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TV SPORT Eurosport: Österreichs Bundesliga "nicht uninteressant"

Trotz technischer Pannen ist Discovery-Managerin Susanne Aigner-Drews mit dem Einstieg in die deutsche Bundesliga zufrieden

STANDARD: Sie haben sich mit Eurosport Rechte an der Deutschen Fußballbundesliga gesichert. Der Start war mit den technischen Pannen holprig. Eine erste Bilanz nach vier Spieltagen?

Susanne Aigner-Drews: Das Rechtepaket beinhaltet 45 Spiele pro Saison. Umfasst sind alle Freitagsspiele, fünf Spiele mit den neuen Anstoßzeiten am Sonntagmittag, fünf am Montagabend, dazu kommen noch der Supercup und die Relegationsspiele. Der Großteil davon ist exklusiv, zu sehen über unsere Plattform Eurosport Player. Dazu haben wir Kooperationen mit HD+ und Amazon Channels abgeschlossen.

Mit dem Start sind wir insgesamt zufrieden, wir wissen aber, dass wir mit dem Eurosport Player technische Probleme hatten, das wollen wir nicht kleinreden. Beim ersten exklusiven Spiel waren es große Probleme, in der zweiten Runde konnten wir 98 Prozent des Spiels stabil ausliefern. Am vergangenen Wochenende hat technisch alles funktioniert. Inhaltlich bekommen wir richtig gutes Feedback, das freut uns sehr. Gut angenommen werden der Experte Matthias Sammer, Moderator Jan Henkel und unsere Kommentatoren. Nach den Startschwierigkeiten sind wir auf einem sehr guten Weg.

STANDARD: Die Deutsche Bundesliga hat wegen der technischen Probleme protestiert, genauso wie der Hamburger SV, der in den ersten vier Runden drei Freitagsspiele zu absolvieren hatte. Sie haben alle Abonnenten des Eurosport Player (49,99 Euro pro Jahr oder 5,99 monatlich, Anm.) eine Entschädigung von zehn Euro zugesagt. Wie viel hat Sie das gekostet?

Aigner-Drews: Es gab die Entschädigung, das stimmt, Es entspricht nicht unserem Qualitätsstandard, dass wir ein Produkt liefern, das technisch nicht einwandfrei ist. Die Entschädigung ist sehr positiv aufgenommen worden.

STANDARD: Sehen Sie die deutsche Bundesliga als Startschuss für weitere Fußballrechte, oder war es das vorerst?

Aigner-Drews: Generell schauen wir uns alle Rechte an, die ausgeschrieben werden, das Geschäftsmodell muss einfach passen. Das Zeichen mit der Bundesliga zeigt, dass wir einen langfristigen Plan haben und groß einsteigen wollen. Die Rechte haben wir für vier Jahre, und beim Fußball ist sicher noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht.

STANDARD: Wie sieht die technische Verbreitung aus?

Aigner-Drews: Der Eurosport Player ist ein Internetangebot, das auf allen Endgeräten verfügbar ist. 90 Prozent der Bevölkerung in Deutschland verfügen über Internet, in Österreich sind es mehr als 80 Prozent der Haushalte. In der Theorie erreichen wir auf diesem Weg mehr potenzielle Kunden als über alle anderen Übertragungswege.

STANDARD: An Lösungen für den großen Bildschirm mangelt es noch, oder?

Aigner-Drews: Der Eurosport Player kann über Googles Chromecast-Stick empfangen werden oder über Apple TV der vierten Generation, und es gibt die App über aktuelle Samsung-Smart-TVs. Das Angebot in diesem Bereich wird stetig ausgebaut und optimiert.

STANDARD: Mit Sky hat es ja keine Einigung gegeben, um auf deren Plattform vertreten zu sein.

Aigner-Drews: Wir sprechen mit diversen Distributionspartnern. Zu aktuellen Gesprächen können wir uns aber nicht äußern.

STANDARD: Die Eurosport-Mutter Discovery hat sich für 1,3 Milliarden Euro die Rechte an den Olympischen Spielen von 2018 bis 2024 gesichert. In den meisten Ländern gibt es Sublizenznehmer. Warum kein Alleingang, um Eurosport zu pushen?

Aigner-Drews: Wir haben immer kommuniziert, dass wir für Kooperationen offen sind, und freuen uns, dass wir in Deutschland nach langen, zähen Verhandlungen mit ARD und ZDF einen Sublizenzierungsdeal geschafft haben. Die Olympischen Spiele werden auf mehr Sendern als jemals zuvor zu sehen sein. In den meisten Ländern ist Eurosport ausschließlich ein Pay-TV-Angebot, hier haben wir gemäß der Vereinbarung mit dem IOC ebenfalls die Sublizenzierungsdeals abgeschlossen.

STANDARD: In Österreich zum Beispiel mit dem ORF. War der ORF so ein leichter Verhandlungspartner, dass es viel schneller gegangen ist als etwa in Deutschland?

Aigner-Drews: Jeder Markt hat eigene Gegebenheiten. Mit dem ORF waren wir inhaltlich sehr rasch einig, was nicht heißt, dass es einfache Verhandlungen waren.

STANDARD: Teil des Pakets ist ein eigener Olympiakanal. Kritiker vermuten darin einen Olympia-Jubelsender, der mit journalistischer Unabhängigkeit nichts mehr zu tun hat. Wie sehen Sie das?

Aigner-Drews: Der olympische Kanal ist so konzipiert, dass er nicht während der Olympischen Spiele Livebilder sendet, sondern ein Instrument ist, um das olympische Feuer davor und danach, also zwischen den Spielen, brennen zu lassen. Wir zeigen die größten olympischen Momente, das ist die Idee, und das heißt nicht, dass wir für unsere eigenen Übertragungen die journalistische Hoheit aus den Händen geben. Ganz im Gegenteil. Eurosport zeigt schon seit Jahrzehnten jene olympischen Sportarten, die sonst keine oder nur eine geringe Präsenz haben.

STANDARD: Ist Österreich als Markt für Eurosport interessant oder eine Nummer zu klein, um bei Sportrechten mitzubieten?

Aigner-Drews: Der Wintersport gehört zu den Kernkompetenzen von Eurosport. Seit vielen Jahren haben wir praktisch alle Rechte, diese umfassen auch die Bewerbe in Österreich. Insofern ist Österreich ein wichtiger Zusehermarkt, auch inhaltlich. Prinzipiell sehen wir uns alle Rechte an und überlegen, ob wir mitbieten. Ski Alpin ist auf jeden Fall Thema, und wir haben mit dem ORF eine gute Koexistenz. Das wird sich auch nicht ändern.

STANDARD: Gibt es Interesse an den Exklusivrechten?

Aigner-Drews: Das ist derzeit kein Thema, und für die Saison 2017/18 bleibt ohnehin alles beim Alten.

STANDARD: Thema sind derzeit die Rechte für die Österreichische Fußball-Bundesliga. Bieten Sie mit?

Aigner-Drews: Ich bitte um Verständnis, aber zu laufenden Prozessen können wir nichts sagen. Wir sehen uns alles intensiv an.

STANDARD: Also nicht grundsätzlich uninteressant?

Aigner-Drews: Genau, die österreichische Bundesliga ist grundsätzlich nicht uninteressant.

STANDARD: Bei den Summen, die für Sportrechte im Spiel sind, können viele Free-TV-Sender nicht mehr mit. Wird es in ein paar Jahren Spitzensport nur noch im Pay-TV geben?

Aigner-Drews: Wir haben einen rasanten Anstieg und eine Hyperinflation in Bezug auf die preisliche Gestaltung der Sportrechte. Das hängt mit dem Mehr an Wettbewerb zusammen, was ja grundsätzlich etwas Gutes ist. Für den Zuseher bedeutet das mehr Auswahl und Flexibilität. Gleichzeitig müssen solche Modelle auch finanziert werden, und da orientiert sich der Markt stark in Richtung Pay-TV, das ist richtig. Oft heißt es: Sport verschwindet hinter der Paywall. Wir reden aber über eine riesige Anzahl an Übertragungen, die im Free-TV überhaupt nicht möglich wären und die es dort auch nie gegeben hat. Deswegen verschwindet auch nichts hinter der Paywall. Für einen einzigen Sender wäre das nicht stemmbar. Das kann nur Pay-TV leisten. Und ja, das kostet Geld. In Deutschland sind aber mehr und mehr Leute bereit, für exklusive, hochwertig produzierte Inhalte auch zu zahlen.

STANDARD: Die Champions League verschwindet aber in Österreich und Deutschland komplett hinter einer Bezahlschranke, indem sich Sky und Dazn die Rechte ab 2018 teilen.

Aigner-Drews: Das ist einfach dem Wettbewerb geschuldet, den die neuen Plattformen befeuern. Und die Champions League ist ein Beispiel dafür, wie es künftig aussehen kann und wird.

STANDARD: Amazon und Facebook investieren mit ihren Milliarden auf dem Konto immer mehr in Sportrechte. Besteht die Gefahr, dass sie sich den Markt aufteilen und andere Anbieter auf der Strecke bleiben?

Aigner-Drews: Die Digitalisierung bringt neue Anbieter, was grundsätzlich positiv zu bewerten ist, da der Zuseher mehr Auswahlmöglichkeiten hat. Wir reden oft über Sport und Sportarten, die im Free-TV in der Breite nie zu sehen wären. Die neuen Marktteilnehmer müssen ihre Kompetenz aber erst unter Beweis stellen. Eurosport hat 30 Jahre Erfahrung und genügend Renommee, um sich dieser Konkurrenz zu stellen. Ob das jetzt die Experten Boris Becker, Matthias Sammer oder Sven Hannawald sind, für den Zuseher spielt das eine wichtige Rolle, aber in der Zukunft wird es sicher auch Partnerschaften mit den neuen Playern geben.

STANDARD: Über Amazon sind Sie mit dem Eurosport Player vertreten. Besteht die Gefahr, dass die Plattform den Player eliminiert, weil sie sich um Sportrechte konkurrieren?

Aigner-Drews: Wir haben mit Amazon Channels eine langfristige Partnerschaft vereinbart. Der Eurosport Player besteht ja aus mehr als nur der Fußball-Bundesliga. Unsere komplette Sportkompetenz ist hier gebündelt, was für Amazon Channels ein großer Mehrwert ist. Wir zeigen u. a. drei von vier Grand-Slam-Turnieren, Radsport mit der Tour de France, Wintersport oder die Moto-GP. Das ist ein richtig großes Pfund, deswegen machen wir uns keine Sorgen.
(Oliver Mark, 20.9.2017)

Susanne Aigner-Drews (48) ist Geschäftsführerin von Discovery Networks Deutschland mit den Sendern DMAX, TLC, Eurosport, Discovery Channel, Animal Planet und Eurosport 2. Zuvor war sie unter anderem Bereichsleiterin Marketing und Vertrieb bei Sport 1 (ehemals DSF) und Geschäftsführerin der Mediaagentur Media Plan.

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foto: discovery / bettina theisinger
Susanne Aigner-Drews führt von München aus die Geschäfte von Discovery Networks Deutschland mit dem Neo-Fußball-Bundesliga-Sender Eurosport: "Nach den Startschwierigkeiten sind wir auf einem sehr guten Weg."

Quelle; derstandard
 
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