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Hardware & Software Mit Datendiebstahl an die Weltspitze?

Nach Recherchen von Fakt und dem "Spiegel" könnte der Diebstahl von geistigem Eigentum durch SAP eine lange Tradition haben. Bereits von 1997 bis 2008 soll der Konzern in Kooperation mit Universitäten Entwicklungen von Mitbewerbern missbraucht haben.
Neu aufgetauchte interne Dokumente werfen einen düsteren Schatten auf den Softwarekonzern SAP, dessen Management und den Aufsichtsrat. Nach Recherchen des ARD-Magazins Fakt und des "Spiegel" drängt sich das Bild eines Unternehmens auf, das sich offenbar auch mit unlauteren Methoden, vor allem Diebstahl geistigen Eigentums, an die Weltspitze getrickst hat.

Die Vorgänge reichen bis zurück in die 1990er-Jahre und sind in einem Gutachten der Wirtschaftskanzlei Linklaters von 2010 festgehalten. In Auftrag gegeben hatte es SAP selbst.

Hintergrund war der damalige Rechtsstreit mit Oracle. Der US-Erzrivale hatte SAP 2007 verklagt, weil die Deutschen durch die Übernahme des Softwaredienstleisters TomorrowNow an urheberrechtlich geschützte Dateien von Oracle-Servern herangekommen waren. In einem Vergleich musste SAP später 357 Millionen Dollar Schadenersatz an Oracle zahlen.

Die Vorstandsmitglieder des Softwarekonzerns SAP. | picture alliance / dpa

Oswald (links) gehörte trotz der Vorwürfe bis 2016 noch zum SAP-Vorstand und wechselte später in den Aufsichtsrat. Bild: picture alliance / dpa
Im Zentrum steht ein Hopp-Vertrauter

Das Linklaters-Gutachten sollte klären, ob Haftungsansprüche gegen den damaligen Vorstand Gerhard Oswald bestehen - Oswald war für die TomorrowNow-Übernahme zuständig. In dem Dokument finden sich zahlreiche Hinweise darauf, dass Oswald und einer seiner Mitarbeiter von Urheberrechtsverletzungen wussten. Zudem soll der damalige SAP-Vorstand unter CEO Henning Kagermann alles gebilligt haben.

Die Konzernspitze zog aus dem Gutachten indes keine Konsequenzen. Oswald wurde sogar befördert, obwohl die Linklaters-Juristen empfohlen hatten, sich von ihm "geräuschlos" zu trennen. Oswald, ein Vertrauter von SAP-Gründer und Großaktionär Dietmar Hopp, blieb bis 2016 im Vorstand und sitzt seit 2019 im Aufsichtsrat.
Dubiose Kooperation zwischen Uni Mannheim und SAP

Fakt und "Spiegel" berichten zudem über eine dubiose Kooperation von SAP mit der Universität Mannheim ab 1997, bei der abermals Oswald eine zentrale Rolle spielte. Auch sie ist Gegenstand des Gutachtens. Offiziell ging es bei der Kooperation darum, Konkurrenzsoftware durch ein unabhängiges Institut untersuchen zu lassen, in diesem Fall die Forschungsgruppe Wirtschaftsinformatik der Uni Mannheim. Tatsächlich hätten SAP-Mitarbeiter unter dem Deckmantel der Kooperation die Konkurrenz ausspioniert. Selbst Interventionen der Rechtsabteilung, des Compliance-Teams und der Revision seien weitgehend ignoriert worden.

Nach Informationen von Fakt und "Spiegel" zog SAP bis vor das Bundesverfassungsgericht, um die Staatsanwaltschaft Mannheim daran zu hindern, das Gutachten als Beweis in einem Ermittlungsverfahren gegen die SAP-Vorstände wegen Urheberrechtsverletzungen zu verwenden. Die Beamten waren auf das Dokument 2011 bei einer Razzia in der Konzernzentrale gestoßen.

Das höchste deutsche Gericht nahm die Verfassungsbeschwerde seinerzeit nicht an. Das Strafverfahren gegen die Vorstände wurde Ende 2017 eingestellt, SAP musste allerdings 250.000 Euro an die Staatskasse zahlen.

SAP teilte auf Anfrage mit, die Urheberrechtsverletzungen von TomorrowNow seien Gegenstand des Verfahrens mit Oracle gewesen, das einvernehmlich beigelegt wurde und abgeschlossen sei. Die Vorgänge rund um die Universität Mannheim seien intern umfassend aufbereitet worden. Der Schutz geistigen Eigentums bilde das Fundament aller SAP-Lösungen.
Quelle: tagesschau
 
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