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Sehr verhaltenes Wettfieber bei deutschen TV-Sendern

Sehr verhaltenes Wettfieber bei deutschen TV-Sendern

Am Mittwoch kippte der Europäische Gerichtshof das staatliche Wettmonopol in Deutschland und machte den Weg für private Sportwett-Anbieter frei. Die deutschen Sender, vor wenigen Jahren regelrecht im Wettfieber, zeigen sich jedoch noch zurückhaltend.

Es ist nur wenige Jahre her, da wurde auf den Medienkongressen des Landes kein TV-Thema so heiß diskutiert wie die Frage, welche Möglichkeiten das Thema Sportwetten etwa für Fernsehsender bietet. Es herrschte Goldgräber-Stimmung. Sportwetten waren Boom-Thema Nr.1. Einzelne Anbieter hatten sogar schon eigene Kanäle gestartet. Premiere war schon seit 2005 mit dem Wettkanal Premiere Win im Rennen. Andere Spartensender versuchten sich kurzzeitig oder standen kurz vor dem Start.

Auch bei den beiden großen TV-Gruppen in Köln und Unterföhring verlockte das Thema Sportwetten gleich in doppelter Hinsicht: Die boomenden Online-Anbieter von Sportwetten waren gefragte und umworbene Werbekunden, aber auch selbst wollte jedes Medienhaus sich das Wettgeschäft nicht durch die Finger gehen lassen. Von eigenen Kanälen oder einzelnen Formaten zum Thema war alles denkbar. Doch dann kam 2008 die Bekräftigung des staatlichen Monopols nicht nur auf Lotto sondern auch auf Sportwetten.

Die Träume der deutschen Medienhäuser zerplatzten und bestehende private Anbieter von Sportwetten und Lotto wanderten ins Ausland. Von dort aus warben sie zwar weiterhin um deutsche Kunden - nur eben nicht mehr bei deutschen Medien. Ein doppelter Tiefschlag also: Weder durften deutsche Unternehmen im Segment Wetten aktiv werden, noch durften Wettanbieter in Deutschland werben. Hart traf das etwa den Sportsender Sport1, ehemals DSF.

Umso größer müsste der Jubel über das Urteil des Europäischen Gerichtshofes ausfallen. Der entschied, dass das deutsche Staatsmonopol für Lotterien und Sportwetten nicht haltbar sei, weil eines der Argumente für das Monopol die Spielsuchtbekämpfung war. Da aber der staatliche Anbieter Oddset selber für sich wirbt, werde diese Grundlage ausgehebelt. Das EuGH kippte das Monopol mit sofortiger Wirkung, aber noch müssen deutsche Gerichte es in Einzelfallentscheidungen bekräftigen. Die Politik wird neue Rahmenbedingungen für Sportwetten schaffen müssen.

Der Verband Privater Rundfunk und Telemedien e. V. (VPRT) begrüßt die Entscheidung des EuGH. Thomas Deissenberger, Sprecher des VPRT-Arbeitskreises Wetten: "Bislang werden den Medienunternehmen in einem ohnehin schwierigen Werbemarkt erhebliche Einnahmen entzogen, während internationale Sportwettenanbieter im Rahmen ihrer Marketingbudgets ihre Werbung ausschließlich bei ausländischen Medienunternehmen einbuchen." Die Hoffnung darauf, dass sich das ändern könnte, haben natürlich zunächst einmal die Fernsehsender mit hohem Sportanteil, wie etwa der PayTV-Anbieter Sky.

Das Urteil ist gut für den Sport in Deutschland. Und was gut ist für die Bundesliga ist auch gut für Sky, hieß es am Mittwoch in Unterföhring. "Wir begrüßen die Marktöffnung für diese Branche und die Wiederbelebung der Konkurrenz die sich durch das Urteil ergibt. Für uns bedeutet die Entscheidung die Schaffung von neue und vielversprechende Kooperationsansätze für unser Vermarktungsteam von Premium Media Solutions", erklärt Carsten Schmidt, Sky Vorstand Sport, Advertising Sales und Internet gegenüber DWDL.de.

Etwas zurückhaltender äußert man sich beim FreeTV-Sender Sport1 und der Mediengruppe RTL Deutschland. In beiden Häusern heißt es kurz und knapp man schließe sich der VPRT-Sicht an. Und auch die Einschätzung der ProSiebenSat.1 TV Deutschland klingt noch nicht nach Euphorie: "Wir schließen uns der Stellungnahme des VPRT vollends an. Wir begrüßen das Urteil sehr und werden nun prüfen, welche Schlussfolgerungen sich daraus ergeben", analyisiert Sprecherin Petra Fink auf DWDL.de-Anfrage.

Für weitere Einschätzungen ist es am Tag der EuGH-Entscheidung auch noch zu früh, denn noch ist nicht klar, wie die aus dem Urteil resultierenden neuen rechtlichen Rahmenbedingungen in Deutschland aussehen werden. Noch einmal will in Deutschland offenbar niemand zu früh in Goldgräber-Stimmung verfallen.

Quelle: dwdl
 
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