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Elite Lord
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Der Einmarsch russischer Truppen in das autonome Gebiet der Halbinsel Krim, die offiziell zur Ukraine gehört, hat Deutschland, Frankreich, Italien, Japan, Großbritannien, Kanada und die Vereinigten Staaten dazu bewogen, die Teilnahme am anstehenden G-8-Gipfel in Russland abzusagen. In der Nacht zu heute verletzten russische Kampfflugzeuge den ukrainischen Luftraum.
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Die dramatischen Entwicklungen in der Ukraine nehmen kein Ende. Haben es die Bürger des Landes unter hohem Blutzoll erst kürzlich geschafft, ihren Präsidenten außer Landes zu jagen, die während der über Wochen andauernden Proteste besonders auffällig gewordene Polizei-Einheit Berkut aufzulösen und eine Übergangsregierung zu bilden, steht nun die nächste Bedrohung ins Haus: Russland ist mit Truppen in die autonome Republik Krim einmarschiert und hält die Halbinsel besetzt. Der strategisch wichtige Marine-Stützpunkt in der Hafenstadt Sewastopol ist mit russischen Panzern, Artillerie und Infanterie-Einheiten verstärkt worden.
Die westlichen Mächte, die der Ukraine bei ihrer Unabhängigkeit im Jahre 1991 Unterstützung und Schutz zusicherten (allerdings nicht vertraglich garantierten), befinden sich nun in einer Zwickmühle. Die russische Regierung hat mit der Invasion der Krim, aber auch mit dem Georgien-Krieg, wiederholt deutlich gemacht, was für eine verschwindend geringe Rolle die Meinung des Westens bei der Politik Russlands spielt. Wenn Russland sich die Krim wirklich einverleiben will, passiert das auch. Zwar werden die USA und Europa Zeter und Mordio schreien, aber ein direkter Konflikt mit dem russischen Bären wird aller Voraussicht nach auf Teufel komm' raus vermieden.
Konflikt dreht sich um Gas, Bevölkerung und Zugang zum Meer
Die russische Gesetzeslage erlaubt es Präsident Putin sogar, mit rechtlicher Grundlage einen Konflikt anzuzetteln, ist darin doch auch der Schutz russischer Minderheiten im Ausland verankert. Da eine Mehrheit der Bewohner der Halbinsel Krim sich als Russen versteht, könnte Russland argumentieren, dass die unsichere Lage des Landes ein Sicherheitsrisiko für die Bürger der Region darstelle und daher "Schutzmaßnahmen" notwendig seien. Vor einigen Jahren hat Russland bereits die Muskeln spielen lassen und der Ukraine mit einer kompletten Sperre der Gas-Trassen gedroht und der Drohung auch Taten folgen lassen. Sollte Russland zu dem Schluss gelangen, dass die Ukraine wieder heim ins Mutterland geführt werden müsse, können westliche Mächte dagegen nur verhältnismäßig wenig tun.
Das was sie im Rahmen diplomatischer Mittel tun können, wird zumindest gemacht. So verkündeten die G-7-Mitglieder gestern geschlossen, dass sie dem G-8-Gipfel im russischen Sotschi fernbleiben werden und fordern die russische Regierung zu Gesprächen und einer Reduzierung der Spannungen auf. Zwar tut Mütterchen Russland gerne so, als könne es komplett auf die Zusammenarbeit mit dem Westen verzichten, die Wirtschaft des Landes ist jedoch noch immer nicht stabil, weshalb wirtschaftliche und politische Zusammenkünfte wie der G-8-Gipfel durchaus wichtig für die Supermacht sind.
Wie der ukrainische Verteidigungsminister mitteilt, sind in der Nacht zu heute zudem zwei russische Kampfjets ohne Genehmigung in den Luftraum der Ukraine eingedrungen. Als Reaktion versetzte die Ukraine die Luftwaffe in Alarmbereitschaft und entsandte ebenfalls Kampfflugzeuge. Zu einem Gefecht kam es allerdings nicht. Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) bezeichnete die Lage als "schärfste Krise seit dem Mauerfall".
Quelle: Gulli