Falls Sie die Fußball-WM live am Display verfolgen wollen, brauchen Sie die passende Hard- und Software. Wir haben nachgemessen, wo die Latenz am geringsten ist
Die umstrittene Fußballweltmeisterschaft startet am Sonntag, ab Dienstag mischen auch die deutschen Kicker mit. Für diejenigen unter Ihnen, die das eine oder andere Spiel sehen möchten, haben wir die Latenzen zusammengetragen, die während der Übertragung auf den unterschiedlichen Empfangswegen und -geräten zu erwarten sind.
Auch wenn die meisten Zuschauer die Spiele in diesem Jahr drinnen verfolgen werden, können einem früher jubelnde Nachbarn den Spaß am Spiel verderben. Deshalb ist es hilfreich, die Verzögerung des TV-Signals auf den möglichen Empfangswegen vor Spielbeginn zu kennen.
Die Übertragungsrechte aller Spiele der Fußball-WM 2022 hat sich MagentaTV (Telekom) gesichert – für die Fußball-EM 2024 ebenfalls. Sie überträgt diese nach eigenen Angaben in UHD-Qualität. ARD und ZDF haben Sublizenzen und übertragen 48 der insgesamt 64 Spiele, darunter alle Spiele der deutschen Nationalmannschaft sowie das Eröffnungsspiel am 20. November, die Halbfinales und das Finale.
DVB-Signale
Für unsere Latenzmessungen haben wir zunächst den herkömmlichen DVB-Empfang am Fernsehgerät per Satellit, Kabel und Stabantenne geprüft. Wie in den letzten Jahren erschien das mit einer Satellitenschüssel per DVB-S2 empfangene Bildsignal am schnellsten auf dem Schirm. Der Satelliten-Empfang diente uns deshalb als Referenz für alle anderen Übertragungswege.
Allerdings hinkt auch das Sat-Signal einige Sekunden hinter dem Live-Event im Stadium hinterher. Nur bemerkt man davon nichts, denn dieser Versatz gilt für alle Empfangswege – außer Sie hören Radio: Die Radiosignale per Ultrakurzwelle kommen aus Katar deutlich vor dem Videosignal in Deutschland an.
Wir haben in diesem Jahr die niedrigaufgelösten SD-Signale außen vor gelassen. Grund: Die Bildqualität in HD ist sehr viel besser und durch die Reduktion auf PAL-Auflösung (SD) wird so gut wie keine Zeit gewonnen. Abgesehen von den klassischen DVB-Kanälen haben wir die Verzögerungen auch in den Streaming-Apps von Waipu und Zattoo sowie den Mediatheken von ARD und ZDF gemessen.
Streaming-Devices und Apps
Als Hardware nutzten wir ein Smart-TV, ein Windows-Notebook, ein Android-Smartphone, einen Magenta TV-Receiver der Telekom sowie einen Google Chromecast und einen Amazon FireTV-Stick. Die Streaming-Sticks werden per HDMI an den Bildschirm geschlossen; das kann ein TV sein, ein Monitor oder auch ein Beamer. Mit ihnen kann man sehr einfach in Umgebungen Fernsehgucken beziehungsweise Streamen, in denen keine DVB-Anschlüsse zu finden sind – etwa im Wohnwagen oder in der Gartenlaube. Man braucht lediglich ein WLAN für den Empfang des Streams.
Auch wenn Sie die Spiele am Mobilgerät streamen, sollten Sie unbedingt eine WLAN-Verbindung nutzen und die Qualität des Streams so weit wie möglich heruntersetzen. Weil bei der Übertragung erhebliche Datenmengen anfallen, kann das eigene Datenkontingent im Mobilfunktarif schon nach einem Spiel aufgebraucht sein.
Nachliefern müssen wir die Ergebnisse für die Streaming-Apps an einem Magenta TV-Stick. Die Telekom startet zur WM einen eigenen WM-Kanal. Dieser hatte im letzten Jahr erhebliche – positive – Auswirkungen auf die Latenz: Mit dem Magenta-TV-Stick verkürzten sich diese von über 20 auf 10 Sekunden. Am Apple TV glichen die Latenzen im letzten Jahr zur EM denen der anderen HDMI-Sticks; einzig die WaipuTV-App war am Apple TV etwas flinker – mit über 13 Sekunden aber immer noch ziemlich latenzbehaftet.
Wenn die WM gestartet ist, werden wir während der Spiele erneut messen und prüfen, ob sich die Latenzen insgesamt verändert haben. Wir erwarten hier abgesehen vom oben erwähnten keine wesentlichen Abweichungen. Ganz eventuell legt Zattoo noch einen Gang zu, denn seit einiger Zeit ziert ein Fußball das orange Logo.
So entstehen die Verzögerungen
Alle Verbreitungswege nutzen den Datenstrom, der per Satellit aus Katar übermittelt wird. Deshalb liegt der Empfang der DVB-S-Signale in Sachen Latenz unangefochten vorn. Knapp dahinter glänzt das DVB-T2-Signal, das wir per Stabantenne am TV empfangen haben. Das terrestrische Fernsehsignal drängt sich für unterwegs auf. Allerdings muss man sich dazu in einem DVB-T2-Empfangsgebiet befinden – wo diese sind, zeigt die DVB-T2-Empfangskarte.
Das DVB-C-Signal bezogen unsere Fernseher aus dem Kabelnetz von Vodafone. Die Satellitensignale müssen in Kopfstationen ins Kabelnetz eingespeist werden. Hier traten spürbare Verzögerungen von sechs Sekunden gegenüber dem Sat-Signal auf.
Für die Streaming-Apps von Waipu, Zattoo & Co. wird der DVB-S-Datenstrom ausgepackt und das unkomprimierte Material neu encodiert. Man benötigt fürs Streaming geringere Bandbreiten als bei der Satellitenübertragung. Der neue Codec kann dann beispielsweise die Videoqualität an die vorhandene Bandbreite anpassen, indem er die Auflösung oder die Bildwiederholfrequenz des Videosignals reduziert. Außerdem wird das im Internet gestreamte TV-Signal gepuffert, um einen unterbrechungsfreien Stream sicherzustellen, was weitere Sekunden kostet.
Auf diese Weise entstehen zum Teil erhebliche Latenzen, etwa bei WaipuTV von deutlich über 20 Sekunden. Wenn Sie diese App nutzen und einen fußballbegeisterten Nachbarn haben, der auf klassischem Weg Fernsehen schaut, sollten Sie Kopfhörer tragen. Andernfalls können Sie bei jeder kritischen Situation leiden, weil der werte Nachbar wesentlich früher jubelt oder kreischt.
Für mobile Lösungen bieten sich in jedem Fall die Mediatheken-Apps von ARD und ZDF an: Sie erzeugten während unserer Messungen auf allen angeschlossenen Geräten die geringsten Verzögerungen beim Streamen. Die drei bis fünf Sekunden Latenz wurden beim Streamen von ARD und ZDF im Browser am PC sogar unterboten.
Die Verzögerungen beim Einsatz von Chromecast, FireTV und Android-Smartphone waren vergleichbar, der Einfluss der Streaming-Hardware scheint deshalb gering. Am Notebook ließ sich WaipuTV etwas und Zattoo etwas mehr beschleunigen. Im Browser landeten die Streams der Anbieter durchweg etwas schneller auf dem Schirm als in der App.
Quelle; heise
Du musst Regestriert sein, um das angehängte Bild zusehen.
Die umstrittene Fußballweltmeisterschaft startet am Sonntag, ab Dienstag mischen auch die deutschen Kicker mit. Für diejenigen unter Ihnen, die das eine oder andere Spiel sehen möchten, haben wir die Latenzen zusammengetragen, die während der Übertragung auf den unterschiedlichen Empfangswegen und -geräten zu erwarten sind.
Auch wenn die meisten Zuschauer die Spiele in diesem Jahr drinnen verfolgen werden, können einem früher jubelnde Nachbarn den Spaß am Spiel verderben. Deshalb ist es hilfreich, die Verzögerung des TV-Signals auf den möglichen Empfangswegen vor Spielbeginn zu kennen.
Die Übertragungsrechte aller Spiele der Fußball-WM 2022 hat sich MagentaTV (Telekom) gesichert – für die Fußball-EM 2024 ebenfalls. Sie überträgt diese nach eigenen Angaben in UHD-Qualität. ARD und ZDF haben Sublizenzen und übertragen 48 der insgesamt 64 Spiele, darunter alle Spiele der deutschen Nationalmannschaft sowie das Eröffnungsspiel am 20. November, die Halbfinales und das Finale.
DVB-Signale
Für unsere Latenzmessungen haben wir zunächst den herkömmlichen DVB-Empfang am Fernsehgerät per Satellit, Kabel und Stabantenne geprüft. Wie in den letzten Jahren erschien das mit einer Satellitenschüssel per DVB-S2 empfangene Bildsignal am schnellsten auf dem Schirm. Der Satelliten-Empfang diente uns deshalb als Referenz für alle anderen Übertragungswege.
Allerdings hinkt auch das Sat-Signal einige Sekunden hinter dem Live-Event im Stadium hinterher. Nur bemerkt man davon nichts, denn dieser Versatz gilt für alle Empfangswege – außer Sie hören Radio: Die Radiosignale per Ultrakurzwelle kommen aus Katar deutlich vor dem Videosignal in Deutschland an.
Wir haben in diesem Jahr die niedrigaufgelösten SD-Signale außen vor gelassen. Grund: Die Bildqualität in HD ist sehr viel besser und durch die Reduktion auf PAL-Auflösung (SD) wird so gut wie keine Zeit gewonnen. Abgesehen von den klassischen DVB-Kanälen haben wir die Verzögerungen auch in den Streaming-Apps von Waipu und Zattoo sowie den Mediatheken von ARD und ZDF gemessen.
Streaming-Devices und Apps
Als Hardware nutzten wir ein Smart-TV, ein Windows-Notebook, ein Android-Smartphone, einen Magenta TV-Receiver der Telekom sowie einen Google Chromecast und einen Amazon FireTV-Stick. Die Streaming-Sticks werden per HDMI an den Bildschirm geschlossen; das kann ein TV sein, ein Monitor oder auch ein Beamer. Mit ihnen kann man sehr einfach in Umgebungen Fernsehgucken beziehungsweise Streamen, in denen keine DVB-Anschlüsse zu finden sind – etwa im Wohnwagen oder in der Gartenlaube. Man braucht lediglich ein WLAN für den Empfang des Streams.
Auch wenn Sie die Spiele am Mobilgerät streamen, sollten Sie unbedingt eine WLAN-Verbindung nutzen und die Qualität des Streams so weit wie möglich heruntersetzen. Weil bei der Übertragung erhebliche Datenmengen anfallen, kann das eigene Datenkontingent im Mobilfunktarif schon nach einem Spiel aufgebraucht sein.
Nachliefern müssen wir die Ergebnisse für die Streaming-Apps an einem Magenta TV-Stick. Die Telekom startet zur WM einen eigenen WM-Kanal. Dieser hatte im letzten Jahr erhebliche – positive – Auswirkungen auf die Latenz: Mit dem Magenta-TV-Stick verkürzten sich diese von über 20 auf 10 Sekunden. Am Apple TV glichen die Latenzen im letzten Jahr zur EM denen der anderen HDMI-Sticks; einzig die WaipuTV-App war am Apple TV etwas flinker – mit über 13 Sekunden aber immer noch ziemlich latenzbehaftet.
Wenn die WM gestartet ist, werden wir während der Spiele erneut messen und prüfen, ob sich die Latenzen insgesamt verändert haben. Wir erwarten hier abgesehen vom oben erwähnten keine wesentlichen Abweichungen. Ganz eventuell legt Zattoo noch einen Gang zu, denn seit einiger Zeit ziert ein Fußball das orange Logo.
So entstehen die Verzögerungen
Alle Verbreitungswege nutzen den Datenstrom, der per Satellit aus Katar übermittelt wird. Deshalb liegt der Empfang der DVB-S-Signale in Sachen Latenz unangefochten vorn. Knapp dahinter glänzt das DVB-T2-Signal, das wir per Stabantenne am TV empfangen haben. Das terrestrische Fernsehsignal drängt sich für unterwegs auf. Allerdings muss man sich dazu in einem DVB-T2-Empfangsgebiet befinden – wo diese sind, zeigt die DVB-T2-Empfangskarte.
Das DVB-C-Signal bezogen unsere Fernseher aus dem Kabelnetz von Vodafone. Die Satellitensignale müssen in Kopfstationen ins Kabelnetz eingespeist werden. Hier traten spürbare Verzögerungen von sechs Sekunden gegenüber dem Sat-Signal auf.
Für die Streaming-Apps von Waipu, Zattoo & Co. wird der DVB-S-Datenstrom ausgepackt und das unkomprimierte Material neu encodiert. Man benötigt fürs Streaming geringere Bandbreiten als bei der Satellitenübertragung. Der neue Codec kann dann beispielsweise die Videoqualität an die vorhandene Bandbreite anpassen, indem er die Auflösung oder die Bildwiederholfrequenz des Videosignals reduziert. Außerdem wird das im Internet gestreamte TV-Signal gepuffert, um einen unterbrechungsfreien Stream sicherzustellen, was weitere Sekunden kostet.
Auf diese Weise entstehen zum Teil erhebliche Latenzen, etwa bei WaipuTV von deutlich über 20 Sekunden. Wenn Sie diese App nutzen und einen fußballbegeisterten Nachbarn haben, der auf klassischem Weg Fernsehen schaut, sollten Sie Kopfhörer tragen. Andernfalls können Sie bei jeder kritischen Situation leiden, weil der werte Nachbar wesentlich früher jubelt oder kreischt.
Verzögerungen beim TV-Empfang 2022 | ||
ARD | ZDF | |
DVB-Empfang | ||
Sat HD [*1] | 0 | 0 |
DVB-T2 HD | 0,5 | 0,5 |
Kabel HD [*2] | 6 | 6 |
Magenta TV der Telekom | ||
per VLC am PC [*3] | 5 | 5 |
per Media Receiver 401 [*3] | 5,5 | 5,5 |
per Magenta TV Stick [*4] | ||
Amazon FireTV Stick | ||
Waipu | 26 | 29 |
Zattoo | 17 | 18 |
ZDF /ARD Mediathek | 5 | 3 |
Magenta TV [*4] | ||
Chromecast mit Google TV | ||
Waipu | 27 | 27 |
Zattoo | 18 | 18 |
ZDF /ARD Mediathek | 4,5 | 3,5 |
Magenta TV [*4] | ||
Android Smartphone | ||
Waipu | 22 | 22 |
Zattoo | 17 | 17 |
ZDF/ARD Mediathek | 6 | 4 |
Smart-TV | ||
Waipu | 26 | 29 |
Zattoo | 17 | 16 |
ZDF/ARD Mediathek | 5,5 | 2,5 |
Magenta TV-App [*4] | ||
Windows-PC | ||
Waipu | 24 | 26 |
Zattoo-App | 11 | 11 |
ZDF/ARD Mediatheken-App | n.v. | 3 |
ZDF/ARD im Browser | 2 | 3 |
Magenta TV im Browser [*4] | ||
alle Angaben in Sekunden | ||
[*1] Der Empfang per Satellit liegt ca. 6 Sekunden hinter der Echtzeit | ||
[*2] gemessen im Kabelnetz von Vodafone (ehem. Kabel Deutschland) | ||
[*3] erneute Messung während der Spiele im WM-Kanal der Telekom | ||
[*4] Messung während der Spiele im WM-Kanal der Telekom |
Was tun
Wer die Spiele der Fußball-WM live verfolgen will, sollte dies, wenn möglich, am Fernseher mit Sat-Empfang oder Stabantenne tun. Dann gibt es keine Irritationen durch frühzeitig jubelnde oder schimpfende Menschen in der nahen Umgebung.Für mobile Lösungen bieten sich in jedem Fall die Mediatheken-Apps von ARD und ZDF an: Sie erzeugten während unserer Messungen auf allen angeschlossenen Geräten die geringsten Verzögerungen beim Streamen. Die drei bis fünf Sekunden Latenz wurden beim Streamen von ARD und ZDF im Browser am PC sogar unterboten.
Die Verzögerungen beim Einsatz von Chromecast, FireTV und Android-Smartphone waren vergleichbar, der Einfluss der Streaming-Hardware scheint deshalb gering. Am Notebook ließ sich WaipuTV etwas und Zattoo etwas mehr beschleunigen. Im Browser landeten die Streams der Anbieter durchweg etwas schneller auf dem Schirm als in der App.
Quelle; heise