Warnung: Gefährliche grüne Laserpointer!
Entdeckt: Grüne Laserpointer strahlen gelegentlich stark im Infrarotbereich
Erscheinungsdatum: 23 August 2010
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Grüne Laserpointer werden nicht nur dank sinkender Preise immer beliebter. Im Vergleich zu ordinären roten Laserpointern sieht das menschliche Auge das Licht der grünen Ausführung deutlich heller. Außerdem können Menschen mit Rot-Grün-Blindheit oft rote Laserpointer überhaupt nicht sehen, wenn sie nicht zumindest hellrot sind. Doch haben grüne Laserpointer nicht nur Vorteile: Im Internet zirkulieren in letzter Zeit immer wieder Berichte über die Gefährlichkeit gerade von preiswerten Modellen. Die Frage ist, was an diesen Geschichten dran ist.
Nun hat sich ein Team Physiker um Charles Clark vom NIST (National Institute of Standards und Technology, USA) daran gemacht, diese Sache aufzuklären. Bei ihrer Suche fanden sie einen gewöhnlichen grünen Laserpointer, der fast doppelt so viel Licht abstrahlte wie angegeben. Das Merkwürdige daran war, dass dieses „Zuviel“ an Licht nicht im sichtbaren, sondern im infraroten Spektrum emittiert wurde. Laut den Physikern kann man dieses fehlerhafte Verhalten mit normalen Webcams überprüfen, da diese in der Regel IR-empfindlich sind. Das Foto zeigt oben die Sicht des Auges auf das (gebrochene) Licht eines grünen Laserpointers. Darunter zeigt die Webcam zwischen den grünen Lichtpunkten auch weiße Flecken: die infrarote Strahlung!
Bei einer Einkaufstour stolperten die Physiker über preiswerte grüne Laserpointer, die mit 10 mW Lichtleistung beworben wurden und in vielen Ländern so gar nicht verkauft werden dürften. Da Halbleiter großen Exemplarstreuungen unterliegen, kann es aber durchaus bei zulässigen 3-mW-Laserpointern zur Ausreißern kommen, die 10 mW erreichen. Und Messungen des NIST zeigten dann auch, dass ein gekauftes Exemplar zwar nur recht schwach grün leuchtete, dafür aber mit fast 20 mW heftig infrarot laserte! Diese Lichtleistung kann durchaus zu bleibenden Schäden der Retina führen – weil man das Licht nicht sieht, unterbleibt sogar der schützende Lidschlussreflex. Die Tests wurden dann noch mehrfach an anderen Pointern durchgeführt und kamen zum gleichen Ergebnis: Einige, aber nicht alle Exemplare strahlen deutlich im IR-Bereich.
Der Grund für das unerwünschte IR-Licht ist in der mangelhaften Verarbeitungsqualität zu suchen. Ein typischer grüner Laserpointer besteht nämlich aus einer IR-Laserdiode, die mit ihrem Licht bei einer Wellenlänge von 808 nm einen Yttrium-Orthovanadat-Kristall bestrahlt, der mit Neodym-Atomen dotiert ist (Nd:YVO4). Daraufhin emittiert dieser Kristall einen Laserstrahl mit 1064 nm. Mit diesem Licht wird dann wiederum ein Kristall aus Kaliumtitanylphosphat (KTP) bestrahlt, der dann grünes Laserlicht mit der halben Wellenlänge = 532 nm abstrahlt. Wenn nun der KTP-Kristall nicht gut justiert ist, wird nur wenig infrarotes in grünes Licht konvertiert – das meiste Licht verlässt den Kristall dann unverändert als IR-Strahl hoher Leistung. Außerdem kann auch verstärkt IR-Licht austreten, wenn die Spiegelschichten an den Kristall-Enden zu dünn geraten sind.
Die Physiker weisen darauf hin, dass man dieses Problem sehr leicht vermeiden könnte, wenn man einen preiswerten IR-Filter einbauen würde. Ob der eigene Laserpointer zu dieser Kategorie mit IR-Leckstrahlung gehört, kann man mit einer Webcam überprüfen. Es ist jede Webcam geeignet, welche die Sende-LED einer üblichen IR-Fernbedienung als hellen Lichtpunkt anzeigt.
Das man dabei Vorsicht walten lassen sollte, versteht sich von selbst. Fenster (vor allem diejenigen, welche eine Reflektionsschicht aufweisen) können Laserlicht reflektieren. Daher sollte man einen solchen Pointer auch niemals auf ein Fenster richten - das kann im wahrsten Sinne ins Auge gehen!
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