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Servus TV will in Deutschland angreifen

Servus TV will in Deutschland angreifen

Wohin will der Red Bull-Sender Servus TV? Programmdirektor Wolfgang Pütz und Geschäftsführer Martin Blank sprechen im DWDL.de-Interview über das Selbstverständnis des Senders, Expansionspläne und die Rolle des Mutterkonzerns.

Herr Blank, Herr Pütz, wenn über Servus TV gesprochen wird, heißt es oft „Ist das nicht der Red Bull-Sender?“. Hilft oder schadet das?

Martin Blank (Foto, Mitte): Ich finds super. Für einen StartUp-Sender wie uns ist es sehr hilfreich, wenn man in ein Konsortium eingebunden ist, das einen weltweiten Brand darstellt, dass für Innovation und extreme Professionalität steht. Wenn dieses Image von der Mutter auf uns überspringt, dann finde ich das extrem positiv.

Wolfgang Pütz (Foto, links): Dem stimme ich zu, aber es wäre natürlich sehr verkürzt dargestellt. Man muss auch den geschichtlichen Hintergrund sehen. Servus TV ist aus Salzburg TV hervorgegangen, das vor 15 Jahren von ehemaligen Mitarbeitern des ORF gegründet wurde. Das war lange Zeit ein Lokal- und Regionalsender. Im Herbst 2008 entstand dann die Idee zu Servus TV, einem Sender für den Alpen-Donau-Adria-Raum, der dann ein Jahr später - im vergangenen Herbst - auf Sendung gegangen ist. Wir haben auf vorhandene Strukturen aufgebaut und weiterentwickelt. Das ist kein Kanal für Product Placement eines Energy Drinks.

Der TV-Markt ist bereits hart umkämpft. Und dann noch ein neuer Sender. Welche Lücke sehen Sie, die kein anderer gesehen hat?

Wolfgang Pütz: Die Lücke ist da. Der Alpen-Donau-Adria-Raum ist für viele Menschen von Interesse, nicht nur für die, die hier leben. Egal wer im Winter zum Wintersport kommt oder im Sommer zum Bergsteigen - diese Region hat in ganz Europa Fans, die eine Basis für ein erfolgreiches Geschäftsmodell von Servus TV sein können.

Martin Blank: Dazu kommt doch die Entwicklung, dass die öffentlich-rechtlichen Sender, in Österreich ausgeprägter als in Deutschland, die Privatsender bei seichter Unterhaltung links überholen. Diese Vertrashung bei den Wettbewerbern macht die Lücke für anspruchsvolle Unterhaltung und Information auf. Und wir bieten anspruchsvolle Unterhaltung auf - im besten und früheren Sinne - öffentlich-rechtlichen Niveau. Da haben Sie hohe Programmkosten, die sich nur refinanzieren können, wenn Sie als frei empfangbares Programm möglichst viele Zuschauer erreichen - auch außerhalb Österreichs.

Werden wir doch mal etwas konkreter. Wo liegen die Programm-Schwerpunkte von Servus TV?

Wolfgang Pütz: Wir haben eine klare Vorstellung davon, wo unsere Schwerpunkte liegen. Da wäre der Bereich Kultur, wie auch bei Arte und 3sat, dann aber auch Wissenschaft, Technik und Forschung sowie die beiden Genres Sport und Unterhaltung. Das interessiert länderübergreifend.

Klingt anspruchsvoll, beinahe öffentlich-rechtlich...

Martin Blank: Wenn ich mir in Österreich ORF1 anschaue, nach eigener Angabe von denen ein „Best of Privat-TV“, dann erfüllen wir mehr öffentlich-rechtliche Aufgaben - und finanzieren uns privat.

In Ihrem Imagetrailer heißt es, das Programm sei „anspruchsvoll aber nicht intellektuell“. Kann man damit wirklich Zuschauer gewinnen? Wie soll das gelingen?

Martin Blank: In dem man sich über Themen, die die Zuschauer interessieren, ausführlich, in Ruhe und mit Hintergrund beschäftigt. Eben nicht trashig und oberflächlich bleibt. Beispiel: Turiner Grabtuch. Das war vor wenigen Wochen in unserem Kultur-Talk über zwei Stunden lang Thema. Wir haben uns mit den Rätseln und aktuellen Erkenntnissen beschäftigt. Das wäre für keinen anderen Privatsender ein Thema. Wir glauben aber, dass man das Publikum mit interessanten Themen auch fordern darf ohne unverständlich zu werden.

Das klingt ja schön, wenn man auch anspruchsvollen Themen viel Sendezeit einräumt, aber wirkt sich das nicht auf die Quote aus?

Wolfgang Pütz (Foto): Ja, aber positiv. Wobei da natürlich in der Aufbauphase immer noch viel Luft nach oben ist. Aber ein anderes Beispiel ist unser Literatur-Magazin „LiteraTour“, was wir alle 14 Tage im Programm haben und nicht wie die ARD einmal im Monat. Da widmen wir uns auch großen Büchern, aber auf eine neue Art: Unser Moderator fährt in einem alten AlfaRomeo durch Europa in die Regionen der Autoren und Schauplätze der Bücher. Da nehmen wir den Zuschauer sozusagen mit auf eine Reise und schon wird Literatur nicht trocken und intellektuell. Wir sehen unsere Kunst darin, anspruchsvolles Fernsehen zu gestalten, dass leicht zugänglich bleibt. Das gelingt nicht immer, aber immer öfter.

Martin Blank: Wir sind ja auch in einer Situation in der sich viele Menschen durch das heutige Programmangebot, egal ob privat oder öffentlich-rechtlich, nicht mehr durch das Medium Fernsehen angesprochen fühlen. Wir wollen diese Menschen für eine neue Art von Fernsehen und das Medium an sich zurückgewinnen. Sie merken, dass das keine Kurzfrist-Aufgabe ist wie bei ProSiebenSat.1 (lacht). Hier lässt sich in längeren Zyklen arbeiten, was mal sehr erfrischend ist. Es geht nicht um die nächste Quartalsbilanz.

Gut, mit Red Bull-Chef Dietrich Mateschitz im Hintergrund kann man sich den Luxus ja auch leisten, könnte man sagen. Da scheint das wirtschaftliche Interesse ja geringer zu sein als das, sagen wir, Sendungsbewusstsein...

Martin Blank: Da ist jemand sehr geduldig. Aber der Sender muss sich letztlich selbst finanzieren und tragen. Aber nicht innerhalb von zwei oder drei Jahren.

Wolfgang Pütz: Wenn Red Bull für etwas steht, dann natürlich für wirtschaftlichen Erfolg. Das soll auch bei uns nicht anders aussehen. Aber bei den Investments von Red Bull im Bereich Fußball oder Formel 1 hat sich ja auch gezeigt: Geduld zahlt sich aus. Und da hilft es natürlich, dass Herr Mateschitz dieser Region persönlich sehr verbunden ist und Servus TV diese Region auch medial aufbereiten kann.

Martin Blank: Wenn Herr Mateschitz etwas macht, dann macht er es gescheit. Und mit vollem Einsatz. Das gilt auch bei Servus TV.

Wo wir beim Finanziellen sind. Lässt sich denn das Programm bei Werbekunden verkaufen?

Martin Blank: Es steht und fällt im Werbegeschäft natürlich alles mit Marktanteilen. Wir sind noch sehr jung und erst beim Aufbau der technischen Reichweite. Da haben wir ganz aktuell die flächendeckende Verbreitung im analogen Kabelnetz in Österreich sichergestellt. Und das ist immer noch die stärkste Verbreitungsart. In den anderen Ländern, der Schweiz und Deutschland, wollen wir in die digitalen Kabelnetze. Die wachsen stetig, nicht so schnell wie gedacht, aber sind eine schöne Perspektive. Wir sind damit digital auch in Deutschland bereits flächendeckend empfangbar. Das vervielfacht natürlich die Reichweite, was für die Refinanzierung wichtig ist. Die Reichweite zu nutzen, um mit ihr Geld zu verdienen, ist der nächste Schritt nach dem Aufbau des Senders.

Quelle: dwdl
 
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