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Off Topic Schmierung der Motorradkette: ölen statt fetten

Die EU-Behörden denken über ein Verbot von PFAS nach. Die Experimente mit reinem PTFE als Schmiermittel waren eh nur so mittel. Wie funktioniert einfach ölen?

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Das abgeschleuderte Öl zeigt sich deutlich auf der staubigen Felge.
(Bild: Clemens Gleich)

Mein Test der Kettenschmierung mit reinem PTFE statt normalem Kettenspray ergab ein so-lala-Ergebnis: Ja, es schmiert, aber im Straßenbetrieb ist die Kette auch nicht sauberer, die Schmierintervalle sind mit 200 bis 300 km deutlich kürzer (gutes Kettenspray kann über 1000 km halten) und mit dem Straßenstaub war der Laufwiderstand der Kette auch nicht besser als mit normalem Kettenspray. Einziger Vorteil: kein batziges Kettenfett auf den Felgen. Zum Ende des Tests schrieben mir Leser interessante Dinge in Vorbereitung auf ein vielleicht kommendes Verbot von PFAS: Viele ölen die Kette einfach, statt sie mit Haftspray zu behandeln. Da auch normales Kettenspray PTFE enthält zur Schmierung, habe ich die Tipps ausprobiert und eingeordnet.

Die erste Ölung

Einige Motorradfahrer nehmen tatsächlich WD40 als Ketten-Schmiermittel. Ich denke, das tun sie schlicht, weil es halt im Regal steht. In der Motorradszene gibt es das Mem, dass WD40 die Dichtringe angreift. Das habe ich telefonisch kurz bei WD40 überprüft, es stimmt: WD40 löst die Weichmacher aus den Dichtringen aus, sodass sich deren Alterung beschleunigt. Deshalb gibt es im WD40-Sortiment Kettenfett (Sommer, Straße) und Kettenwachs (Offroad, Nässe, Winter). Das normale WD40 als Multifunktionsöl wird sowieso von anderen, ebenfalls oft im Haus befindlichen Ölen in Sachen Schmierwirkung übertroffen.

Einfaches, säurefreies Universalöl zum Beispiel gibt es ebenfalls in praktischen Sprühdosen. Es findet sich zum Beispiel in Schmiermitteln für Beschläge. Die Schmierwirkung ist sehr gut, die Kriechfähigkeit stimmt, aufgrund der Viskosität wird es jedoch entsprechend schnell abgeschleudert. Ich kam trotzdem auf Schmieretappen wie beim Profi Dry Lube: im Trockenen schmiere ich nach jedem Tanken nach, also nach 200 bis 300 km. Für lange Touren nehme ich das praktischere Kettenspray mit, das danach im Alltag vom Öl wieder ausgewaschen wird.

Die Schmierung ist eine ganz andere als mit Kettenspray. Die Kette läuft wesentlich leichter, bemerkbar schon beim Schieben, aber auch beim Rollen im Leerlauf. Das abgeschleuderte Öl landet auf der Felge, lässt sich aber anders als das stark anhaftende Kettenspray sehr einfach abwischen. Beide Dinge kennen Kettenöler-Nutzer aus ihrem Alltag. Nur mit sehr nassforschem Auftragen wird das Abschleudern exzessiv. Ich habe der Einfachheit (und des geringen Preises für diese Öle) wegen einmal großzügig aufgetragen und danach den Überschuss mit einem Lappen abgezogen.

In der Praxis ununterscheidbar in Wirkung und Anwendung: Fahrradkettenöl. Falls es also da etwas aufzubrauchen gibt: immer ruff. Fahrradkettenöle gibt es mittlerweile in guter Qualität als biologisch abbaubare Varianten. Die Abbaubarkeit ist üblicherweise deutlich auf der Flasche gekennzeichnet und wird nach OECD-Test #301B ermittelt. Fahrradöl statt aufbrauchen extra kaufen für die Motorradkette würde ich indes nicht, weil die Preise dort bis über 300 Euro pro Liter gehen, wahrscheinlich aufgrund der kleinen Spezialgebinde.

(Altes) Motoröl


Für meine Aprila RSV Mille hatte ich mir den Kettenöler "Pro Oiler" gekauft, das war damals der beste Kettenöler und ich habe bis heute keinen besseren erlebt. Das schließt nicht aus, dass es bessere Produkte geben könnte, weil ich nicht alle getestet habe. Damals hatte der (mittlerweile leider verstorbene) Erfinder des Geräts mit 10W40-Motoröl getestet, weil das in den meisten Garagen als Neu- oder Altöl schon zur Verfügung steht. Folglich befüllte ich meinen Minitank auch damit.

Die Schmierwirkung von Motoröl auf der Kette ist sehr gut, es spricht aufgrund der offen laufenden und daher ohnehin Schmutz sammelnden Kette auch nichts gegen die Minderqualität von Altöl, die Praxis ist allerdings aus Naturschutzgründen stark rückläufig geworden. Der Pro Oiler und andere Motorradöler setzen heute biologisch abbaubares Kettensägenfett ein. Die Firma Louis verkauft mittlerweile sogar ein eigenes Kettenöleröl: Louis Care Kettenöl 80W90.
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Die Pumpe des Pro Oilers im Heckrahmen der Aprilia RSV Mille. Die Software des Systems war damals auf 10W40-Motoröl optimiert, heute kommt beim Pro Oiler wie bei den meisten Kettenölern biologisch abbaubares Kettensägenöl zum Einsatz.

(Bild: Clemens Gleich)

Kettensägenöl

Kettensägenöl eignet sich gut für Motorradketten, weil das meiste davon abgeschleudert wird. Das Öl verbleibt also ähnlich kurz auf der Kette wie bei der Säge, wo das Meiste ins Holz abgeschmiert wird. Damit stellen sich Bioöl-typische Probleme mit Verharzung in der Praxis nur bei langen Standzeiten, vor denen man die Kette reinigen kann oder man wartet einfach, bis sich die Harzbrocken danach abgeschleudert haben (ich bin Winterfahrer, das ist nicht das Schlimmste, was meinen Ketten passiert).

Korrosionsschutz

In der Holzbranche sind Bioöle für die Ketten seit Jahrzehnten Standard, wobei die Anforderungen an ein Kettensägenöl gering sind. Auch hier wurde früher (und wird heute) aus Kostengründen gern Motoren-Altöl genommen. Anhand meines Wintertestes an der kleinen Kawasaki Ninja 300 möchte ich aber auf eine weitere Eigenheit dieser Öle hinweisen: Der Korrosionsschutz geht nicht über den Ölfilm hinaus.
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Enttäuschung Scottoilder E-System V2 (2016): Die Pumpe förderte im Winter das im Kurzstreckenbetrieb stets zähe Öl viel zu langsam. Nur wenige ölfeuchte Flecken zu sehen. Der Rest der Kette rostet und verschleißt.
(Bild: Clemens Gleich)

An der Kettensäge ist das egal, die schleift den Rost im Holz ab. An der Motorradkette ist es größtenteils egal, solange man regelmäßig fährt. Die Oxidation findet größtenteils an den Außenlaschen statt, weil dort das Öl schnell abgespült wird, und Kettenöler fetten vom Ritzel aus zu den Dichtringen nach. Das hat funktional keine Auswirkungen, sieht aber so unschön aus, dass selbst ich dereinst halbherzig zu einem Putzlappen griff, um das Gröbste zu beheben. Beim von Hand fetten öle ich die Außenlaschen zum Korrosionsschutz mit. Grundsätzlich würde ich bei Kettensägenöl etwas mehr nehmen als bei speziell abgestimmten Ölen, um die Nachteile auszugleichen. Etwas! Nicht so viel, dass der Reifen im Öl schwimmt.

Die Entwicklung hier ist auch nicht stehengeblieben. Es gibt zum Beispiel mittlerweile wasserbasierte Schmierstoffe, die noch leichter abbaubar sind, besser schmieren, bei tieferen Temperaturen einsetzbar sind, besseren Korrosionsschutz mitbringen und chemisch stabil sind, also über lange Zeiten im Tank bleiben können. Ein Beispiel ist das Kettensägen-Schmiermittel Divinol AquaChainFluid der Firma Zeller + Gmelin.

Zukunft

Bis jetzt hat die EU noch gar nichts entschieden, und angesichts von Verbrennerverbot und GEG-Novelle in der Kluft zwischen Entwurf und Realpolitik sollten wir abwarten, ob sich da wirklich je etwas ergibt, das eine über die Bürokratie hinaus wahrnehmbare Auswirkung hat. Der wissenschaftliche Einwand gegen das PFAS-Verbot lautet: Wenn diese Stoffgruppe verboten wird, werden Ingenieure Ersatzstoffe erfinden, die ähnlich funktionieren, weil wir die brauchen. Wenn die Ersatzstoffe ähnlich funktionieren, bauen sie sich ebenfalls kaum ab, weil diese geringe Interaktion ja die gewollten Eigenschaften hervorbringt. Und dann können wir gleich das bekannte Übel verwenden.

Mahnung Pflanzenschutz, vor allem Neonicotinoide: Es werden Mittel verboten, dann schubsen die Leute ein paar Moleküle um für ein neues Mittel, das ähnlich funktioniert, für das es aber keine Erfahrungswerte gibt. Wenn es schließlich Erfahrungswerte gibt, stellt sich häufig heraus, dass die Nebenwirkungen schlimmer geworden sind oder auch einfach nur anders schlimm. Davon ab: Kettenöle und -wachse ohne PTFE (eine Untergruppe von PFAS) werden ganz gut funktionieren, und selbst "irgendwas draufölen" funktioniert in der Verlustschmierung (meistens) überraschend gut.

Mich persönlich wundert nur, dass noch kein Motorradhersteller einen automatischen Kettenöler als Serienausstattung oder Werkszubehör anbietet. Bei den Kettensägenherstellern sehen wir, wie trivial so eine Technik ist und die dazu geeigneten abbaubaren Öle gibt es für Fahrräder und Kettensägen schon ewig. Das geringfügige Mehrgewicht gleicht die höhere verfügbare Leistung aus besserer Schmierung mehr als aus. Meine geheime Hoffnung, die als "wartungsfrei" beworbene, weil DLC-beschichtete Kette Regina HPE, hat sich indes als nicht Winterfahrer-fest erwiesen. In der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift MO lese ich im Dauertest, wie sich die Dichtringe verabschiedet haben, weil das Wintersalz sie aufgerieben hat. Einen salzigen Winter allerdings schafft meine Kette ebenfalls ohne Schmierung, ohne DLC ...

Quelle; heise
 
Um beim Topic zu bleiben, Öl ist bekanntlich viel flüssiger als Fett. Demzufolge
wird es auch garantiert länger an den Kettengliedern haften und schmieren,
als Öl, auch wenn es dickflüssige Öle gibt.
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Und dass man Öl oder Fett zum Säubern nimmt, höre ich auch zum ersten Mal.
 
Es gib Öle die gleichzeitig reinigen und pflegen. Die Wunderwaffe Ballistol als Beispiel oder verschiedene von Würth.
 
Ballistol ist mir sehr gut bekannt als Waffenöl und auch als Pflegemittel für meine Angelruten.
Aber, ich frage mich, wie soll ein Öl denn reinigen, in diesen Fall eine Motorradkette? Wenn ich
z.B. das Ballistol auf meine Angelruten sprühe und danach mit einem Lappen abwische, dann
schon, aber bei einer Motorradkette?
Wenn die Kette bewegt wird, dann wird das sehr flüssige Öl gleich rausgeschleudert und damit
ist die Schmierung nur von kurzer Dauer, das doch immer sehr zähflüssiges Schmiermittel Fett
sollte da viel länger an den Gliedern haften.
 
Hallo.

Ich habe zwar kein Motorrad, aber schmiere die Kette vom Fahrrad mit salzwasserbeständigem Fett ein.
Dazu wird dieses üppig auf der Kette aufgetragen und dann das überschüssige Material mit einem Putzlappen gut abgewischt.
Das hat sich bisher bei der Fahrradkette gut bewährt.

Allerdings ist mir schon klar, dass sich eine Motorradkette bei der Fahrt schneller dreht, als eine Fahrradkette.
Auf Grund der Konsistenz vom salzwasserbeständigem Fett, denke ich, dass das auch beim Motorrad gut funktionieren könnte.

Viele Grüße.
 
Die meisten Motorradketten sind vor geschmiert und mit O-Ringen versehen, um das Fett in den Gliedern zu halten. Alles andere ist nur eine äußerliche Pflege. Und dies sollte regelmäßig durchgeführt werden. Denn eine ungepflegte Kette rostet und erzeugt Reibungswärme, was dazu führt, dass die O-Ringe zerstört werden und die Vorfettung ausläuft.
 
Auch die Kettenreiniger, mit den starken Fettlösern, sind Gift für die Kette. Ich nehme für meine Ketten, Nifestol, Gelserol, so ähnlich wie Caramba. Zum einfetten, HHS 2000 von Würth, das beim Auftragen, Kriecheigenschaften hat. Das ist ein hoch festes Fett, bleibt auf der Kette, und die Kette bleibt geschmeidig.
 
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