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Fliege, Tiere, Hardcore-Sex: Klein, aber oha

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Fliege, Tiere, Hardcore-Sex: Klein, aber oha

Im vergangenen Jahrzehnt haben nicht nur die großen Sender für Schlagzeilen gesorgt. Hin und wieder waren es auch die kleinen Kanäle, die in der Nische einen Platz einzunehmen versuchten. Nicht selten gingen diese Versuch gnadenlos schief.

Die Digitalisierung macht es möglich: Neben den großen Fernsehsendern haben sich in den vergangenen Jahren unzählige Spartenkanäle entwickelt, die - oft im Nichts - um die Gunst vermeintlich interessierter Zuschauer kämpfen. Das Problem: Die Zuschauerzahlen sind gering, die Verbreitungskosten dafür umso höher. Anders als in den USA, wo es eine immense Zahl an Spartensendern gibt, müssen die Verantwortlichen hierzulande für die Verbreitung zahlen - das Abenteuer in der Nische kann damit in Deutschland schnell nach hinten losgehen.

Rückblickend hat es in der jüngeren Vergangenheit zahlreiche Versuche geben, Spartensender zu etablieren. Oft ging es schief, viele sind sogar gar nicht erst gestartet. Ein sehr prominentes Beispiel ist der Schwulen-Sender Timm. Gerade mal ein halbes Jahr dauerte es nach dem Start im November 2008, dass sich Timm aus finanziellen Gründen von etlichen festen und freien Mitarbeitern hatte trennen müssen. Im Januar 2010 machte schließlich die Insolvenz der Betreiberfirma Deutsche Fernsehwerke Schlagzeilen - doch bei Timm gab man sich zunächst trotzdem optimistisch.

"Es liegen mehrere ernstzunehmende Angebote von verschiedenen Marktteilnehmern vor", versicherte Timm-Geschäftsführer Frank Lukas zwischenzeitlich. Er sei "sehr zuversichtlich, dass es mit Timm weitergeht". Und tatsächlich: Auch drei Jahre nach dem Start sendet Timm noch über Zattoo und Entertain, allerdings mit längst veralteter Werbung. Von den großen Ankündigungen, die es im Vorfeld gab, ist jedenfalls nicht mehr viel übrig. "Wir erschaffen eine Welt, in der die schwule Zielgruppe nicht mehr suchen muss, sondern findet, was sie sucht, weil wir für sie vorselektiert haben", sagte Lukas vor dem Start.

Selbst an teure Eigenproduktionen wagte sich der Sender. So gab es ein tägliches Abendmagazin mit dem Titel "Timmtoday", dazu den Nachttalk "Timmousine", der in einem Taxi aufgezeichnet wird, ein Reisemagazin namens "Upgrade" und das Datingformat "Homecheck". Völlig verschwunden ist indes der Dokumentationssender terranova, der Mitte September 2004 startete und knapp drei Jahre durchhielt. Er trat die Nachfolge des Musiksenders Onyx TV an und sendete schwerpunktmäßig Naturdokumentationen, aber auch eigene Infoformate.

Zum Programm des Spartenkanals gehörte unter anderem eine wöchentliche Talkshow mit dem EU-Abgeordneten Daniel Cohn-Bendit. Als Begründung für die Einstellung des Sendebetriebs werden vom Sender wirtschaftliche Schwierigkeiten angeführt. So seien insbesondere die "hohen Kosten der technischen Verbreitung und das mengen- und rabattgetriebene System der Media-Buchungen" für das Aus des Senders verantwortlich. Zumindest im Fall der Kosten für die technische Verbreitung verwundert die Argumentation: Die Kosten sollten im Vorfeld klar kalkulierbar gewesen sein.

Ebenfalls Geschichte ist der Literatursender Lettra, der nicht mal ein halbes Jahr am Markt durchhielt. Dabei hatte man auch hier zunächst noch kämpferisch gegeben und angekündigt, den Sendebetrieb mit dem gesamten Team fortführen zu wollen. "Die Lettra GmbH ist weder aus eigener Kraft mangels finanzieller Ressourcen noch im Rahmen des eröffneten Insolvenzverfahrens sanierbar", ließ der Insolvenzverwalter wissen, nachdem die Lichter ausgegangen waren. Seiner Einschätzung zufolge hätte der Sendebetrieb noch über mehrere Monate hinweg einen hohen sechsstelligen Verlust verursacht. "Keiner meiner Gesprächspartner war zur Finanzierung dieses Anlaufverlustes bereit, zumal keiner weiß, wann jemals Gewinner erzielt werden können", sagte der Anwalt.

Lettra und der inzwischen zum Internetportal umgewandelte Spartensender Tier TV teilen sich übrigens eine Gemeinsamkeit: Auch bei Tier TV ging es einst um Bücher. Promi-Sternchen Kader Loth war dort jedenfalls zwischenzeitlich mit einer eigenen Literatursendung vertreten. Doch auch das half nichts: Bereits 2009 und damit drei Jahre nach dem Start wurde die Verbreitung über Astra und Kabel digital eingestellt. Als Grund gaben die Verantwortlichen die Werbe- und Kapitalmarktkrise an. Wenig besser erging es dem digitale Heimwerker-Kanal XXHome, der seit September 2009 mehrfach nur noch ein Testbild gesendet hatte. Kurz vor Weihnachten wurde der Sendebetrieb schließlich komplett eingestellt.

Auch den von der Deutschen Bahn betriebene Sender Bahn TV, der Anfang 2001 auf Sendung ging, gibt es mittlerweile nicht mehr. Ende 2010 wurde der Betrieb eingestellt, seither gibt es Bewegtbild nur noch auf der Konzernseite. Von Seiten der Bahn hieß es, dass dies die Möglichkeit eröffne, die Angebote auf bestimmte Zielgruppen zuzuschneiden. Deutlich mehr Schlagzeilen verursachte der Sender Help TV, der im Jahr 2006 sogar vom damaligen NRW-Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers feierlich eröffnet wurde. Angekündigt wurde Help TV als "der erste 24 Stunden-Fullservice-Sender".

Punkten wollte man vor allem mit Jürgen Fliege. Der evangelische Pfarrer hatte zuvor seine Talkshow im Ersten verloren und stand Zuschauern nun bei Help TV mit Rat und Tat zur Seite - einige Negativ-Schlagzeilen inklusive. "So nutzt Pfarrer Fliege hilfesuchende Zuschauer aus", lautete eine davon. Der Grund: Anrufer konnten Namen, Telefonnummer und ihr Problem auf dem Anrufbeantworter einer kostenpflichtigen Nummer hinterlassen. "Bild" hatte daraufhin einen Test gemacht und behauptete, in mehreren Fällen nicht zurückgerufen worden zu sein. Fliege wehrte sich umgehend.

Der entstandene Eindruck sei grob irreführend. "Meine Redaktion ruft wirklich jeden Anrufer zurück, bei dem dies möglich ist. Mit großem Engagement und selbstverständlich auf unsere Kosten beraten wir so unsere Zuschauer auch außerhalb der Sendungen." Dennoch reagierte Help TV auf den Bericht und verlangte daraufhin nur noch 14 Cent für einen Anruf anstelle der ursprünglichen 50 Cent. Inzwischen ist Fliege beim Regionalsender bw family mit einer eigenen Sendung vertreten. Das Scheitern des Beratungssenders Help TV, den der Pfarrer sogar in Fliege TV umwandeln wollte, führte er auf die Verbreitungsform in der digitalen Sparte zurück.

"Man kann digital keine Quote machen", sagte Fliege im Jahr 2008. Nach eigenen Angaben habe er jährlich zudem mehr als 500.000 Euro für die Satellitenverbreitung des Programms bezahlen müssen. Bereits Ende 2007 hatte Help TV seine Satelliten-Verbreitung eingestellt. Zu teuer wurde es auch dem Erotiksender TV6, der seit 2003 aus einem Linzer Tabledance-Club sendete aus über Astra sein Programm verbreitete. Das ansich klingt wenig spektakulär, doch die Tatsache, dass immer wieder Hardcore-Sex völlig unverschlüsselt über die Bildschirme flimmerte, ist durchaus erwähnenswert.

Über fragwürdige Quizspiele sollte das Programm schließlich am Leben erhalten werden - fast schon verzweifelt wirkte der Moderator, der vor trostloser Kulisse zum Anrufen animinierte. Mit Erotik hatte das wenig zu tun und auch am Ende halfen nackte Tatsachen wenig. "Leider haben sich heute die finanziellen Verhandlungen mit Astra zerschlagen und TV6 wird nicht mehr ausgestrahlt", hieß es im Herbst 2005. Zuvor hatte es noch geheißen, ein tagelanger Sendeausfall sei aufgrund "technischer Probleme" erfolgt.

Lesen Sie nächsten Freitag in unserem Special den zweiten Teil über die Spartensender - dann geht es um Kanäle, die zwar angekündigt wurden, aber nie auf Sendung gegangen sind...
Quelle: DWDL
 
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