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Off Topic Die Geschichte des Fernsehens: Eine neue Ära (Teil 1)

Man möchte es kaum glauben, dass die Geschichte des Fernsehens fast so alt ist wie die des Radios. Zunächst ging es um die Entwicklung eines brauchbaren Fernsehstandards. Rundfunkbegeisterte konnten von Beginn an mit dabei sein. Verfolgen Sie in unserer neuen Serie die Geschichte des Fernsehens.

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Erste TV-Übertragungen fanden bereits während der 1920er-Jahre statt. Damals war Fernsehen noch mechanisch und basierte auf der Nipkow-Scheibe. Sie ist eine Lochscheibe, bei der die Bohrungen spiralförmig angeordnet sind. Wird die Scheibe gedreht, zerlegt sie das Bild auf mechanische Weise. Auch auf Empfängerseite wird das Bild mittels Lochscheibe und einer Lichtquelle auf eine nachleuchtende Scheibe projiziert. Die so erreichten TV-Bilder hatten nur eine geringe Auflösung von etwa 30, 60 oder 90 Zeilen, nur wenige Zentimeter groß und im Hochformat. Diese ersten TV-Signale waren noch ziemlich schmalbandig und konnten so auf Lang-, Mittel- und Kurzwelle übertragen werden. Womit sie eine enorme Reichweite erzielten.

© Auerbach Verlag/Thomas Riegler/ Discovery Geschichte
Das mechanische Fernsehen mit Nipkow-Scheibe lieferte nur sehr kleine, grob aufgelöste, stark flimmernde Bilder. © Auerbach Verlag/Thomas Riegler/ Discovery Geschichte

Im Februar 1928 gelang mit Hilfe von Kurzwellen erstmals die Übertragung von Fernsehbildern über den Atlantik. Wenige Monate später wurde ein erstes 30zeiliges Farbfernsehbild mit Hilfe einer rot, grün und blau gefilterten Lochreihe der Nipkow-Scheibe erzeugt. In den USA wurde, ebenfalls 1928, anlässlich des demokratischen Parteikonvents in Albany, New York, die erste Live-Fernsehübertragung ausgestrahlt.

Erste deutsche Fernsehversuche

Am 8. März 1929 wurden im Deutschen Reich erste drahtlose Fernsehversuchssendungen in der Zeit von 23:10 bis 0:30 Uhr über den Sender Berlin-Witzleben auf der Mittelwelle 468 m (641 kHz) mit 1,5 kW ausgestrahlt. Die Tests wurden vom Reichspost-Zentralamt mit Hilfe eines Mihaly-Bildabtasters durchgeführt. Die Sendungen waren ohne Ton. Es wurde ein 30-Zeilen-Bild mit 100 Bildpunkten pro Zeile ausgestrahlt. Pro Sekunde wurden 12,5 Bilder übertragen. Diese Parameter sollten am 20. Juli 1929 als erste deutsche TV-Norm festgelegt werden.

Am 30. September desselben Jahres strahlte die britische BBC die erste an die Öffentlichkeit gerichtete TV-Sendung aus. Von Montag bis Freitag wurde ab 11 Uhr Vormittags jeweils ein 30-minütiges, tonloses Programm geboten. Das Signal wurde über den 12-kW-Sender „LO“ ausgestrahlt.

1930

Im Mai führte die Deutsche Reichspost mit dem Sender Zeesen auf der Langwelle 183,5 kHz weitere Fernseh-Versuchssendungen durch. Im gleichen Jahr erfolgten auch die ersten Versuche im UKW-Bereich (42,8 MHz). Im Juni kam es zu TV-Versuchssendungen über den Sender Döberitz. Etwas später wurde auch ein Ton-Sender im UKW-Bereich eingeschaltet. Am 14. Dezember übertrug der Physiker Manfred von Ardenne in Berlin-Lichterfelde erstmals vollelektronische Bilder mit einem Raster von 100 Zeilen bei 20 Bildwechseln pro Sekunde. Am Heiligabend gelangen von Ardenne erstmals Fernsehbild- und Filmübertragungen mit Elektronenstrahlröhren (Braunschen Röhre) auf Sender- und Empfängerseite. Womit das elektronische Fernsehen seine Bewährungsprobe bestanden hatte.

© Auerbach Verlag/Thomas Riegler/ Discovery Geschichte
Um 1930 wurde das Fernsehbild noch mechanisch abgetastet. Die Akteure hatten nur ein etwa zwei Quadratmeter großes, stockdunkles Studio zur Verfügung. © Auerbach Verlag/Thomas Riegler/ Discovery Geschichte

1931

Am 17. Februar wurde im japanischen Versuchsfernsehen die erste Sportsendung der Welt übertragen. Im Mai übertrug die britische Baird Television erstmals ein Derby. Das Kamerasignal wurde per Kabel ins Studio und von dort zum Sender geleitet. Das Pferderennen wurde noch in über 190 Kilometern Entfernung gesehen.

Im Juli 1931 nahm die US-amerikanische Radioveranstalter CBS in New York City die TV-Station W2XAB in Betrieb und engagierte die Station die erste Fernsehansagerin der Welt, Miss Nathalie Tower. Sie durfte laut Vertrag nur im Fernsehen auftreten. Ab Ende 1931 wurde ein regelmäßiges Programm von Bild- und Tonsendungen ausgestrahlt.

1932 bis 1934

Ab Herbst 1932 wurden TV-Versuchssendungen vom Berliner Funkturm auf UKW ausgestrahlt. Nachdem die CBS in New York seinen TV-Dienst im Februar 1933 eingestellt hatte, beendete auch der Konkurrent NBC seinen Programmbetrieb und führte nur noch geheime Tests über den TV-Sender am Empire State Building durch.

Das Reichsdeutsche Fernsehen

Am 22. März 1935 eröffnete der Deutsche Fernsehsender „Paul Nipkow“ den laut eigenen Angaben ersten regelmäßigen Programmbetrieb der Welt. Dieser war aber vorerst noch ein Versuchsbetrieb. In welchem Land aber tatsächlich der erste reguläre TV-Betrieb startete, ist Betrachtungssache. So können etwa in England längst Fernsehgeräte von jedermann gekauft werden, während dies in Deutschland noch nicht möglich war.

Obwohl sich die Ausstrahlungen bereits an das deutsche Publikum richteten, gab es noch kaum TV-Geräte zu kaufen. Vorerst standen den Berlinern fünf Fernseh-Stuben zur Verfügung, wo sie an den Fernseh-Ausstrahlungen teilhaben konnten. Die erste wurde am 9. April 1935 eröffnet. Es wurde an drei Abenden pro Woche von 20:30 bis 22 Uhr gesendet. Zum Einsatz kam bereits elektronisches Fernsehen mit einer Auflösung von 180 Zeilen und 40 000 Bildpunkten. Die Detailtreue des Bildes ließ noch zu wünschen übrig und flimmerte zudem stark.

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In den Fernsehstuben standen üblicherweise zwei Fernsehempfänger. Ihr Betrieb wurde laufend von einem Techniker der Reichspost überwacht. © Auerbach Verlag/Thomas Riegler/ Discovery Geschichte

Nur einen Monat nach dem deutschen Fernsehstart startete auch Frankreich sein offizielles Fernsehprogramm. Zunächst kam ein 500-Watt-Sender zum Einsatz, der auf der Wellenlänge 175 m (1 713 kHz) ein 60-Zeilen-Bild ausstrahlte. Im Dezember wechselten auch die Franzosen auf 180 Zeilen.

Nur zwei Monate nach dem deutschen Sendestart wurde der Programmbetrieb auf fünf Tage pro Woche ausgedehnt. Ein Brand am 19. August 1935 zerstörte aber die Sendeanlagen des deutschen Fernsehdienstes und führte zu einer Unterbrechung des Programmbetriebs. Im Deutschen Reich hatte man von Beginn an Großes mit dem neuen Medium Fernsehen vor. Bereits im Juni 1935 wurde der erste von zwei fahrbaren 10-kW-Fernsehsendern in Betrieb genommen. Er hatte seinen ersten Einsatz auf dem Hamburger Heiligengeistfeld. Die mobilen Sendestationen arbeiteten nach der deutschen 180-Zeilen-Norm und waren in je 13 Fahrzeugen untergebracht. Sie wurden von 15 Technikern betreut.

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Früher Bildfänger, so nannte man früher Fernsehkameras, des deutschen Herstellers FESE aus der Anfangszeit des reichsdeutschen Fernsehens. © Auerbach Verlag/Thomas Riegler/ Discovery Geschichte

Ab Mitte Juli 1935 war der mobile Sender am 1142 Meter hohen Brocken stationiert und strahlte Tonfilm-Sendungen sowie Messtöne für Feldstärkemessungen aus. Ab Oktober 1935 wurden vom 880 Meter hohen Großen FeldbergTaunus Messtöne für Feldstärkemessungen übertragen. Die Versuche wurden über beide Standorte bis ins Frühjahr 1936 fortgeführt. Fernseh-Versuchssendungen wurden schließlich von Mitte Mai bis Anfang Juni 1936 vom Großen Feldberg ausgestrahlt.

1936 wurde am Brocken mit dem Bau des ersten Fernsehturms der Welt auf einem Berg begonnen. Zwei Jahre später installierte Telefunken einen Fernseh-UKW-Sender und eine Reusenantenne in einem Holzaufbau des quadratischen Turms. Die TV-Sendeanlage am Brocken wurde jedenfalls betriebsbereit fertiggestellt, ging aber wegen des herannahenden Kriegs nicht mehr in Betrieb, von einigen Testsendungen abgesehen. Über den Sender am Brocken hätte das Programm aus Berlin ins weite Land übertragen werden sollen.

1936

In Berlin wurde am 15. Januar 1936 der neue Fernsehsender „Paul Nipkow“ offiziell in Betrieb genommen. Für Versuchssendungen wurde der Sender bereits am 23. Dezember 1935 eingeschaltet. Womit die erzwungene Zwangspause nach dem Senderbrand ein Ende gefunden hatte. Die deutschen Fernseh-Übertragungen konnten von den Berlinern in sieben Fernseh-Stuben verfolgt werden. Von Montag bis Freitag wurde von 20 bis 22 Uhr ein Unterhaltungs-Programm geboten.

Dabei wurde das Programm der ersten Stunde während der zweiten Stunde wiederholt. Es wurden Ausschnitte aus Spiel- und Kulturfilmen und Wochenschau-Berichte gezeigt. Die beiden, nach einem Großbrand 1935 neu errichteten Sender, lieferten eine maximale Leistung von 16 kW. Das Fernsehsignal aus Berlin soll im Umkreis von 50 Kilometern gut zu empfangen gewesen sein.

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Handlicher Bildfänger der Fernseh AG. Hier bei einer Liveproduktion im Studio des Fernsehsenders Paul Nipkow. © Auerbach Verlag/Thomas Riegler/ Discovery Geschichte

Der Bildsender arbeitete auf 6,72 Meter, der Tonsender auf 7,02 Meter. Die Antennen waren in 135 Metern Höhe angebracht. Am 15. Juli 1937 wurde die alte 180-Zeilen-Norm aufgegeben. Man arbeitete nun mit neuer Norm mit 441 Zeilen bei 25 Bildern pro Sekunde. Das Bildseiten-Verhältnis betrug 5:4 und war somit annähernd quadratisch. Die Deutsche Reichspost war für die gesamten technischen Einrichtungen verantwortlich. Für die Programmgestaltung und Durchführung des Sendebetriebs war die die Reichsrundfunkgesellschaft zuständig. Sehr früh erkannte man beim Fernsehen aber auch, wie wichtig es ist, von herausragenden Ereignissen möglichst live zu berichten. Die erste Direktreportage flimmerte bereits am 30. April 1935 über die deutschen Bildschirme.

Quelle; digitalfernsehen
 
Die Geschichte des Fernsehens: Eine neue Ära (Teil 2)

Man möchte es kaum glauben, dass die Geschichte des Fernsehens fast so alt ist wie die des Radios. Zunächst ging es um die Entwicklung eines brauchbaren Fernsehstandards. Rundfunkbegeisterte konnten von Beginn an mit dabei sein. Teil 2 unserer neuen Serie.

Tägliches Programm

Im Herbst 1936 startete das reichsdeutsche Fernsehen mit einem täglichen Programm. Die Sendungen gliederten sich in drei Teile und orientieren sich an den, seit 1934 vorgeschriebenen Ablauf einer Kino-Vorführung. Nach der Wochenschau folgen ein kurzer, belehrender Kulturfilm und anschließend das Unterhaltungsprogramm, wie zum Beispiel ein Spielfilm oder ein Fernsehspiel, das an jedem Abend zweimal live aufgeführt werden musste. Erste Farbfernseh-Versuche wurden von der „Deutschen Reichspost GmbH“ bereits 1937 im Rahmen der Funkausstellung in Berlin gezeigt. Die erzielten Resultate befriedigten aber noch nicht.

Das Zwischenfilmverfahren

Fernsehen befand sich 1936 noch in den Kinderschuhen. Vor allem auch, was die Qualität der elektronischen Kameras anbelangte. Sie kamen mit den enormen Helligkeitsschwankungen im Freien nur bedingt klar. Deshalb entwickelte man in Deutschland das Zwischenfilmverfahren. Bei ihm wurde auf dem Dach eines LKWs eine Plattform installiert, auf der eine übliche Filmkamera, samt Kameramann und Moderator Platz fanden.

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Die Grafik zeigt die Funktionsweise des Zwischenfilmverfahrens bei Liveübertragungen. Es erlaubt, Ereignisse auch mehrmals, quasi als Aufzeichnung, auszustrahlen. © Auerbach Verlag/Thomas Riegler/ Discovery Geschichte

Der von der Kamera belichtete Film wurde über einen lichtdichten Kanal ins Wageninnere geleitet, wo er entwickelt, getrocknet und unmittelbar danach durch einem Filmabtaster geführt wurde. Dieser leitete das nun elektronische Signal an den Regiewagen weiter. Mit diesem technischen Trick konnte man fast live senden. Die Verzögerung betrug nur rund 30 bis 90 Sekunden.

Olympia 1936

Die Olympischen Sommerspiele 1936 stellten aus der Sicht der Rundfunktechnik einen Meilenstein dar. Sie waren nicht nur die ersten, die per Radio in alle Welt über leistungsstarke Kurzwellensender übertragen wurden. Sie waren auch die ersten, die live im Fernsehen gezeigt wurden. Neben dem Zwischenfilmwagen standen drei elektronische Kameras unterschiedlicher Typen zur Verfügung. Während der Olympiawochen wurden die Sendezeiten des Fernsehsenders „Paul Nipkow“ auf täglich acht Stunden ausgeweitet, sodass ein Großteil direkt übertragen werden konnte. Während der 16 Tage der Spiele von Berlin verfolgten rund 150 000 Berliner in nun 26 Fernseh-Stuben Sport auf dem Bildschirm.

© Auerbach Verlag/Thomas Riegler/ Discovery Geschichte

Für die Olympischen Spiele 1936 in Berlin wurden extra drei vollelektronische Kameras entwickelt, mit denen echte Liveübertragungen möglich waren. © Auerbach Verlag/Thomas Riegler/ Discovery Geschichte

Einheitsempfänger E1

Im März 1939 strahlte das deutsche Fernsehen mit der Sendung: „Wir spenden Frohsinn – wir spenden Freude“, das erste Wunschkonzert aus. In diesem zunehmend an Beliebtheit gewinnendem Programm traten viele große Stars des Dritten Reichs auf.

Unmittelbar vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurde auf der Berliner Funkausstellung der Einheits-Fernsehempfänger E1 der Öffentlichkeit vorgestellt. Er kostet nur 650 Reichsmark und war deutlich günstiger als bisherige TV-Geräte. Der E1 wurde unter der Leitung der Deutschen Reichspost gemeinschaftlich von Telefunken, Loewe, Lorenz, Tekade und der Fernseh AG entwickelt. Für den Großraum Berlin sollten vorläufig 10 000 Stück produziert werden. Auf Grund des Kriegsausbruchs am 1. September wurden nur 50 Geräte hergestellt.

Der E1 war als Tischgerät konzipiert und verfügte über eine neuartige rechteckige Bildröhre mit flachem Bildschirm, der das rund 20 mal 23 Zentimeter große Bild kaum noch verzerrte. Über vier Drehregler ließen sich Helligkeit, Kontrast, Schärfe und Lautstärke regeln. Einen Knopf zur Senderwahl gab es nicht.

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Nachbau des Fernseh-Einheitsempfängers E1. Er wurde im August 1939 vorgestellt. Vom originalen E1 wurden nur an die 50 Stück gebaut. © Auerbach Verlag/Thomas Riegler, Rundfunkmuseum Cham

Der E1 war ab Werk fest auf die Empfangsfrequenz des Berliner Fernsehsenders eingestellt. Da auf absehbare Zeit der Empfang mehrerer Programme nicht geplant war und die für die nächste Zukunft vorgesehenen Sender sehr weit auseinander lagen, könne auf eine Abstimmmöglichkeit verzichtet werden. Tatsächlich sollte mit der Maßnahme wohl auch der Empfang ausländischer TV-Sendungen im eigenen Land unterbunden werden.

Fernsehen im Krieg

Auf Anordnung des Oberkommandos der Wehrmacht wurde in Berlin der Fernsehsender „Paul Nipkow“ am 24. August 1939 stillgelegt. Auf Drängen der Post wurde der TV-Programmbetrieb einen Monat später wieder aufgenommen. Das Medium sollte nun den Soldaten in Lazaretten dienen, in denen auch die meisten Geräte aufgestellt wurden. Die technische Weiterentwicklung des Fernsehens kam in Deutschland kriegsbedingt zum Erliegen. So musste etwa die Deutsche Reichspost die Arbeiten am deutschen Farbfernsehen endgültig einstellen.

Kaum bekannt ist, dass die deutsche Fernsehtechnik während der Kriegsjahre entscheidend weiterentwickelt wurde. Bereits Mitte 1940 führten Techniker der deutschen Fernseh GmbH, kurz FESE, einem Fachpublikum eine komplette Bildübertragungsanlage, von der Kamera über Bildabtaster bis hin zur Bildröhre, und ein aus 1029 Zeilen bestehendes Fernsehbild vor.

Sie erbrachten damit den Beweis, dass bereits vor annähernd 80 Jahren echtes HDTV mit einer Bildqualität, die unserem heutigen HD kaum nachstand, technisch machbar war. Freilich war das erste HD-Bild nur in Schwarzweiß und wurde im damals üblichen Bildformat 5:4 übertragen. TV-Übertragungen wurden mit dem HD nicht vorgenommen. Ob und in welchem Umfang das 1029-Zeilen-System im militärischen Bereich zum Einsatz kam, ist uns nicht bekannt.

Am 26. November 1943 wurde der Berliner Fernsehsender durch Bomben zerstört. Über Breitbandkabel und das Drahtfunk-Netz konnte ein stark reduzierter Programmbetrieb aufrechterhalten werden. Der Termin der endgültige Schließung des Fernsehbetriebs ist nicht überliefert. Einige Quellen nennen den 21. Juni 1944, andere sprechen vom Herbst desselben Jahres.

© Auerbach Verlag/Thomas Riegler/ Discovery Geschichte

Das reichsdeutsche Fernsehen blieb bis etwa Juni 1944 auf Sendung und zeigte primär Unterhaltungs- und Infoprogramme für die Soldaten in Lazaretten. © Auerbach Verlag/Thomas Riegler/ Discovery Geschichte

Fernsehsender Paris

Während des Krieges wurde ab 1. Januar 1943 über den Fernsehsender am Pariser Eifelturm ein tägliches Fernsehprogramm in deutscher und französischer Sprache ausgestrahlt. Der reguläre Betrieb wurde am 7. Mai 1943 aufgenommen. Er wurde von den deutschen Besatzern betrieben, die ihn zuvor auf die deutsche 441-Zeilen-Norm umgebaut hatten.

Das Bild kam auf 46 MHz, der Ton auf 43,2 MHz zur Ausstrahlung. Der Bildsender arbeitete mit 30 kW, der Tonsender mit 10 kW. Anfangs bot man ein tägliches Drei- bis Vier-Stunden-Programm. Mit der Zeit wurde die Gesamtsendzeit auf 14 Stunden pro Tag erhöht. Davon waren zehn Stunden reine Tonsendungen. Das Fernseh-Programm des Eifelturm-Senders konnte sogar vom britischen Geheimdienst in London aufgenommen werden. Eine Woche vor der Befreiung von Paris wurde am 16. August 1944 der Fernseh-Betrieb eingestellt.

Mit dem Abzug der Deutschen aus Paris war das Ende des reichsdeutschen Fernsehstandards jedoch nicht besiegelt. Der Sender und das Equipment hatten den Krieg unbeschadet überstanden und wurden am 1. Oktober 1944 wieder vom französischen Fernsehen übernommen. Da in der Region bereits an die 1000 TV-Geräte vorhanden waren, die das „deutsche“ Signal empfangen konnten, verzichtete man, den Sender auf die französische Vorkriegsnorm rückzubauen. Der reguläre Sendebetrieb wurde wieder im Oktober 1945 aufgenommen.

© Auerbach Verlag/Thomas Riegler/ Discovery Geschichte
Der Fernsehsender Paris war seinerzeit der leistungsstärkste der Welt. Während der Besatzungszeit strahlten die Deutschen darüber ein Unterhaltungsprogramm aus. © Auerbach Verlag/Thomas Riegler/ Discovery Geschichte

Bis 1950 wurde eine eigene französische TV-Norm mit einer Auflösung von 819 Zeilen entwickelt und parallel zum deutschen 441-Zeilen-Standard ausgestrahlt. Nachdem die Zahl der TV-Geräte für die deutsche Norm auf etwa 10 000 angestiegen war, wurde das französische TV verpflichtet, den deutschen Standard vom Eifelturm bis 1958 parallel weiter auszustrahlen. Was einen enormen Aufwand bedeutete, da jede Sendung parallel mit 441- und 819-Zeilen-Equipment unabhängig voneinander in denselben Studios produziert wurde.

1956 zerstörte ein Brand den 441-Zeilen-Sender. Womit der reichsdeutsche Fernsehstandard zwei Jahre früher als vorgesehen eingestellt wurde. In Deutschland wurde das 441-Zeilen-Fernsehen gerade einmal sieben Jahre genutzt. Zudem befanden sich nur eine Handvoll Geräte im Privatbesitz. In Paris war die Norm immerhin 13 Jahre auf Sendung und es wurden nach dem Krieg mehrere TV-Modelle für die deutsche Norm gebaut.


Im nächsten Teil unserer Reihe „Die Geschichte des Fernsehens“ schauen wir uns an, wie es in den 50er Jahren mit dem bewegten Bild weiterging.

Quelle; digitalfernsehen
 
Die Geschichte des Fernsehens: Von der Spielerei zum Welterfolg (Teil 3)

Als während der frühen bis mittleren 1950er-Jahre das Fernsehen ganz klein begann, glaubten die wenigsten daran, dass es sich durchsetzen werde. Es wurde als eine Spielerei abgetan, die keinen interessieren würde. Gegen Ende des Jahrzehnts war das Fernsehen bereits dabei, die Welt zu verändern.

Regelmäßiges Fernsehen wurde im Großraum Berlin bereits zwischen 1935 und 1944 ausgestrahlt. Am 27. November 1950 schlug seine zweite Geburtsstunde in Deutschland. Vom Hochbunker Heiligengeistfeld in Hamburg strahlte der NWDR von nun an drei Tagen in der Woche ein Fernseh-Versuchsprogramm aus. Im Vorfeld bauten der Technischer Direktor und zehn Fernsehspezialisten der ehemaligen Reichspost-Fernsehgesellschaft mit bescheidenen Mitteln eine Studioeinrichtung auf. Aus den Trümmern der ehemaligen Fernsehstätte Berlin wurden die verbliebenen Reste der technischen Einrichtungen nach Hamburg transportiert und eine Superikonoskop-Kamera auf die neue 625-Zeilen-Norm umgebaut. Weiter wurde ein Filmabtaster für 35-mm-Kinofilm bereitgestellt.

Mit diesem Equipment gelang in Hamburg am 12. Juli 1950 die erste Ausstrahlung eines Fernsehsignals, ein Testbild, nach dem Krieg auf deutschem Boden. Bereits am 1. August 1950 nahm auch das Rundfunk- und Fernsehtechnische Institut in Berlin-Adlerhof in der noch jungen DDR erste Sendeversuche mit Fernsehbild- und Tonsignalen auf. Im September 1951 nahm auch auf dem Werksgelände von Grundig im bayerischen Fürth ein TV-Sender den Betrieb auf, der ein tägliches Versuchsprogramm ausstrahlte.

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Auswahl an Fernsehgeräten aus den 1950ern. Ihnen gemeinsam ist der noch relativ kleine Bildschirm und der exklusive Empfang auf VHF.
© Auerbach Verlag/Thomas Riegler/Rundfunkmuseum Cham

Fernsehstart in Deutschland

Anlässlich Stalins Geburtstags startete in der DDR am 21. Dezember 1952 das Versuchsprogramm des Fernsehzentrums Berlin mit der Nachrichtensendung „Aktuelle Kamera“ in der DDR. Zu dem Zeitpunkt gab es im deutschen Osten 300 Fernseher des Typs Leningrad T 2. Ihr Verkauf startete bereits am 16. November.

Vier Tage später startete in der BRD der tägliche, reguläre Programmdienst im Fernsehen. 4 500 TV-Geräte standen zu dem Zeitpunkt in den deutschen Haushalten. Pünktlich um 20 Uhr verkündete der Intendant des NWDR, Werner Pleister, man werde sich bemühen, den Zuschauern von nun an ein interessantes Programm zu bieten, das sie erfreuen und ihr Leben schöner machen wird. Der Ansprache folgten das live im Studio aufgeführte Fernsehspiel „Stille Nacht, heilige Nacht“ sowie ein live aufgeführtes Tanzspiel. Um 21.58 Uhr verabschiedete sich die TV-Sprecherin mit den Worten: „Wir sehen uns morgen wieder.“

Bereits der zweite Sendetag des Deutschen Fernsehens hatte es in sich. An dem Tag flimmerte zunächst die erste Tagesschau über die Mattscheibe. Ihre Premiere hatte sie allerdings schon am 4. Januar 1952 im Rahmen des Versuchsprogramms des NWDR gehabt.

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Die frühen Fernseher besaßen so genannte Trommelkanalwähler, mit denen die Empfangsfrequenz eingestellt wurde.
© Auerbach Verlag/Thomas Riegler

Das Highlight des zweiten Sendetages war auch das erste regulär übertragene Fußballspiel. Live! Gezeigt wurde eine Begegnung des FC St. Pauli, der sein Stadion direkt neben dem NWDR-Studio hatte, gegen den SV Hamborn 07. Diese Begegnung wurde extra für das Fernsehen um über einen Monat nach hinten verschoben. Zu sehen gab es ein turbulentes Spiel mit zahlreichen Strafraumszenen und zwei Ausgleichen (1:1 und 3:3). Der SV Hamborn 07 ging schließlich als Sieger vom Platz. Zur ersten deutschen Fußballübertragung kamen nur zwei Kameras zum Einsatz. Eine fiel während der Begegnung aus, die zweite hielt bis zum Abpfiff durch.

Gerade der Fußball trug während der nächsten Jahre entscheidend zur schnellen Verbreitung des Fernsehens bei. Denn das neue Medium vermittelte Dank zahlreicher Nahaufnahmen ein Fußballfeeling, das die Fans in dieser Art und Weise noch nicht einmal annähernd kannten. Genau genommen war dies bereits das zweite Fußballspiel im deutschen Fernsehen. Bereits vier Monate zuvor wurde das Oberliga-Punktespiel zwischen Altona 93 und dem HSV gezeigt. Damals sogar mit drei Kameras, die auf die Tore und das Mittelfeld ausgerichtet waren. Sogar ein Ü-Wagen kam schon zum Einsatz.

Das Wunder von Bern

Die Fußball-WM 1954 war die erste, die im Fernsehen übertragen wurde. Sie demonstrierte zunächst, wozu das neue Medium in der Lage war. Von den 26 Begegnungen wurden acht in voller Länge im Deutschen Fernsehen übertragen. Dank des sensationellen Turnierverlaufs gingen Fernseher weg wie die warmen Semmeln. Innerhalb der drei WM-Wochen stieg die Zahl der angemeldeten Geräte von 27 600 auf fast 41 000. Was eine Steigerung von annähernd 50 Prozent bedeutete.

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Die ergonomisch geformte Kabelfernbedienung lässt sich bequem mit zwei Händen bedienen. Über sie lassen sich Lautstärke und Bildeinstellungen korrigieren.
© Auerbach Verlag/Thomas Riegler/Rundfunkmuseum Cham

Die meisten haben das entscheidende Spiel jedoch in Gaststätten erlebt. Sie waren in den Dörfern und Städten meist die ersten, die einen Fernseher besaßen. Das Wunder von Bern hat sich in das Gedächtnis aller, die es live im Fernsehen miterleben konnten, eingebrannt. Für viele sind es überhaupt die ersten Erinnerungen an dieses noch sehr neue Medium. Vielfach wurde es nicht nur als Wunder empfunden, dass Deutschland Weltmeister wurde. Ein mindestens genauso großes Wunder war es, selbst in der Ferne hautnah am Geschehen dran zu sein. Welche tiefe Emotionen damals geherrscht haben mögen, lassen sich heute bestenfalls erahnen.

Telesaar

Das Saarland war bis 1957 eine autonome, nicht der BRD zugehörige Region, weshalb hier das Rundfunkwesen eine andere Entwicklung nahm. Bereits im Frühjahr 1953 starteten die Vorbereitungen für das saarländische Fernsehen. In den meisten europäischen Ländern waren zu der Zeit Privatsender verboten. Nicht aber im Saarland. Die Geldgeber von Telesaar kamen aus Frankreich. Der regelmäßige Programmbetrieb wurde am 23. Dezember 1953 aufgenommen. Es wurde über einen 100-Watt-Sender auf dem Eschberg in Saarbrücken auf dem französischen Kanal F7 mit der 819-Zeilen-Norm gesendet. Das tägliche Programm wurde von 19 bis 22 Uhr ausgestrahlt und umfasste unter anderem eine synchronisierte Tagesschau aus Paris, Live-Kommentare, sowie Spielfilme. Ab Mitte 1954 wurde auch Werbung gezeigt.

In manchen Teilen des Saarlands war auch das Programm der ARD zu empfangen. Was die Saarländer jedoch vor eine Herausforderung stellte, da die deutsche und die von Telesaar genutzte französische Sendenorm wenig Gemeinsames hatten. Womit schon damals Geräte für beide Normen angeboten wurden.


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Am 23. Dezember 1953 startete im Saarland der Privatsender Telesaar. Er nutzte die französische 819-Zeilen-Norm.
© Auerbach Verlag/Thomas Riegler

Mit dem Beitritt des Saarlands an die Bundesrepublik Deutschland wurde Telesaar der erste private deutsche TV-Sender. Was eigentlich verboten war. Doch die wasserdichten Verträge der Telesaar-Verantwortlichen schützten den Sender vorerst vor der Schließung. Der deutschen Bundespost war neben der reinen Existenz dieses „Piraten“ auch die Nutzung einer für Deutschland nicht vorgesehenen Sendenorm und einer Frankreich zugesprochenen Übertragungsfrequenz ein Dorn im Auge. Am 25. Januar 1958 wurde Telesaar vorübergehend polizeilich geschlossen. Die endgültige Schließung wurde am 10. März 1958 vom Bundespostminister verfügt und sollte am 15. Juli 1958 wirksam werden. Nach der Sendung „Der Rest ist Schweigen“ stellte Telesaar am 15. Juli um 22.00 Uhr seinen Betrieb ein.

In der nächsten Folge widmen wir uns unter anderem dem Weg des Fernsehens in die privaten Wohnzimmer den Errungenschaften, die der erste Beamer mit sich brachte.


Quelle; digitalfernsehen
 
Die Geschichte des Fernsehens: Von der Spielerei zum Welterfolg (Teil 4)

Als während der frühen bis mittleren 1950er-Jahre das Fernsehen ganz klein begann, glaubten die wenigsten daran, dass es sich durchsetzen werde. Es wurde als eine Spielerei abgetan, die keinen interessieren würde. Gegen Ende des Jahrzehnts war das Fernsehen bereits dabei, die Welt zu verändern.

Fernsehen startet in Österreich
1955 ist es auch in Österreich so weit. Am 1. August startete das öffentlich-rechtliche Fernsehen mit seinem Versuchsprogramm. Es wurde zunächst über vier provisorische Sendeanlagen in Wien, Granz, Linz und Salzburg verbreitet. Programm gab es nur an drei Tagen in der Woche für jeweils etwa zwei Stunden. Neben Nachrichten und Sport wurden primär Live-Produktionen und Kurzfilme zu Sachthemen gezeigt. Spannend war das Fernsehen jener Tage noch nicht. Denn vom ersten Tag an hatte es schwer mit dem Thema Übertragungsrechte zu kämpfen. So gab es etwa noch keine Regelungen für das Auftreten von Künstlern im TV. Diesen Umständen war auch der eigentlich schon für Juli vorgesehene Start des Testbetriebs mit einer Übertragung der Salzburger Festspiele, zum Opfer gefallen.

Keine Filme

Zudem weigerten sich die Filmverleiher, dem Fernsehen Filme zur Verfügung zu stellen. Womit es Anfangs bis auf wenige Liveproduktionen nur Kultur- und Dokumentarfilme aus dem Fundus der staatlichen Film- und Lichtbildstelle, sowie Filme der Fremdenverkehrswerbung zur Verfügung standen. Der erste Spielfilm sollte im österreichischen TV erst im November 1957 ausgestrahlt werden.

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Der Philips TD1419U wurde in der Zeit von 1952 bis 1953 gebaut. Das auch als Starenkasten bekannte Gerät zählte zu den frühen Fernsehern in den deutschen Stuben.
© Auerbach Verlag/Thomas Riegler/Rundfunkmuseum Cham

1955 waren weltweit 540 Fernsehsender in Betrieb. Davon 420 allein in den USA und 80 in Europa. In den Vereinigten Staaten registrierte man bereits über 35 Millionen TV-Haushalte, auf den Britischen Inseln über 4 Millionen. Deutschland hatte 284 000 lizenzierte TV-Teilnehmer, die Schweiz 10 000. In Österreich waren es zum Start des heimischen Fernsehens immerhin fast 1 000 Geräte.

Regelbetrieb

Mit der Aufnahme des TV-Regelbetriebs in Österreich am 1. Januar 1957 wurde an sechs Wochentagen gesendet. Erst ab Ende Oktober 1959 wurde Fernsehen an allen Tagen geboten.

Winterolympiade 1956

Die Fernsehgeschichte in der eigenen Familie begann 1956. Die Olympischen Winterspiele im italienischen Cortina d’Ampezzo standen vor der Tür. Sie wurden als erste Sportübertragung des österreichischen Fernsehens live übertragen. Da musste der Großvater freilich live mit dabei sein. Dass Fernsehempfang in unserem Dorf möglich war, wusste mein technikbegeisterter Vorfahre bereits. Schließlich stand beim Kirchenwirt bereits ein Fernsehgerät und der Dorfarzt, nur wenige Häuser weiter, besaß das erste Privatgerät. Jenes unserer Familie sollte das zweite sein. Die Investition hatte sich jedenfalls ausgezahlt. Der heimische Skirennläufer und spätere Filmstar Toni Sailer gewann in der Abfahrt, dem Riesenslalom und dem Riesentorlauf die Goldmedaille. Im skibegeisterten Österreich war das nicht weniger als zwei Jahre zuvor das Wunder von Bern für Deutschland.

Im Januar 1959 zeigte das österreichische Fernsehen erstmals das Hahnenkammrennen aus Kitzbühel. Die Anfänge waren jedoch bescheiden. Mit vier Kameras konnten zumindest die dramatischen Sekunden ab der Hausbergkante bis ins Ziel zu den begeistert fiebernden Zuschauern an ihren Fernsehgeräten geliefert werden. Das Hahnenkammrennen gilt bis heute als anspruchvollstes und schwierigstes Skirennen im gesamten Rennzirkus und als Höhepunkt der TV-Wintersportübertragungen.

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Der SABA Schauinsland T1005 von 1959 kostete rund 500 Euro. Ein UHF-Tuner (Kanal 21-39) konnte für 75 Euro nachgerüstet werden.
© Auerbach Verlag/Thomas Riegler/Rundfunkmuseum Cham

Eurovision Song Contest

Am 24. Mai 1956 wurde erstmals der große internationale Sängerwettstreit ausgestrahlt, der heute als ESC bekannt ist. Damals hieß er allerdings noch ungleich nobler Grand Prix Eurovision de la Chanson Européenne und kam aus dem schweizerischen Lugano. Am Wettbewerb nahmen sieben Länder teil. Neben der Schweiz waren dies Belgien, die BRD, Frankreich, Italien, Luxemburg und die Niederlande. Dänemark, Österreich und das Vereinigte Königreich wollten zwar auch mitmachen, verpassten aber den Anmeldeschluss.

Mit den heute bekannten Modalitäten hatte der erste Song Contest wenig gemeinsam. So wurde jedes teilnehmende Land von zwei Interpreten und auch zwei Liedern vertreten. Jedes Land entsandte zudem zwei Jurymitglieder, die vor Ort in geheimer Abstimmung alle Lieder, auch die eigenen, bewerteten. Gewonnen hatte den ersten ESC übrigens die Schweiz mit dem von Lys Assia vorgetragenen Titel „Refrain“.

US-TV in Deutschland


Am 27. April 1957 nahmen die amerikanischen Streitkräfte in der Bundesrepublik ihren ersten Fernsehsender in Ramstein bei Kaiserslautern in Betrieb. Einen Tag später wurde in Bitburg in der Eifel der zweite Sender eingeschaltet. Die 4-kW-Stationen verbreiteten mit der amerikanischen 525-Zeilen-Norm hauptsächlich Filmprogramme der kommerziellen amerikanischen Fernsehgesellschaften.

Nicht für deutsche Zuschauer

Die im Sendegebiet lebenden Deutschen hatten von diesem erweiterten Programmangebot nichts. Denn AFN-TV sendete nach den in den USA gebräuchlichen Parametern, die von deutschen Fernsehern nicht annähernd verarbeitet werden konnten. Außerdem nutzte man mit dem US-Kanal 26 (entspricht dem europäischen Kanal 30) bereits den UHF-Frequenzbereich, der von europäischen Geräten ohnehin noch nicht berücksichtigt wurde.

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Die Optik des ersten bezahlbaren TV-Beamers arbeitet mit Festbrennweite. Bei 2,9 m Abstand sind 1,6 m Bilddiagonale möglich.
© Auerbach Verlag/Thomas Riegler/Rundfunkmuseum Cham

Der erste Beamer

1957 flimmerten bereits an die 799 000 Fernseher in den deutschen Stuben. Allerdings nur mit bis zu 45 Zentimeter Bildschirmdiagonale. Dies sollte der TV-Projektor Telerama P1026H von Saba ändern. Seine Technik war in einem 95 Zentimeter hohen Edelholz-Schränkchen verbaut. In seinem Inneren war eine sechs Zentimeter kleine Schwarzweiß-Bildröhre untergebracht, die ihr Bild über eine große Optik mit Festbrennweite auf die mitgelieferte Leinwand mit 1,6-Meter-Diagonale warf. Der dafür erforderliche Projektionsabstand betrug 2,9 Meter. Der Beamer ließ sich per Kabelfernbedienung fernsteuern. Über sie konnten Lautstärke, Helligkeit, Kontrast und Bildschärfe eingestellt werden. Ein Programmwechsel war nicht vorgesehen und auch nicht nötig. Es gab ja nur eines. Seine Zukunftssicherheit bewies der Telerama P1026H durch sein zusätzliches Empfangsteil für das UHF Band 4 (Kanal 21 bis 39).

Als ab den frühen 1960ern das zweite Programm kam, war der UHF-Tuner jedoch zu eng bemessen. Denn das Fernsehen nutzte den UHF-Bereich von Kanal 21 bis 69. Um das Programm des Deutschen Fernsehens in Lebensgröße hell und kontrastreich im Kreise der Familie oder Freunden zu genießen, musste der Raum perfekt abgedunkelt sein. Bereits wenig Licht ließ das auf die Leinwand projizierte Bild schnell zu einem flauen Etwas verkommen. Der Saba Telerama P1026H war ein High-End-Luxusartikel für die große Geldbörse. Er kostete 3 198 DM. Zum Vergleich: Den VW Käfer bekam man für 3 750 DM.

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Bei absoluter Dunkelheit stellt das projizierte Fernsehbild durchaus zufrieden. Größer kann man 1957 nicht fernsehen.
© Auerbach Verlag/Thomas Riegler/Rundfunkmuseum Cham

Stahlnetz
Am Abend des 14. März 1958 wurde die erste Folge der deutschen Krimiserie „Stahlnetz“ ausgestrahlt. In ihr wurden echte Kriminalfälle nachgestellt. Nüchtern und sachlich schilderte die Serie die Ermittlungsarbeit der Polizei in chronologischer Reihenfolge und zeigte dabei die ungeschönte Lebensrealität jener Tage. Wahrscheinlich war es die realistische Darstellung, die „Stahlnetz“ zu einem Straßenfeger machte. „Stahlnetz“ lehrte das Fürchten und zeigte, dass das Verbrechen gleich nebenan sein könnte. „Stahlnetz“ war Tagesgespräch. Die Serie lief bis 1968 und gilt gemeinhin als Vorläufer des „Tatorts“.

Im nächsten Teil unserer Reihe „Die Geschichte des Fernsehens“ schauen wir uns an, wie es in den 60er Jahren mit dem bewegten Bild weiterging.

Quelle: digitalfernsehen
 
Die Geschichte des Fernsehens: Der Weg ins Wohnzimmer (Teil 5)

Während der 1960er-Jahre wurde das Fernsehen erwachsen. Die Sendernetze wurden weiter ausgebaut, und somit wurde der Empfang auch abseits der Ballungsräume möglich. Das Fernsehen war auf dem besten Weg, das Radio als Hauptmedium abzulösen.

Bis Mitte der 1960er-Jahre waren die meisten Fernsehgeräte in Gaststuben oder sonstigen öffentlichen Räumlichkeiten aufgestellt. In Privathaushalten waren sie noch eine seltene Ausnahme. Wer aber schon eine Glotze besaß, durfte sich über viele Freunde erfreuen. Die kamen dann nämlich gerne und häufig zu Besuch, um das Gebotene quasi im privaten Rahmen sehen zu können. Aus Schilderungen aus der eigenen Familie ist etwa bekannt, dass sich bei attraktiven Programmen nicht selten zehn Personen oder mehr zum Fernsehen angesagt hatten. Womit es im Wohnzimmer schon recht eng wurde.

Das änderte sich erst, nachdem der Fernseher in immer mehr Haushalten Einzug gehalten hatte. Zu Beginn der 1960er-Jahre war Fernsehen noch etwas für eine kleine Minderheit. Nur zehn Jahre später war es längst zu einem Massenmedium geworden. Zwar hatten noch nicht alle ein eigenes TV-Gerät, aber schon die meisten. Die Kinobesitzer hatten jedenfalls keine Freude mit der Glotze. Immer weniger fanden den Weg in die Lichtspieltheater. Womit diese nach und nach, zuerst die kleinen Dorfkinos, dicht machten.

Kommunikationssatelliten
Im August 1960 brachten die USA ihren ersten Kommunikationssatelliten in eine Umlaufbahn. Ein Satellit im heutigen Sinne war er noch nicht. Im Wesentlichen war Echo 1, so sein Name, nicht mehr, als ein etwa 30 Meter großer Ballon, dessen Haut mit einer reflektierenden Aluminiumschicht überzogen war. Die zu ihm gesendeten Funksignale wurden an seiner Hülle reflektiert und so wieder zur Erde abgelenkt. Womit sich Distanzen von 4 000 bis 9 000 Kilometer überbrücken ließen. Für TV-Übertragungen war Echo 1 jedoch kaum geeignet. Die über ihn empfangene Bildqualität ließ stark zu wünschen übrig. Dennoch wurde Echo 1 bis 1968 für transatlantischen Funkverkehr genutzt. Da er keine Elektronik besaß, arbeitete er nämlich zuverlässiger als die ersten echten Kommunikationssatelliten.

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Telstar 1 wurde in Europa von zwei Erdfunkstellen empfangen. Im französischen Pleumeur Bodou wurde dafür eine Parabolantenne eingesetzt. © Auerbach Verlag/Thomas Riegler/ZDFinfo

Mit Telstar 1 startete am 10. Juli 1962 der erste elektronische TV-Satellit. Er umkreiste die Erde in einer elliptischen Umlaufbahn von rund 960 bis 5 600 Kilometer Höhe, womit keine ständigen TV-Übertragungen möglich waren. Sowohl die Sende- und Empfangsantenne, damals Ungetüme von rund 30 Meter Durchmesser, mussten laufend nachgeführt werden. Zwischen Amerika und Europa ergab sich so ein Zeitfenster von maximal 20 Minuten je Erdumkreisung. Die erste Liveübertragung aus den USA nach Europa erfolgte am 23. Juli 1962.

Drei Bodenstationen wurden für den Transatlantikverkehr über Telstar 1 eingerichtet. In Andover, Maine, USA, sowie in Goonhilly Downs in Großbritannien wurde je eine große Hornantenne installiert. Im französischen Pleurmeur Bodou war eine große Parabolantenne vorhanden. 15 Stunden nach dem Start von Telstar1 wurde das erste Bild über den Atlantik gesendet. Zu sehen war eine wehende US-Fahne mit der Bodenstation im Hintergrund.

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Der erste Übertragungstest über den ersten TV-Satelliten. Über Andover im US-Bundesstaat Maine wurde die US-Flagge nach Europa gesendet. © Auerbach Verlag/Thomas Riegler/ZDFinfo

Der weltweit erste TV-Satellit wurde sehr bald ein Opfer des Kalten Krieges. Bei einem oberirdischen Atombombenversuch der USA in der Atmosphäre hatte der gerade in geringer Höhe darüber fliegende TV-Vogel zu viel an Strahlung abbekommen, die seine Transistoren zerstört haben. Seit November 1962 kreist Telstar 1 somit funktionslos in 158 Minuten um die Erde.

Das zweite Programm kommt
Obwohl das Fernsehen noch recht jung war, begeisterten sich Monat für Monat mehr Bürger für das neue Medium. Es hatte nur einen Haken. In der BDR gab es, genauso wie in der DDR und den meisten anderen Ländern, jeweils nur ein Programm. Die Bevölkerung sowie Bundeskanzler Adenauer und sein Kabinett wünschten sich ein zweites Fernsehprogramm. Es sollte dem Bund unterstellt sein und bundesweit ausgestrahlt werden. Zu diesem Zweck wurde am 25. Juli 1960 die Deutschland-Fernsehen GmbH gegründet. Sie sollte den Sendebetrieb mit 1. Januar 1961 aufnehmen.

Am 1. August wurde bei der Deutschen Bundespost die Zuteilung eines Fernseh-Sendernetzes beantragt. Allerdings bewegte man sich mit dem Vorhaben in einer rechtlichen Grauzone. Denn die Kulturhoheit lag bei den Ländern, die somit auch für die Bereitstellung der TV-Inhalte zuständig gewesen wären. Der Bund war ausschließlich für den Sendernetzbetrieb verantwortlich. Die SPD-geführten Bundesländer fühlten sich betrogen und brachten eine Klage beim Bundesverfassungsgericht ein. Währenddessen liefen die Vorbereitungen für den Sendestart weiter. Mit einer am 17. Dezember 1960 ausgesprochenen einstweiligen Unterlassungsanordnung war das Ende der Deutschland-Fernsehen GmbH besiegelt.

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Zimmerantenne aus den frühen 1960ern für das erste und zweite Programm. Damals meinte man, dass für ein teures TV eine billige, kleine Antenne reiche. © Auerbach Verlag/Thomas Riegler

Da aber auch die Länder einen zweiten TV-Kanal herbeisehnten, einigten sie sich wenige Monate später über die Einführung des später als ZDF bekannt gewordenen Senders. Dieses ging mit 1. April 1963 auf Sendung. Doch so lange mussten die Bundesbürger nicht auf ihr zweites Programm warten. Denn quasi als Übergangslösung startete am 1. Mai 1961 das zweite Programm der ARD, das rückwirkend als ARD 2 bezeichnet wurde.

In Österreich startet das zweite Programm am 11. September 1961. Es läuft vorerst aber nur als technischer Versuchskanal und wird an nur drei Wochentagen im Großraum Wien ausgestrahlt. Das Sendernetz für das zweite Programm wurde erst ab Ende der 1960er-Jahre großflächig ausgebaut. Seit September 1970 sendete FS2, das heutige ORF2, an allen Wochentagen.

Neuer Frequenzbereich
Kaum jemand, der 1961 bereits ein TV-Gerät besaß, konnte das zweite Programm empfangen. Denn die Geräte aus den 1950ern konnten nur den VHF-Bereich empfangen, in dem die ersten Programme übertragen wurden. Für die zweiten Programme kam ein neuer Frequenzbereich, das so genannte UHF-Band, zum Einsatz. Schnell kamen Nachrüstgeräte, besser als UHF-Konverter bekannt, auf den Markt. Sie konnten das Zweite empfangen und gaben es per Antennenkabel an den Fernseher weiter. Bis zum Start der regionalen 3. Programme in der BRD zwischen 1964 und 1969 gehörte das UHF-Empfangsteil längst zur Standardausstattung aller neuen Fernseher.

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Mit so genannten UHF-Konvertern konnten auch TVs aus den 1950ern fit für den Empfang des auf UHF ausgestrahlten zweiten Programms gemacht werden. © Auerbach Verlag/Thomas Riegler

Der schwarze Kanal
Am 21. März 1960 flimmerte im DDR Fernsehen erstmals jene Sendung über die Mattscheiben, die bei den Bürgern Ostdeutschlands wohl am meisten gehasst war: Der Schwarze Kanal. Jeden Montag, unmittelbar im Anschluss eines populären Spielfilms, präsentierte der Chefkommentator des Fernsehens der DDR, Karl Eduard von Schnitzler, Ausschnitte des westdeutschen Fernsehens. In der Regel waren es Nachrichten, Reportagen und Magazine, zu denen er aggressiv und polemisch seinen Senf dazu gab. Für ihn war klar, der Westen war böse und das meiste, was im Fernsehen der BRD gezeigt wurde, war erstunken und erlogen.

Bis in den Oktober 1989 erklärte von Schnitzler, der von den DDR-Bürgern den wenig liebevoll gemeinten Spitznamen Sudel Ede erhalten hatte, die sozialistische Sicht der Dinge und somit die alleinige Wahrheit. Ihm war es ein Anliegen, seinen Genossen zu zeigen, wie schlimm es im kapitalistischen Westen zugeht und wie alltäglich Ausbeutung, Profitgier, Massenarbeitslosigkeit und Kriegslüsternheit sind. Im Westen lauert das Böse, das die friedliebende DDR nur zu Fall bringen will.

Beliebt war der Schwarze Kanal bestenfalls bei einhundertprozentigen Parteigenossen. Die meisten sahen ihn nur als Anlass, um schnellstmöglich auf das Westfernsehen umzuschalten. Manchmal schauten aber auch sie sich den Sudele Ede an. Einfach nur, um über den Stuss, der da verbreitet wurde, mal wieder herzhaft zu lachen.

Der Schwarze Kanal ist, genau genommen keine Erfindung der DDR. Im Westen war man schneller und analysierte in der von 1958 bis 1964 ausgestrahlten Reihe „Die rote Optik“, Meldungen des DDR-Fernsehens. Während der Schwarze Kanal wöchentlich ausgestrahlt wurde, zeigte die ARD die rote Optik nur alle drei Monate.

Im nächsten Teil unserer Reihe „Die Geschichte des Fernsehens“ schauen wir uns an, wie es in den 60er Jahren mit dem bewegten Bild weiterging.

Quelle; digitalfernsehen
 
Die Geschichte des Fernsehens: Das Farbfernsehen kommt (Teil 6)

Während der 1960er-Jahre wurde das Fernsehen erwachsen. Die Sendernetze wurden weiter ausgebaut, und somit wurde der Empfang auch abseits der Ballungsräume möglich. Das Fernsehen war auf dem besten Weg, das Radio als Hauptmedium abzulösen.

Das Fernsehen wird bunt
Im Rahmen der 25. Funkausstellung in Berlin gab Willy Brandt, damals Vizekanzler der BRD, am 25. August 1967 den Startschuss für das deutsche Farbfernsehen. Zumindest offiziell. Denn der große Knopf an seinem Rednerpult war nur eine Attrappe. Tatsächlich kam die Aufgabe, zum rechten Augenblick den Farbträger einzuschalten, einem Techniker im Hintergrund zu. Er dürfte sich bewusst gewesen sein, dass in dem Augenblick Fernsehgeschichte geschrieben wurde. Ob ihn dieses Wissen nervös gemacht hat, wissen wir nicht. Fakt ist aber, dass der Techniker den Farbträger bereits aktiviert hatte, als Willy Brandt um 10:57 Uhr seinen Daumen auf den Startknopf legte. So wurde das Bild bereits wenige Augenblicke bunt, bevor der inzwischen rot glänzende Startknopf gedrückt wurde.

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Am 25. August 1967, fiel der Startschuss für das deutsche Farbfernsehen. Der Techniker hatten den Farbträger schon aktiviert, bevor der rote Knopf gedrückt wurde. © Auerbach Verlag/Thomas Riegler

Von diesem kleinen Missgeschick dürfen nur die wenigsten Deutschen Notiz genommen haben. Im August 1967 standen gerade einmal an die 6 000 Farbfernseher in den deutschen Haushalten. Kein Wunder. Farbgeräte waren damals extrem teuer und kosteten damals zwischen 2 400 und 4 000 DM. Zum Vergleich: Das Einstiegsmodell des VW Käfers gab es zu der Zeit ab 4 485 DM. Dieses Geld damals in ein Auto zu investieren, dürfte ohnehin die bessere Wahl gewesen sein. Denn Farbsendungen waren damals äußerst selten und reduzierten sich auf ein bis zwei Sendungen pro Woche.

Farbfernsehen in Österreich
Am 1. Januar 1969 fällt mit der Übertragung des Neujahrskonzerts der Startschuss für das Farbfernsehen in Österreich. Farb-Versuchssendungen hatte es aber bereits seit Dezember 1965 gegeben. Obwohl in den in den Zeitungen abgedruckten TV-Programmen extra auf Farbsendungen hingewiesen wurde, wird damals kaum jemand in der Lage gewesen sein, diese Testausstrahlungen in Farbe zu sehen.

Farbfernsehen in der DDR
Der 3. Oktober 1969 markiert ein denkwürdiges Datum in der ostdeutschen Mediengeschichte. An diesem Tag wurde das bis heute markanteste Wahrzeichen Berlins, der Funkturm, seiner Bestimmung übergeben. Zu diesem Anlass wurde gleichzeitig das zweite Programm des Deutschen Fernsehfunks DFF gestartet und auch das Farbfernsehen eingeführt.

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Farbfernseher erkannte man an dem zusätzlichen Regler für die Farbintensität. Bei manchen stand er auf Vollausschlag. Man wollte einfach ultrabunte Bilder genießen. © Auerbach Verlag/Thomas Riegler

Anders als im deutschen Westen, setzte man in der DDR jedoch nicht auf das deutsche PAL-Farbfernsehsystem, sondern auf das französische SECAM-Verfahren, für das sich auch Väterchen Russland entschieden hatte. Ein reines Politikum mit weitreichenden Folgen. Denn Multinorm-Farbfernseher gab es damals nicht. Womit die zahlreichen Ostdeutschen die Programme aus der BRD weiter nur in Schwarzweiß sehen konnten, genauso wie das DDR-Fernsehen auch im Westen ohne Farbe blieb.

Doch in der DDR lebten schon damals viele schlaue Köpfe, die sich zu helfen wussten. Sie schafften es nicht nur, fern der westdeutschen Grenze ARD, ZDF und die Dritten, selbst unter scheinbar ausweglosen Gegebenheiten auf den Bildschirm zu zaubern, sondern wussten sehr schnell auch, wie sie ihre Ostfernseher PAL-tauglich machten.

Erste kompakte Videorekorder
Während der zweiten Hälfte der 1960er kamen die ersten transportablen Videorekorder auf den Markt. Sie arbeiteten noch mit offenen Spulen und zeichneten, zumindest für den Heimgebrauch, nur in Schwarzweiß auf. Für den professionellen Einsatz waren bereits Farbgeräte verfügbar, die in der Regel aber nur bei TV-Anstalten für Reportagen zum Einsatz kamen. Die Geräte arbeiteten bereits mit 1/2-Zoll-Bändern, so wie sie später auch in den Videokassetten zu finden waren.

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In der zweiten Hälfte der 1960er kommen die ersten kompakten Videorekorder auf den Markt. Sie arbeiten noch mit auf Spulen aufgewickelten Bändern. © Auerbach Verlag/Thomas Riegler

Die stationären Videorekorder bei den TV-Studios waren hingegen noch große, schwere Maschinen, die mit 2 Zoll breiten Bändern (rund 5 Zentimeter) arbeiteten. Anlässlich der Funkausstellung in Berlin präsentierten Philips und Grundig das erste Heimvideosystem. Das LDL-System arbeitete mit auf offenen Spulen aufgewickelten 1/2-Zoll-Bändern. Auf ein 450 Meter langes Band konnten 45 Minuten Bild und Ton aufgezeichnet werden. Wobei nur Schwarzweiß-Aufnahmen möglich waren. LDL-Videorekorder wurden bei identischem Innenleben in mehreren Gehäusevariationen angeboten und sahen den damals noch weit verbreiteten Tonbandgeräten zum Verwechseln ähnlich. Die Geräte kosteten etwa 2 000 DM.

Mondlandung
Der Sommer 1969 brachte das wohl bis heute größte Ereignis der Menschheit auf die TV-Bildschirme in aller Welt: die erste Mondlandung am 21. Juli 1969. Erstmals verließen Menschen unseren Planeten, um ihren Fuß auf ein Nachbargestirn zu setzen. All dem ging ein Kraftakt an technischen Entwicklungen in der Raumfahrt voraus. Aber auch die Absicht, dieses historische Ereignis live im Fernsehen zu übertragen, war eine große Herausforderung für das damals noch recht junge Medium. Rund 500 bis 600 Millionen Zuschauer verfolgten weltweit dieses einzigartige Ereignis, das von 50 Prozent aller TV-Stationen auf der Erde live übertragen wurde.

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Die erste Mondlandung war das bis dahin größte TV-Ereignis der Geschichte. Die unscharfen Livebilder von unserem Erdtrabanten haben alle Zuschauer tief bewegt. © Auerbach Verlag/Thomas Riegler

Spezielle Kameras
Um Gewicht und Übertragungsbandbreite zu sparen, wurden extra für die Mondlandung spezielle TV-Kameras entwickelt. Sie hatten bei zehn Bildern pro Sekunde eine Auflösung von 250 Zeilen und benötigten eine Übertragungsbandbreite von 4 Hz bis 500 kHz. Alles nur ein Bruchteil der auf der Erde üblichen TV-Systeme. Das Videosignal wurde von den Erdfunkstationen Goldstone in Kalifornien sowie Parkes (Antennendurchmesser je 64 Meter) und Honeysuckle Creek in Australien (26 Meter Durchmesser) empfangen.

Das originale Videosignal wurde an den Erdfunkstellen erst in die amerikanische TV-Norm umgewandelt, indem man die vom Mond empfangenen Bilder mit einer herkömmlichen Videokamera von einem Bildschirm abfilmte. Dabei ging leider ein Großteil der ursprünglichen Bildqualität verloren. Die Signale vom Mond wurden zwar in Parkes mitgeschnitten. Die Originalbänder gingen jedoch verloren, sodass uns heute nur die schlechten Bilder so wie wir sie einst live erleben konnten, erhalten geblieben sind.

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Die tollen Farbfotos brachten die Astronauten vom Mond mit. Sie live via TV anzubieten, war technisch noch nicht möglich.
© Auerbach Verlag/Thomas Riegler

Sensation im TV
Für viele, die heute Mitte 50 sind, ist die Mondlandung die erste TV-Sendung, an die sie sich zurückerinnern können. Die unscharfen Schwarzweißbilder, auf denen die Astronauten mit ihren weißen Weltraumanzügen auf dem Mond spazierten, hatten uns alle fasziniert und sind in lebendiger Erinnerung geblieben. Da machte es nichts aus, dass auf den meist flauen und eher unscharfen Bildern wenig zu erkennen war. Alleine das Wissen, dass sie in diesem Augenblick von einem Ort kamen, der für uns alle so unerreichbar weit entfernt lag, bewegte uns zutiefst.

Im nächsten Teil unserer Reihe „Die Geschichte des Fernsehens“ schauen wir uns an, wie es in den 70er Jahren mit dem bewegten Bild weiterging.

Quelle; digitalfernsehen
 
Die Geschichte des Fernsehens: Von Kabelfernsehen und einem TV-Krieg (Teil 7)

Bis in die 1970er-Jahre waren die TV-Sendernetze bereits gut ausgebaut und der Fernseher gehörte zur allgemeinen Ausstattung fast eines jeden Haushalts. Anfangs des Jahrzehnts war Schwarzweiß noch üblich. Ab Ende der 1970er hatten bereits viele ein Farbgerät zu Hause.

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© Auerbach Verlag/Thomas Riegler


Seit Mitte der 1960er-Jahre wurden in Westdeutschland drei Fernsehprogramme ausgestrahlt. Neben der ARD, heute das Erste, waren das das ZDF und das ortsübliche dritte Programm, das neben der lokalen Berichterstattung am ehesten den Charakter eines Bildungsfernsehens hatte. In Österreich und der DDR wurden überhaupt nur zwei heimische Programme verbreitet.

Während der 1970er-Jahre wurden dort, wo noch TV-Programme aus den Nachbarländern zu bekommen waren, mehr oder weniger umfangreiche Antennenanlagen auf den Dächern installiert. Dann durfte man sich etwa in Österreich neben den zwei heimischen über meist ein bis zwei zusätzlicher Kanäle freuen. Manche bekamen nur die ARD, andere nur das ZDF. Jeder freute sich über das, was er zusätzlich hereinbekam. Wobei die TV-Bilder aus dem Ausland meist im wahrsten Sinne des Wortes berauschend waren. Im Osten Oberösterreichs nahm man durchaus einen Rauschanteil von 50 Prozent im Bild in Kauf. Immerhin war es in Farbe und man konnte so manches TV-Highlight sehen, das im heimischen TV nicht geboten wurde.

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In den 1970ern kamen die ersten Videospiele auf den Markt. Trotz ihrer mehr als simplen Bildschirmgrafik faszinierten sie vor allem die Jugend. © Auerbach Verlag/Thomas Riegler

Die meisten „deutschen“ TV-Anlagen bestanden bei uns aus einer bis zwei Antennen, je deutschem Programm. Es gab aber auch Perfektionisten, die um jeden Preis ein rauschfreies Bild haben wollten. So einer wohnte in unserem Dorf. Anfangs hatte er eine Vierergruppe, also vier rund 3 Meter lange VHF-Antennen für die ARD auf seinem Dach installiert. Binnen eines Jahres hatte er 24 solcher Antennen für die ARD auf dem Dach seines Einfamilienhauses. Die Freude am guten Empfang währte jedoch nur kurz. Ein heftiger Sturm im Januar 1976 hatte alle Antennenmasten bis auf einen geknickt. 20 großen Antennen lagen in seinem Garten.

TV-Schlaraffenland


Ende der 1970er lief im österreichischen Fernsehen ein Bericht über das TV-Schlaraffenland Vorarlberg. Die Westösterreicher konnten nicht nur die beiden Kanäle des ORF, sondern auch die ARD in den Versionen für Bayern und Baden-Württemberg, das ZDF, die dritten Programme des BR und SDR sowie das deutsche, französische und italienische Programm aus der Schweiz empfangen. In Summe unvorstellbare zehn Programme!

Für uns in Restösterreich bedeutete das nicht weniger als die grenzenlose Vielfalt auf dem Bildschirm. Unvorstellbar auch deshalb, weil die damals noch weit verbreiteten Schwarzweiß-Fernseher in der Regel nur sechs Speicherplätze besaßen. Der Standard bei Farbgeräten war acht. Erst ab der Oberklasse konnte man auch mit 12 oder gar 16 Speicherplätzen rechnen. Hoffnungslos überdimensioniert, wie wir alle empfanden. Denn wer wird je einmal 16 Programme empfangen können?

Das TV-Schlaraffenland erstreckte sich übrigens über den gesamten Bodenseeraum. Während der 1970er-Jahre waren die TV-Anstalten stolz, wenn sie auch möglichst weit im benachbarten Ausland empfangen werden konnten. In einer Sendung zum Thema berichtete der ORF, dass er in Bayern etwa bis zur Linie Ulm-Ingolstadt-Regensburg gesehen werden konnte. Es wurden sogar ORF-Seher am ungarischen Plattensee interviewt. Abschließend stellte man fest, dass 15 Millionen Ausländer österreichisches Fernsehen empfangen konnten. Schon beachtlich, wenn man die damalige Einwohnerzahl Österreichs von 7,5 Millionen gegenüberstellt.

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Die Laserdisc wurde berührungslos mit einem Laser abgetastet. Die Daten waren in kleinsten Spuren gespeichert.
© Auerbach Verlag/Thomas Riegler

Kabelfernsehen kommt

In Österreich startete Kabelfernsehen schon recht früh. Die Initiative zur Errichtung von Kabelnetzen ging jedoch nicht von der Bundespost, so wie in Deutschland ab den 1980ern, aus, sondern von ortsansässigen Elektrofachhändlern. Kabelnetze entstanden vor allem dort, wo brauchbarer Individualempfang der deutschen Programme fast nicht mehr möglich war. Die Betreiber der Netze bauten auf Hügeln oder günstig gelegenen Häusern große Empfangsanlagen auf. Wobei für das ZDF und das Bayerische Fernsehen oft sogar große Parabolantennen mit bis rund 4 Meter Durchmesser zum Einsatz kamen.

Auch in unserer Nachbarstadt wurde Kabel-TV um 1975 ins Leben gerufen. Angeboten wurden sieben Programme. Neben den beiden Österreichern und den drei Deutschen wurden auch beide tschechischen Kanäle, sogar in Farbe und mit Ton, angeboten. Die Anschlusskosten lagen damals bei rund 1100 Euro. Was nach heutigem Wert etwa das Dreifache ausmachen würde.

Farbfernsehkrieg in Italien

Hätte sich die Politik um die Frage nach dem künftigen Farbfernseh-Standard nicht eingemischt, hätte Italien bereits 1967 verbindlich das PAL-Farbfensehen eingeführt. Aber es sollte ganz anders kommen. Bereits 1963 war für die Techniker des italienischen Fernsehens RAI klar, dass das deutsche PAL-Farbfernsehen die am besten geeignete Norm sei. Doch die italienischen Linksparteien waren der Auffassung, dass das Land derzeit noch kein Farbfernsehen brauche. Vom Farbfernsehen meinte man, es könne sich zur Schuldenfalle für die Bevölkerung entwickeln. Auch die Parteien des rechten Lagers kamen zur gleichen Einsicht, womit die Vorentscheidung für PAL quasi wieder aufgehoben wurde.

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Der SQ-46G von Sharp aus dem Jahr 1972 hatte eine schon sehr kleine 23-cm-Schwarzweiß-Bildröhre. Er lief auch mit 12 Volt. © Auerbach Verlag/Thomas Riegler

Die französische Regierung versuchte die damals schon etwas unübersichtliche italienische Innenpolitik für sich auszunutzen und die Italiener für das französische SECAM zu begeistern. Was nur dazu führte, dass man sich in Rom weiter darüber stritt, welches Farbfernsehsystem eingeführt werden sollte. Inzwischen standen die Olympischen Sommerspiele 1972 in München vor der Tür und die italienische Regierung schien gewillt zu sein, Probesendungen in PAL zuzulassen. Auch deshalb, weil die olympischen Spiele ausschließlich in PAL produziert werden würden.

Drei Wochen vor Beginn der Spiele machte der französische Präsident einen Arbeitsbesuch in der Toskana. Die italienische Presse mutmaßte, dass der Regierungschef nur wegen SECAM nach Italien gekommen sei. Tatsächlich kündigte ein französischer Regierungssprecher kurz nach dem Italienbesuch an, dass die Olympischen Spiele auch in SECAM in Italien gezeigt werden würden.

SECAM vs. PAL

Zu der Zeit waren zumindest in Norditalien bereits an die 50 000 PAL-Farbfernsehgeräte in Betrieb. Da jedoch offensichtlich keine SECAM-tauglichen Farbfernsehgeräte in Italien vorhanden waren, stellte man sich die Frage, wer denn die „französischen“ Farbsendungen sehen können wird. Kurzerhand wurden 400 SECAM-Farbfernseher für Italien gefertigt. Dies war notwendig, da in Frankreich das Fernsehen nach anderen technischen Parametern als im Rest Europas ausgestrahlt wurde. Die eigens produzierten Geräte wurden vornehmlich bei Ministern und der französischen Botschaft aufgestellt.

Inzwischen fand das PAL-Farbfernsehen quasi über die Hintertür noch weitere Verbreitung in Italien. Die nach Italien einstrahlenden Sender Lugano des Schweizer Fernsehens und TV Koper Capodistria aus Jugoslawien, die allesamt italienischsprachig waren, wurden inzwischen über zahlreiche illegale, privat errichtete Umsetzer in Italien ausgestrahlt. Auf diese Weise wurde 1974 bereits die gesamte Po-Ebene mit ausländischem PAL-Farbfernsehen versorgt.

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Der Sharp 3T-50 von 1977 war ein typischer Vertreter der batteriebetriebenen Minifernseher mit bis zu 15 cm Bildschirmdiagonale. © Auerbach Verlag/Thomas Riegler

Als unmittelbar vor der Fußball-WM 1974 Bestrebungen im Gange waren, auch in der Toskana diese Sender auszustrahlen, übten die Franzosen ihren Einfluss in Italien aus, der die Stilllegung sämtlicher privater Umsetzer-Stationen zur Folge hatte. Es begann der weltweit beachtete „Antennenkrieg“, der anders ausging, als von allen Beteiligten erwartet wurde.

Zahlreiche wütende Proteste der betroffenen italienischen Bevölkerung führten dazu, dass das italienische Verfassungsgericht das Sendemonopol des staatlichen italienischen Fernsehens RAI aufhob. Daraufhin entstanden zahlreiche private Sender. Auch die Franzosen bedienten sich der neuen Rahmenbedingungen und gründeten eine Gesellschaft, die zum Ziel hatte, bis Weihnachten 1974 Rom mit SECAM-Farbfernsehen zu versorgen. Tatsächlich führte dies zu einem Wettlauf der Systeme. Während die Franzosen etappenweise von Korsika über Florenz und dem Monte Amiata SECAM-Umsetzer installierten, nahm das italienischsprachige Schweizer Fernsehen einen anderen Weg über italienische Gipfel nach Süden.

Im nächsten Teil unserer Reihe „Die Geschichte des Fernsehens“ verraten wir, wie der italienische TV-Krieg ausging und wie der Siegeszug der Videorekorder begann.

Quelle; digitalfernsehen
 
Die Geschichte des Fernsehens: Das Videozeitalter bricht an (Teil 8)

Bis in die 1970er-Jahre waren die TV-Sendernetze bereits gut ausgebaut und der Fernseher gehörte zur allgemeinen Ausstattung fast eines jeden Haushalts. Anfangs des Jahrzehnts war Schwarzweiß noch üblich. Ab Ende der 1970er hatten bereits viele ein Farbgerät zu Hause.

Das große Finale im italienischen TV-Krieg
Mitte Dezember 1974 lagen die Franzosen vorn und priesen den Römern in einer groß angelegten Werbecampagne die Vorteile von SECAM an. Doch die angekündigten Programme konnten von den meisten Römern überhaupt nicht empfangen werden. Andere konnten nur graue Schatten ausmachen, die Ballett-Tänzerinnen sein sollten. Was aber mindestens genauso störte war der fehlende Ton zum Bild. Je nach Frequenzfeinabstimmung am Fernseher war nur er oder nur das Bild wahrzunehmen.

Die schlechte Qualität der Übertragung wurde von den Technikern mit der geringen Sendeleistung des Senders von nur 20 Watt begründet. „SECAM-Techniker“ in Florenz behaupteten weiter, dass jemand an der 20 Meter hohen Antenne am Monte Amiata gedreht haben müsse, womit das aus Korsika stammende TV-Signal nicht mehr ordnungsgemäß empfangen und zum Umsetzer bei Palestrina weitergeleitet werden konnte.

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VCR von 1971 war das erste kommerziell erfolgreiche Heimvideosystem. VCR LP von 1977 (Bild) bot bis zu 3 Stunden Aufnahme auf einer Kassette. © Auerbach Verlag/Thomas Riegler

1975 trat der Farbfernsehkrieg in seine Endphase. Wie uns ein Zeitzeuge berichtete, strahlten manche Sender in Farbe (PAL), andere nur in Schwarzweiß, bei einigen Stationen war das Bild braun (SECAM auf einem PAL-Gerät angeschaut), und bei einigen Kanälen wechselte das Farbsystem jeden Tag. Italien musste sich wegen einer Finanzkrise an Deutschland um Hilfe wenden. Diesmal wurde auch die deutsche Diplomatie aktiv, die wohl ihren Beitrag dazu leistete, dass in Italien letztlich das PAL-Farbfernsehen, eingeführt wurde.

Entsetzen per TV
Unter Fernsehen verstand man während der frühen 1970er-Jahre in unseren Breiten vor allem Unterhaltung, Sport und Nachrichten. Während der in München ausgetragenen Olympischen Sommerspiele zeigte es aber auch, wie sehr es auch Horror und Schrecken bis in die letzten Winkel der Nation und in die Welt transportieren kann. Eine palästinensische Terrororganisation verübte am 5. September 1972 einen Anschlag auf die israelische Mannschaft. Elf Athleten und fünf der Geiselnehmer fanden den Tod.

Aloha from Hawaii
Januar 1973: An diesem Tag wurde TV-Geschichte geschrieben. Erstmals wurde weltweit ein TV-Konzert eines Solokünstlers live übertragen. Das einstündige Elvis-Presley-Konzert war zudem die bis dahin teuerste TV-Produktion. Mindestens ein Viertel der damaligen Weltbevölkerung, also mindestens eine Milliarde Menschen, hatte dieses Konzert im TV verfolgt, womit Elvis Presley sogar mehr Leute sahen als die erste Mondlandung. In Deutschland, Österreich und der Schweiz wurde das Konzert erst am 12. März als Aufzeichnung gezeigt. Den Senderverantwortlichen waren die Übertragungskosten für das Live-Event zu hoch.

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Bei der VCR-Kassette waren die beiden Bandwickel übereinander angebracht. Was einen komplizierten Antrieb erfordert.
© Auerbach Verlag/Thomas Riegler

Das Videozeitalter bricht an
Ende der 1970er fanden Videorekorder ihren Weg in die Schulen. In meiner Schule wurde dafür ein eigener Medienraum eingerichtet. Mit modernem 67-Zentimeter-Farbfernseher und sogar zwei Videorekordern. Beide Marke Philips aus österreichischer Produktion. Das ältere der beiden Geräte arbeitete nach dem VCR-System. Es kam 1974 als erstes Farb-Heimvideosystem auf den Markt und nutzte Kassetten mit zwei übereinander angeordneten Bandwickeln. Die längste Spielzeit lag bei diesem Gerät bei 80 Minuten. Ein 60-Minuten-Band kostete während der frühen 1970er rund 72 Euro. Daneben stand ein VCR-LP-Rekorder. Das LP stand für Longplay. Das 1977 eingeführte System nutzte zwar dieselben Kassetten, zeichnete darauf aber bis zu drei Stunden am Stück auf.

Für unsere Lehrer war das Abspielen einer Videokassette stets eine kaum zu bewältigende Aufgabe. Im Normalfall funktionierte mindestens ein Rekorder nicht oder es wurde ein Band in den falschen Rekorder gesteckt, womit die Wiedergabe viel zu schnell oder zu langsam und mit kaum erkennbaren Inhalten erfolgte. Soweit ich mich erinnere, scheiterte jeder Versuch, einen Videofilm vorzuführen. Was aber ohnehin egal war. Alleine bei der Bildgröße hätte der Fernseher nicht annähernd mit der Leinwand des 16-Millimeter-Schul-Filmprojektors mithalten können.

In Privathaushalte verirrte sich während der 1970er noch kaum ein Videorekorder. Gegen Ende des Jahrzehnts wurden zwar auch schon erste Geräte der Systeme VHS und Betamax angeboten. Sie hatten aber eines gemeinsam: Sie waren sehr teuer. Für rund ein Monatsgehalt bekam man ein billiges Einsteigergerät. Für einen Rekorder musste man eher zwei Monatsgehälter einkalkulieren.

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Die TED-Platte wurde mit der sie schützenden Papphülle ins Gerät geschoben, wo sie ausgefädelt und über eine Umlenkrolle in Position gebracht wurde. © Auerbach Verlag/Thomas Riegler

Bildplattenspieler
Während der Videorekorder heiß begehrt und in aller Munde war, nahm von der Einführung des Bildplattenspielers kaum jemand Notiz. Der TED-Bildplattenspieler kam 1975 auf den Markt. Er funktionierte nach dem Prinzip eines herkömmlichen Plattenspielers. Die Bildplatte bestand aus einer biegsamen Kunststofffolie, auf der auf einer Seite eine Rille gepresst war. Die Platte wurde über ein Walzensystem im Geräteinneren gewendet und mit einer feinen Nadel abgespielt. Wobei die maximale Spielzeit einer TED-Platte bei gerade einmal zehn Minuten lag. Viel zu kurz für einen Spielfilm. Zudem waren der Player mit 1 600 DM und die Platten mit 10 bis 25 DM nicht nur ausgesprochen teuer, sondern auch extrem störanfällig. Nach nicht einmal zwei Jahren wurde der Vertrieb des TED-Players eingestellt.

Zweitfernseher
Im Laufe der 1970er hatte sich der Fernseher in den Haushalten fest etabliert. Zunehmend flimmerte es in den Wohnzimmern schon in Farbe und vermehrt auch in der Wohnküche. Zweitgeräte waren meist Schwarzweiß-Fernseher mit 31 oder 36 Zentimeter Diagonale. Das Fernsehen wurde aber auch mobil. So boten die großen Hersteller Miniaturgeräte fürs Freie an. Ihre Bildschirmdiagonalen langen bei 10 bis 15 Zentimeter und hatten die Größe eines Kofferradios mit rund doppelter Dicke.

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Für die frühen 1970er-Jahre mag die Bildqualität der TED-Platte toll gewesen sein. Heute erfüllt sie nicht einmal SD-Mindestanforderungen. © Auerbach Verlag/Thomas Riegler

Betrieben wurden die Minis mit Batterien. Mit zehn Monozellen konnte man rund zwei bis drei Stunden fernsehen. Der Renner unter den Teenagern waren aber Radiorekorder mit integriertem TV. Sie träumten aber auch vom kleinsten Fernseher der Welt, dem Sinclair Microvision MTV1, mit seinem sagenhaft kleinen 5-Zentimeter-Schirm. Da war das Bild so klein, dass Einblendungen nicht mehr zu lesen waren.

Im nächsten Teil unserer Reihe „Die Geschichte des Fernsehens“ schauen wir uns an, wie es in den 80er Jahren mit dem bewegten Bild weiterging.

Quelle; digitalfernsehen
 
Die Geschichte des Fernsehens: Die Geburtsstunde des Satellitenfernsehens (Teil 9)

Die 1980er waren das Zeitalter des Videorekorders und des beginnenden Satellitenzeitalters. Dieses Jahrzehnt hatte uns vor allem eine Vielfalt neuer Programme beschert, von denen wir kurz zuvor noch nicht einmal zu denken wagten. Der Satellit machte das möglich.

Der Videorekorder setzt sich durch. Binnen weniger Jahre erobert er die meisten Haushalte. damit gewinnt der Fernsehkonsum eine neue Qualität. Man muss sich eine Sendung nicht mehr ansehen, wann sie gerade ausgestrahlt wird, sondern man kann sie aufzeichnen und dann gucken, wenn man will. Was für ein Zugewinn an Freizeit! Nicht länger muss man ab 20,15 Uhr vor der Glotze hängen, um etwa den neuesten Tatort zu verfolgen. Dank vollautomatischer Aufzeichnung, Timer genannt, nimmt der Rekorder auch während unserer Abwesenheit auf. Voll praktisch. So versäumt man selbst während des Urlaubs keine einzige Folge von „Dallas“, der erfolgreichsten TV-Serie rund um J.R. Ewing. Je nach vorhandenem Videorekorder speichern auf einer Kassette vier bis zehn Folgen.

Das wirklich Tolle am Videorekorder war aber, dass man stets die Gewissheit hatte, nichts mehr im TV zu versäumen. Während man es sich etwa im Garten beim Grillen gut gehen ließ, zeichnete der Videorekorder auf. Und wenn man auf die Schnelle keine leere Kassette gefunden hatte, wurden einfach die Mitschnitte der letzten Woche gelöscht. Ohne sie angesehen zu haben.

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Das CVC-Videosystem von 1980 wurde speziell für den mobilen Einsatz entwickelt. Es arbeitete als erstes mit einer kleinen Kassetten in der Größe einer Audiokassette.
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Kampf der Systeme

Videokassetten im Freundeskreis auszuborgen, war jedoch nicht ohne weiteres möglich. Denn der Kunde hatte, zumindest während der frühen 1980er, die Wahl zwischen vier Systemen. Die meisten entschieden sich für VHS, das im Ruf stand, das qualitativ schlechteste System zu sein. Viele, besonders in Österreich, setzen auf Video 2000, das als einziges eine Wendekassette, so wie vom Audio-Kassettenrekorder bekannt, besaß. Maximale Aufnahmezeit: zweimal vier Stunden. Betamax punktete, zumindest bei den hochpreisigen Modellen, mit der besten Bildqualität. Da Beta, so die Kurzform, auf die kleinsten Kassetten setzte, fanden auf ihr maximal drei Stunden und 35 Minuten Platz. Einige wenige hatten zudem ein VCR-, VCR-LP- oder SVR-Gerät, alle drei nutzten dieselben Kassetten. Wen wundert es da, dass die Standardfrage unter den Film- und Serienfreaks lautete: „Welches System hast Du?“

VHS gewinnt

In der zweiten Hälfte der 1980er konnte VHS die Systemschlacht für sich entscheiden. Zumindest weitgehend. Denn VHS war nicht gleich VHS. Rekorder ab der gehobenen Mittelklasse kamen mit zwei Geschwindigkeiten und brachten auf einer Vier-Stunden-Kassette bis zu acht Stunden unter. Allerdings unter Verlust von Bildqualität. Mit Super VHS, kurz S-VHS, wurde ein verbessertes VHS-System etabliert, dessen Bildqualität kaum von der Live-Ausstrahlung zu unterscheiden war. Grundsätzlich toll. Kompatibel waren die VHS-Systeme zueinander aber nicht. Mit dem Aufkommen kompakter Videokameras wurden weitere Systeme mit kompakten Kassetten, etwa in der Größe der bekannten Audiokassette, eingeführt. Den Beginn machte CVC, das noch mit einem kleinen externen Rekorder arbeitete und kaum Beachtung fand. 1983 folgte VHS-C und 1985 Video 8, das sich allmählich durchsetzte.

Zweiter Anlauf für die Bildplatte
1982 schlägt die Geburt der LaserVision aus dem Hause Philips. Sie arbeitete mit 30 Zentimeter großen, silbern oder golden glänzenden Platten. Die auf ihnen gespeicherten analogen Bild- und Toninformationen wurden mit einem Laser abgetastet. 1986 kommt mit der LaserDisc das Nachfolgesystem auf den Markt. Es unterscheidet sich im Wesentlichen nur durch den auf den Platten gespeicherten Digitalton. LD-Player können somit auch ältere LV-Discs abspielen. Jede Plattenseite fasste 60 Minuten Video. Womit sich ein ganzer Film auf einer Platte fand.

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Nach und nach wurden für Videokameras mehrere neue, kompakte Systeme entwickelt. Von links: CVC (1980), VHS-C (1983), Video 8 (1985) und Mini DV (1994).
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Die LaserDisc machte vor allem wegen seiner exzellenten Bildqualität von sich reden. Wer in den 1980ern auf High-End und Heimkino Wert legte, kam um einen LD-Player nicht herum. Nicht einmal Live-Fernsehen konnte mit der LD mithalten und sorgte für einen Wow-Effekt. Aus heutiger Sicht ist das Bild einer LaserDisc bestenfalls Mittelmaß. In SD-Qualität, versteht sich. Obwohl die LaserDisc bis über die Jahrtausendwende verfügbar war, blieb sie eine Randerscheinung. Wohl auch deshalb, weil es die Platten nur in größeren Städten gab. Zudem waren sie mit durchschnittlich 100 Euro pro Film ausgesprochen teurer. Dafür bekam man an die fünf VHS-Kaufkassetten.

Satellitenfernsehen
Noch während der frühen 1980er wurde es als spannend betrachtet, live via Satellit an herausragenden Ereignissen, wie etwa Formel–1-Rennen aus Übersee, beiwohnen zu können. Noch damals waren solche Übertragungen gut als solche zu erkennen, weil sie häufig waagrechte, dünne schwarze Linien im Bild zeigten oder die Wiedergabe auch schon mal ruckelte. Sie zeigten uns, dass das, was gerade über den Bildschirm flimmerte, etwas Außergewöhnliches war. Live bei einem großen Sportereignis aus Übersee mit dabei zu sein, das war schon was. Dass wir aber alle schon ab in wenigen Jahren selbst unsere Programme über Satellit empfangen würden, war um 1980 noch absolut unvorstellbar.
Sat-Empfang für Jedermann?

Bereits 1978 wurde mit OTS–2 ein experimenteller Satellit gestartet. Mit ihm wollte man erforschen, ob sich das Ku-Band für TV-Übertragungen eignet. Zugegeben, damals hat kaum jemand dieses Ereignis wahr genommen. Stattdessen berichtete die Presse ab 1980 immer wieder von Leuten, die sich selbst eine Satellitenantenne für den Empfang des ersten russischen Fernsehens, das damals schon im C-Band über Europa ausgestrahlt wurde, gebaut hatten, große Ungetüme mit drei Meter Durchmesser. Damals eine Sensation! Russisches Fernsehen in Westeuropa! Undenkbar und gleichzeitig faszinierend.

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Analoger Sat-Receiver Tratec A-1000 aus der Vor-Astra-Ära. Das Gerät stammt aus der Zeit um 1987 und bot 29 Speicherplätze.
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1982 schlug eine der Sternstunden des Satellitenfernsehens. Am 26. April ging der erste paneuropäische Satellitensender über OTS–2 on Air. Sein Name: Sky Channel. Es dauerte nicht lange bis der Sender in unsere Kabelnetze eingespeist wurde und seine Sendefolge in den Tageszeitungen abgedruckt wurde.

Kabel-TV und Privatfernsehen
Am 1. Januar 1984 wurde deutsche TV-Geschichte geschrieben. Mit ihr ging der erste deutsche Privatsender on Air. Sein Name: PKS (Programmgesellschaft für Kabel- und Satellitenrundfunk). Schon bald wurde der Kanal in Sat1 umbenannt. Er konnte anfangs zwar nur von 1 200 Kabelhaushalten des Kabel-Pilotprojekts in Ludwigshafen empfangen werden, versuchte aber von Beginn an, die ganze Familie mit einem attraktiven Programm zu begeistern. Mit dem 1. April 1984 wurde Sat1 auf den Satelliten ECS1 auf 13 Grad Ost aufgeschaltet und fand so seinen Weg in Kabelhaushalte im ganzen deutschen Sprachraum.

Nur einen Tag später meldete sich auch aus Luxemburg ein neuer TV-Sender. RTLplus wurde auf Kanal 7 über den TV-Sender Dudelange ausgestrahlt und konnte im deutschen Grenzgebiet von 200 000 Zuschauern gesehen werden. 1985 fand auch RTL plus seinen Weg auf ECS1.

Während deutsches Fernsehen zu jenen Tagen nüchtern, sachlich und korrekt war, punktete RTLplus mit den Schlagworten frisch, frech und fröhlich. Die Kleine aus Luxemburg überraschte mit ihrem unkonventionellen Programm. Vielleicht auch aus der Not heraus. Denn dem Sender stand nur wenig Geld zur Verfügung. So war Improvisationstalent gefragt und man zeigte den Leuten das, was sie sonst nirgendwo zu sehen bekamen. Darunter auch viele, eher freizügige B-Movies. Vielleicht, weil es so verrückt war, kam RTLplus von Beginn an bei den Leuten gut an. 1988 folgten Tele 5 und 1989 ProSieben. Sie wurden primär ebenfalls im Kabel verbreitet, waren aber auch über einen Intelsat-Satelliten auf 60 Grad Ost zu sehen.

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Das Innenleben des Tratec A-1000 zeigt uns, dass in den ersten Sat-Receivern noch durchweg altmodische Bauteile zum Einsatz kamen.
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Deutsche Programme und mehr
1983 ging auf 13 Grad Ost Eutelsat I F1 in Betrieb. Über ihn konnten zehn TV-Programme übertragen werden. Über ihn starteten 1984 Sat1, 3sat und TV5 Frankreich. RTL folgte 1985 und der schweizer Pay-TV-Sender Teleclub, der allabendlich aktuelle Spielfilme zeigte, 1986. Damals selbstverständlich noch ohne Codierung! Zu den weiteren Sendern auf dieser Position zählten TVE aus Frankreich und der paneuropäische Super Channel. 1985 ging zudem mit Europa-TV ein Gemeinschaftsprojekt der ARD, der irischen RTE, der italienischen RAI, Portugals RTP und NOS aus den Niederlanden on Air. Für aktuelle Videoclips sorgte Music Box.

Mit dieser breiten Vielfalt stand Mitte der 1980er eine Sat-Schüssel ganz oben auf der Wunschliste vieler TV-Fans. Das Begehren wurde angeheizt, indem erste Fachhändler eigene Empfangsanlagen installierten oder sie für begrenzte Zeit vor ihren Geschäften aufbauten. Sie waren Ungetüme von meist drei Meter Durchmesser. Ich kann mich noch an mehrere Fachhändler erinnern, die damals übereinstimmend davon ausgingen, dass auch künftig kaum etwas unter dieser Größe zu machen sei.

Diese Anlagen waren gerne mal ein beliebtes Opfer der ortsüblichen Kabelbetreiber. Die Ausrichtung der Antenne bei Nacht und Nebel geringfügig zu verändern genügte, dass am folgenden Tag keine Satellitenprogramme vorgeführt werden konnten. Im Vergleich zum terrestrischen Auslandsempfang war eine fest ausgerichtete Schüssel ein regelrechtes Schnäppchen.

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Sat-Receiver aus dem Hause Grundig aus der Zeit von 1987 bis 1989 waren bei vielen der ersten Sat-Haushalte zu finden.
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Zu jenen Tagen hatte ich ein Angebot eines Antennenbauers in der Hand, der für eine terrestrische Anlage im östlichen Oberösterreich für ARD, ZDF und Bayern 3, sechs große Yagi-Antennen vorsah und dafür rund 2 500 Euro veranschlagte. Ohne Empfangsgarantie. Eine Drei-Meter-Schüssel für 13 Grad Ost sollte gleich viel kosten. Allerdings nur für eine Empfangsebene.

Sat-Empfangsanlagen waren zudem anmeldepflichtig. Eine Betriebsgenehmigung erhielt man nur bei Vorlage von Empfangsbewilligungen mehrerer Sender, um die bei ihnen anzusuchen war. Die meisten damals schon per Sat empfangenen Programme waren, zumindest in Österreich, verboten. Es wurde sogar von Besuchen der damals dafür zuständigen Post berichtet, dass diese überprüfte, ob am Receiver auch wirklich nur die genehmigten Kanäle für den Empfang eingespeichert waren.

Sat-TV leicht gemacht?
Zu der Zeit begann man sich auch ernsthafte Gedanken zu machen, wie man Sat-Empfang mit kleinen Schüsseln jedermann zugänglich machen könnte. Dazu wurden leistungsstarke Satelliten mit Transponder-Sendeleistungen um 230 Watt erdacht. Was aus damaliger Sicht für Schüsseldurchmesser von rund 60 Zentimetern genügen sollte. Die Übertragungen sollten im Bereich zwischen 11,7 und 12,5 GHz stattfinden, wo man für den Direktempfang 40 Kanäle vorgesehen hatte. Es wurden Orbitpositionen festgelegt, auf denen mehrere solcher Direktempfangssatelliten kopositioniert werden sollten. 19 Grad West war unter anderem für Deutschland, Frankreich und Österreich vorgesehen, 31 Grad West unter anderem für die Briten. Für jedes Land waren fünf Programme vorgesehen, die über diese Positionen in der extra dafür geschaffenen Übertragungsnorm D2-Mac ausgestrahlt werden sollten.

Im nächsten Teil unserer Reihe „Die Geschichte des Fernsehens“ schauen wir uns an, wie die Satellitenflotte im All und damit die Programmvielfalt beständig wuchs.

Quelle; digitalfernsehen
 
Die Geschichte des Fernsehens: Die Programmvielfalt wächst (Teil 10)

Die 1980er waren das Zeitalter des Videorekorders und des beginnenden Satellitenzeitalters. Dieses Jahrzehnt hatte uns vor allem eine Vielfalt neuer Programme beschert, von denen wir kurz zuvor noch nicht einmal zu denken wagten. Der Satellit machte das möglich.

Große Veränderungen
Im Vorsatelliten-Zeitalter war Fernsehempfang aus Europa und angrenzenden Regionen nur auf terrestrischem Wege möglich. Alljährlich von Juni bis etwa Mitte August waren Überreichweiten im VHF-Band 1 an der Tagesordnung. Der Bereich grenzt an die Kurzwelle an und hat auch ähnliche Ausbreitungsbedingungen. Die TV-Signale wurden in den oberen Luftschichten reflektiert und kamen oft in Ortssenderqualität bei uns an.

Am besten waren TV-Sender aus 1 600 bis 2 200 Kilometer Entfernung zu sehen. Falls es die Ausbreitungsbedingungen zuließen, schaute ich damals schon gerne den Stierkämpfen im spanischen TV zu. Auch „Derrick“ in Deutsch mit norwegischen Untertiteln hatte seinen Reiz. Genauso wie BBC1 in der aus den 1930ern stammenden TV-Norm A, bei der alle Bildfangregler am TV derart zu verdrehen waren, dass damit anschließend kein anderer Sender mehr zu sehen war.

Fast täglicher Gast war auch sowjetisches Fernsehen. Es bot nichts, was die jüngere Generation auch nur annähernd begeistern konnte. Ernteeinsätze, Militärparaden, Berichte zur Erfüllung des Plansolls, das war’s auch schon. All das wurde mit TV-Sprecherinnen garniert, die gelinde ausgedrückt, zum Fürchten aussahen. Man hätte sie auch als Drachen beschreiben können.

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Ab Mitte der 1980er kamen erste Pocketfernseher mit LCD-Bildschirm auf den Markt. Ihre Bilddiagonalen bewegten sich bei rund 4 Zentimeter.
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Ära Gorbatschow
Dann kam das Jahr 1985. In der UdSSR hatte ein gewisser Michail Sergejewitsch Gorbatschow das Amt des Generalsekretärs des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei der Sowjetunion eingenommen. Viel wusste man bei uns von diesem Herren noch nicht und man dachte, in der UdSSR werde alles weiter seinen gewohnten Lauf nehmen.

Doch dann startete die Fernempfangssaison und ich konnte wieder russisches TV sehen. Doch war es das wirklich? Plötzlich lachte mir eine hübsche TV-Ansagerin entgegen und auch die Nachrichten wurden nicht mehr so steif wie in der Vergangenheit präsentiert. Als dann im Hauptabendprogramm ein brandneuer Airport-Katastrophenfilm, Made in Hollywood, also direkt vom Klassenfeind über die Mattscheibe flimmerte, war mir klar, dass im Osten große Veränderungen im Gange waren. Nur Monate darauf waren uns allen Glasnost (Offenheit) und Perestroika (Umgestaltung) ein Begriff. Schnell erkannten wir, dass Dank Gorbi der Osten und Westen näher zusammenrücken werden.

Der große Tag
Am 21. November 1987 wurde der Start des deutschen TV-Sat 1 mit einer Ariane–2-Rakete live im Fernsehen übertragen. Die Erwartungen waren groß. Endlich mehr Programme und endlich einwandfreie Bildqualität. Wie sich jedoch bald nach dem Start herausstellte, wurde eines der ausklappbaren Solarpanele falsch am Satelliten montiert. Womit es blockiert wurde und auch die Empfangsantenne nicht ausgeklappt werden konnte. Ein Totalverlust. Aus der Traum vom deutschen Fernsehen aus dem All.

Der Kleine aus Luxemburg
Bereits Mitte der 1980er hatte ein unscheinbares Unternehmen von sich Reden gemacht, das eine Art Direktempfangssatelliten ins All schicken möchte. Er sollte zwar die Kapazität für 16 Programme haben, diese aber nur mit etwa 40 Watt abstrahlen. Also nur ein Bruchteil der Sendeleistung der DBS-Satelliten. Aber immerhin jedenfalls das Doppelte bisheriger Kommunikationssatelliten.

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Der Casio TV21 war ab 1985 erhältlich. Er brauchte noch eine externe Lichtquelle. Das Schwarzweißbild konnte man auf einem Spiegel betrachten.
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Der Satellit namens Astra sollte auf 19,2 Grad Ost positioniert werden und mit rund 60 bis 90 Zentimeter kleinen Schüsseln empfangbar sein. Damit lag das Projekt zwischen den bereits im All befindlichen Kommunikations- und den vorgesehenen Direktempfangssatelliten, für die extrem kleine Schüsseln reichen sollten. So richtig ernst genommen haben die etablierten Satellitenbetreiber den Neuling nicht.

LCD-Fernseher
Ab Mitte der 1980er kamen die ersten Miniaturfernseher auf den Markt. Sie waren ultraflach und fanden in jeder Hosentasche Platz. Möglich wurde das durch eine revolutionäre neue Bildschirmtechnologie. Anstatt einer großen schweren Glasröhre, kam nun ein hauchdünner LCD-Schirm zum Einsatz. Ihre Bilddiagonalen lagen bei rund vier Zentimeter. Zudem brauchten die ersten Schwarzweißgeräte eine Hintergrundbeleuchtung, weshalb der eigentliche Bildschirm in einer schwenkbaren Klappe eingebaut war.

Durch sie schien das Sonnenlicht und warf das TV-Bild auf einen Spiegel darunter. Viel erkennen konnte man nicht. Das Bild war zudem flau und unscharf. Zudem litten die Geräte an extrem schlechten Empfangsleistungen. Womit die Teile bestenfalls zum Angeben taugten. Fernsehen wollte man sich damit kaum antun. Ab Ende der 1980er waren auch die ersten Farbgeräte, diesmal schon mit eigener Beleuchtung, verfügbar. Sie waren unter Freaks alleine schon deshalb ein must have, weil sie in jeder Hosentasche Platz fanden. Laufzeit mit vier AA-Batterien: rund 45 bis 60 Minuten.

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Während der Anfangsjahre sendeten die Privaten längst noch nicht rund um die Uhr. RTL startete erst am Nachmittag mit seinem Programm.
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Die erste eigene Schüssel
Die erste eigene Schüssel in Form einer drehbaren 180-Zentimeter-Anlage, kam im Frühjahr 1989. Drehbar musste sie deshalb sein, um wirklich alle deutschen Programme sehen zu können. Die waren schließlich auf drei, wenige Monate später sogar auf vier Satelliten verteilt. Die attraktivsten Sender, Sat1, RTL, 3sat und Teleclub kamen über 13 Grad Ost, das Bayerische Fernsehen, WDR3, ARD 1plus und ProSieben über 60 Grad Ost. Eurosport und Screensport, der auch deutschen Ton anbot, kamen bereits über den brandneuen Astra 1A auf 19,2 Grad Ost.

Zwischen 63 Grad Ost und 27,5 Grad West konnten nicht weniger als 37 Programme, darunter auch einige Überspielungsleitungen, empfangen werden. Angerauscht kamen sogar einige englischsprachige Kanäle, wie CNN, MTV und Discovery. Selbst Programme aus der Türkei und dem Iran, letztere nur stark verrauscht, waren zu sehen. Es reichte aber, um zu erkennen, dass im Iran damals noch viel strengere Sitten herrschen mussten als heute. Das ließen zumindest die vielen Personen mit umgehängtem Maschinengewehr in belanglosen Straßenszenen vermuten.

Das Satellitenfernsehen hat seinen Beitrag dazu geleistet, fremde Länder, Menschen und Kulturen besser als zuvor kennenzulernen und auch ein wenig besser zu verstehen.

Das Kopernikus-Desaster
Eigentlich war der deutsche DFS Kopernikus 1 als Kommunikationssatellit für die Verbindung zwischen der BRD und Westberlin vorgesehen gewesen. Der Start von Astra 1A im Dezember 1988 brachte Deutschland jedoch in Zugzwang. Man wollte das TV-Geschäft nicht einem, nennen wir es ruhig, dubiosen luxemburgischen Unternehmen, überlassen. Astra-Sets mit 60-Zentimeter-Schüssel wurden inzwischen für kleines Geld, ab etwa 500 Euro, angeboten.

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Der Grundig STR10 war einer der ganz frühen Sat-Receiver für den Direktempfang von Eutel- und Intelsat-Satelliten.
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Also versuchte man, Kopernikus kurzerhand zu einem TV-Satelliten umzufunktionieren. Etwas, worauf die Hersteller nicht vorbereitet waren. Denn Kopernikus nutzte zwei Frequenzbereiche, nämlich das untere Ku-Band von 10,95 bis 11,7 GHz und das obere Ku-Band von 12,5 bis 12,75 GHz. Dafür geeignete LNBs gab es dafür ebenso wenig wie bezahlbare Receiver, die zwischen beiden Frequenzbereichen hätten umschalten können. Dies veranlasste manchen Antennenbauer und Hersteller zu abenteuerlichen Lösungen, die mehr schlecht als recht funktionierten. Zudem wurden auf die 11-GHz-Transponder je zwei Programme gepackt, was zulasten der Sendeleistung ging.

DFS Kopernikus 1 wurde mit 1. August 1989 in Betrieb genommen und vereinte auf einer einzigen Position alle deutschen Sat-TV-Programme. Auf einem Transponder wurde zusätzlich das digitale DSR-Satellitenradio aufgeschaltet. Da für den auf 23,5 Grad Ost positionierten Satelliten kompliziertes Empfangsequipment erforderlich war, kostete eine Kopernikus-Schüssel rund das Doppelte einer Astra-Antenne. Womit sich die Deutschen kaum dafür interessierten.

TV-Sat 2
Am 8. August 1989 wurde TV-Sat 2 gestartet und gemeinsam mit DFS Kopernikus 1 anlässlich der Berliner Funkausstellung in Betrieb genommen. Für den Empfang des auf 19 Grad West positionierten Highpower-Satelliten reichten zwar Antennen ab etwa 20 Zentimeter Durchmesser. Für sie brauchte es aber einen speziellen DBS-LNB für den Empfang zirkularer Signale im Bereich von 11,7 bis 12,5 GHz. Zudem nutzte der TV-Sat 2 mit D2Mac eine neue Übertragungsnorm, die zwar eine hervorragende Bildqualität lieferte, aber auch spezielle Receiver erforderte. All das machte TV-Sat–2-Anlagen nicht nur teuer. Man konnte mit ihnen auch nur die vier Programme Eins Plus, 3sat, RTL plus und Sat1 sehen.

Der 1. November 1989
Während der ersten sechs Monate Satellitenfernsehen wurden nach und nach weitere Überspielkanäle im Receiver einprogrammiert. Platz genug war ja noch. Er bot ja 49 Speicherplätze. Am Abend des 9. November 1989 haben wir selbstverständlich auch in Österreich mitbekommen, dass während dieser Stunden nicht nur deutsche, sondern Weltgeschichte geschrieben wird. Im heimischen TV wurde darüber nur wenig berichtet. Aber auf den Überspielkanälen waren wir über Satellit live dabei, wie die Ostberliner auf die Mauer kletterten, immer mehr und mehr, wie eine einzigartige Stimmung herrschte.

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Die Sat-Receiver aus den 1980ern wollten durchweg noch am Gerät selbst programmiert werden. Was das Wissen sämtlicher Übertragungsparameter voraussetzte.
© Auerbach Verlag/Thomas Riegler

Dann öffneten sich auch die Grenzbalken und auch wir waren live dabei und fühlen mit, wie groß die Freude war, als sich die ersten aus dem Osten zu Fuß und per Auto nach Westberlin aufmachten. Einfach live dabei sein und das Geschehen über mehrere Videoleitungen aus verschiedenen Blickpunkten Weltgeschichte erleben. Mir hatte man noch in der Schule beigebracht, dass im Osten wie im Westen letztlich nur Menschen wie du und ich leben. Wobei der Lehrer mit Bedauern zum Ausdruck brachte, dass der Fall des Eisernen Vorhangs keinesfalls im Laufe unser aller Leben stattfinden werde. Das war so um 1982.

Astra lernt Deutsch
Erste kompakte Antennen für Astra 1A auf 19,2 Grad Ost waren bereits installiert. Auf elf Traspondern konnte man neben den beiden Sportsendern mit deutschem Ton vor allem die ersten britischen Sky-Programme sehen. Unverschlüsselt! Der große Renner war Astra damit bei uns aber noch nicht. Das sollte sich mit dem 7. Dezember 1989 auf einem Schlag ändern. Auf den noch freien Transpondern wurden Sat1, RTL, ProSieben und Teleclub, der aber bald darauf verschlüsselt wurde, aufgeschaltet.

Wenige Wochen später folgte 3sat. Damit konnten über diese Position mit einem Schlag die beliebtesten deutschen Privatsender mit kleinen und preiswerten Antennen empfangen werden. Ein Boom auf Astra-Anlagen setzte ein und keiner interessierte sich mehr für Kopernikus, geschweige denn TV-Sat 2. Nach dem Start der weiteren Astra-Satelliten ab 1991 folgten auch die weiteren deutschen Programme und machten die Orbitposition 19,2 Grad Ost zur einzig relevanten für den deutschen Sprachraum. Die Position sollte sich dauerhaft etablieren.

Im nächsten Teil unserer Reihe „Die Geschichte des Fernsehens“ schauen wir uns an, wie es in den 90er Jahren mit dem bewegten Bild weiterging.

Quelle; digitalfernsehen
 
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