung seiner Sender über Entertain komplett einstellte. Aus Partnern waren jetzt Feinde geworden.

... und plötzlich waren die Bundesliga-Rechte weg
Die Telekom hatte mittlerweile jedoch längst Constantin Medien mit der Produktion der Bundesliga-Sendungen beauftragt, die das Internetfernsehen weiter salonfähig machen sollten. Liga total mit Johannes B. Kerner als Zugpferd war geboren und der Magenta-Anstrich in den Übertragungen plötzlich unübersehbar. Und in der Tat: Das in der Zwischenzeit deutlich professionalisierte Entertain fand allmählich Gefallen bei den Kunden – über fünf Jahre nach dem Start zählte die Telekom immerhin 1,5 Millionen IPTV-Nutzer, denen man neben Live-Fußball längst ein großes Sender-Angebot bot. Gewissermaßen lief also vieles nach Plan.

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© Telekom

Bis zum 17. April 2012. Dass die Deutsche Telekom an diesem Tag nach einem harten Bieter-Wettkampf sämtliche Internet-Rechte an den Premiere-Nachfolger Sky verlieren würde, hatten die Verantwortlichen in Bonn nicht erwartet. "Wir sind bis an die Grenze gegangen und das hat nicht gereicht", ließ das Unternehmen enttäuscht verlauten und kündigte an, das Gespräch mit dem Rivalen zu suchen, um den eigenen Kunden auch weiterhin Bundesliga-Spiele anbieten zu können.

Ohne den Live-Sport hätte vermutlich so mancher der Telekom den Rücken gekehrt, zumal inzwischen längst auch die Kabelnetzbetreiber mit ihren Kombi-Paketen aus Telefon, Internet und Fernsehen um die begehrte Kundschaft buhlten.

Und so folgte ein halbes Jahr später – notgedrungen – die Annäherung und damit die Rückkehr des Sky-Angebots auf die Entertain-Plattform. Ein Schritt, mit dem zugleich eine Phase der Neuorientierung begann, doch trotz des Rückschlags war den Telekom-Verantwortlichen die Lust auf eigene Inhalte erstaunlicherweise nicht vergangen. 2014 erwarb man die Rechte an der Basketball-Bundesliga, 2016 folgte die Eishockey-Liga und neuerdings soll auch die 3. Fußball-Liga weitere Kunden anlocken. Jüngst überraschte die Telekom gar mit der Ankündigung eines gemeinsamen Sport-Pakets mit Sky, das IPTV bei so manchem Fan sicher zu einer interessanten Alternative machen dürfte.

Die ersten zehn Entertain-Jahre waren neben allen technischen Neuerungen, die das IPTV mit sich brachte, also nicht zuletzt geprägt vom millionenschweren Poker um den Sport. Doch um im Wettbewerb mit neuen Anbietern wie Netflix oder Amazon schritthalten zu können, plant der Telekommunikations-Riese inzwischen sogar die Produktion eigener Serien. "Das kommt relativ schnell", ließ Telekom-Vorstand Niek Jan Van Damme kürzlich auf der Breitband-Messe ANGA COM verlauten, betonte aber gleichzeitig, "vorsichtig vernünftig damit anfangen" zu wollen.

Dass man es ernst meint, zeigt allerdings die Ankündigung, einen dreistelligen Millionen-Betrag in Content investieren zu wollen. Ein mutiger Schritt, der für die Konkurrenz von Vodafone aktuell übrigens kein Thema ist. Ob damit die "neue Ära der Fernsehunterhaltung" verbunden sein wird, die man schon vor zehn Jahren prophezeite, gilt es jedoch erst noch zu überprüfen.

Quelle; dwdl
 
Ich finde es immer wieder prickelnd, wenn im Nachbargrundstück schon das Tor bejubelt wird, das über Entertain erst Sekunden später (prinzipbedingt) auf dem Bildschirm erscheint.
Gut, bei Filmen oder Serien spielt das keine Rolle, aber vielleicht auch deshalb gibt es noch so viele Bundesliga-/Sport-Abos über Sky.

MfG CKtwo
 
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