Das Usenet, eine der ältesten Diskussionplattformen des Internets. Lange bevor das heute bekannte Internet mit all seinen grafisch aufwendigen Webseiten der breiten Masse bekannt wurde oder auch nur existierte, diskutierten Studenten über wissenschaftliche Theorien, wurden politische Debatten geführt, baten angehende Programmierer erfahrene Nutzer um Rat. Im letzten Jahrzehnt wurde es zudem als Download und Filesharingplattform bekannt.
Du musst angemeldet sein, um Bilder zu sehen.
Technisch wird dies durch ein Netzwerk von Servern realisiert, die miteinander in Kontakt stehen und sich gegenseitig austauschen. Ein Beitrag, der auf einem Server abgelegt wird, landet innerhalb von wenigen Minuten auch bei allen anderen Newsservern, oder zumindest auf allen qualitativ hochwertigen.
Nun hat in den letzten Jahren ein bemerkenswerter Schwund an Servern stattgefunden. Waren früher noch Universitäten und Internetanbieter oft mit einem eigenen bewaffnet, hat das Angebot mit dem Interessenschwund stark abgenommen. Warum den Kunden eine Dienstleistung anbieten, die sie eigentlich gar nicht mehr in Anspruch nehmen? Außer dem Download von Dateien, der die Mehrheit aller „Useneter“ heute zu bewegen scheint, und der von kostenlosen Servern sowieso nie unterstützt wurde, scheint es für wenig gut zu sein.
Tschüss, Konkurrenz: der Massenaufkauf der Anbieter
Für den munteren Datentausch standen lange Zeit eine ganze Reihe an Providern zur Verfügung, die meisten mit eigenen Serverarchitekturen und Systemen. Leider ist diese Vielfalt in den letzten Jahren stark geschrumpft, denn ein Monopolist hat es sich zur Aufgabe gemacht, größter Usenetanbieter zu werden.
Das ganze Usenet wurde eingenommen. Das ganze Usenet? Nein, einige kleine Anbieter trotzen der Übermacht und haben sich noch nicht aufkaufen lassen. Deren Zahl wird jedoch immer kleiner, denn schwindende Gewinnmargen und harte Konkurrenz lassen das Angebot, den eigenen Anbieter einfach als Reseller weiterlaufen zu lassen und die komplizierte Technik einem großen Unternehmen zu überlassen – oder gleich das ganze Unternehmen zu verkaufen -, immer attraktiver erscheinen.
Highwinds: ein Anbieter, viele Marken
Den Kunden wird es wahrscheinlich nicht einmal auffallen, dass ihr Anbieter sich klammheimlich zum bloßen Wiederverkäufer gewandelt hat. Marken wie Newshosting, Tweaknews oder UsenetServer sind schließlich seit Jahren auf dem Markt, und sind auch weiterhin unter demselben Namen und demselben Angebot zu finden – nur, dass der Hintermann sich geändert hat. Anders als im Falle von Einzelhandelsunternehmen wie Media Markt und Real, die zwar zum selben Mutterkonzern gehören, jedoch weiterhin eigenständige Unternehmen sind, scheinen im Falle der Usenet-Marken nur noch Fassaden bestehen zu bleiben: Schickt man eine Supportanfrage, landet diese oftmals anscheinend direkt bei derselben Stelle, nämlich Highwinds. Zwischen diesem und einigen anderen Playern scheint der Markt fest aufgeteilt.
Eine Gefahr? Nutzer schlagen Alarm
Nun, denkt sich der gemeine Nutzer, wo besteht denn das Problem? Highwinds-Reseller bieten schließlich schnelle und zuverlässige Server, hohe Downloadgeschwindigkeiten, eine hohe Vorhaltezeit und nicht zuletzt sehr oftmals sehr niedrige Preise. Also alles gut im Usenetland?
Erfahrene Nutzer sehen das ganz anders. Sie monieren, dass Highwinds nicht nur DMCA-Löschanfragen extrem schnell bearbeitet – laut einigen Quellen binnen 90 Minuten oder weniger, sondern auch eine gefährliche Monopolisierung vorantreibt.
So merkt der Betreiber von Blocknews.net an, es sei heutzutage bereits schwierig geworden, einen neuen Usenet-Server an das Netzwerk anzuschließen. Das Usenet basiert darauf, dass ein neuer Server von anderen Betreibern mit Daten versorgt wird und ebenso Beiträge erhält wie auch selbst ins Netzwerk einbringen kann, etwas, dass nicht unbedingt im Sinne eines Monopolisten ist. Weswegen sollte er auch einen Konkurrenten versorgen?
Chance oder Gefahr?
Stirbt das Usenet nun einen langsamen Tod, oder ist dieser Zusammenschluss für den Endbenutzer nicht vielmehr eine attraktive Sache? Gängigen Markttheorien zufolge ist ein Monopol nie gut für Wettbewerb und Innovation, auch wenn auf den ersten Blick scheinbar viele positive Folgen zu sehen sind. Es bleibt abzuwarten, wo das Usenet in vier oder fünf Jahren stehen wird: Am Abgrund oder in seiner vollen Blüte.
Quelle: Tarnkappe