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Red Bull gibt zu - Haben nicht mehr die Überlegenheit

rooperde

Elite Lord
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Schon der Blick auf die nackten Zahlen belegt, dass die Red-Bull-Dominanz des Vorjahres in diesem Jahr verschwunden ist. Zum Vergleich: Nach dem Grand Prix von China, der auch 2011 das dritte Saisonrennen war, standen auf der Erfolgsbilanz von Red Bull bereits drei Pole-Positions, zwei Siege und zwei weitere Podiumsplatzierungen. In diesem Jahr steht hingegen nur ein Podestplatz von Sebastian Vettel in Melbourne zu Buche, und nur einmal qualifizierte sich einer der Fahrer für die zweite Startreihe.

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Beim genaueren Vergleich der Ergebnisse fällt auf, dass vor allem die Resultate von Vettel für den Rückfall von Red Bull verantwortlich sind. Mark Webbers Saisonstart war hingegen nicht schlechter als im Vorjahr. Dort fuhr er in den ersten drei Rennen auf die Plätze drei, vier und fünf, 2012 wurde der Australier in allen vier Rennen Vierter . Zur Ehrenrettung Vettels muss jedoch erwähnt werden, dass ihm weder in Malaysia noch in China das Rennglück zur Seite stand. "Das eine kommt zum anderen, und dann kommen noch ein schlechter Start und die Kollision mit Karthikeyan dazu, und so schwinden dann die Punkte dahin", bringt Red-Bull-Motorsportkonsulent Helmut Marko gegenüber 'ServusTV' die Situation auf den Punkt.

In Schanghai nahm das Unheil für den Deutschen schon am Start seinen Lauf. "Das ist ein Start, der für Vettel danebengegangen ist - so etwas kann passieren. Er hatte nicht die richtige Drehzahl und stieg dann zu sehr aufs Gas, es gab durchdrehende Hinterräder", so Marko. Nach einem weiteren haarigen Moment in der ersten Kurve fand sich Vettel am Ende der ersten Runden auf Platz 15 wieder und musste sich von dort aus durchs Feld kämpfen, was jedoch schwieriger als gedacht war.

Reb Bull auf der Geraden zu langsam

"Es ist ärgerlich, dass somit ein Sauber oder ein Williams vor Vettel waren und für uns auf der Geraden nicht zu überholen waren", sagt Marko. Schuld daran war die schlechte Höchstgeschwindigkeit des Red Bull, ein Problem, welches laut Marko nicht neu ist, im Vorjahr jedoch gut kaschiert werden konnte. "Wir hatten noch nie einen guten Topspeed, aber das kam aufgrund unseres immensen Abtriebs nicht so zur Geltung, weil wir aus den Kurven um so viel schneller herausgekommen sind als die anderen, dass der Speed auf der Geraden nicht mehr relevant war. Das ist dieses Jahr ein zusätzliches Problem."

"Damit ist unsere Strategie kräftig durcheinandergeraten", kehrt der Red-Bull-Mann zur Rennanalyse zurück. "Wir wussten, dass wir von hinten nur mit einer Zweistopp-Strategie nach vorne kommen konnten, und mussten ihn fünf Runden vor dem geplanten Stopp hereinholen, obwohl die Reifen noch in einem sehr guten Zustand waren", erklärt der Österreicher die Taktik seines Teams. "Hätten wir ihn draußen gelassen, hätte er eineinhalb Sekunden pro Runde verloren und wäre dann wieder in eine Art Mittelfeld-Geplänkel gekommen. Da haben wir es riskiert, ihn hereinzuholen, und hofften, dass die Reifen halten."

Doch diese Hoffnung sollte sich nicht erfüllen: "Die Reifen haben aber nicht gehalten - erschwert durch den Umstand, dass er hinter Räikkönen feststeckte. Natürlich hat er versucht, zu überholen, er musste dran bleiben, dann verlierst du den Anpressdruck und der linke Vorderreifen, der hier besonders belastet wird, wurde dann durch das Untersteuern noch mehr beansprucht. Die letzten fünf Runden waren dann eine Qual für Sebastian, der keinen Gummi mehr auf dem Reifen hatte. Er kam immer noch gut über die Runden, konnte aber nicht mehr den Speed gehen", beschreibt Marko die Schlussphase des Rennens, in der Vettel vom zweiten auf den fünften Platz zurückfiel.

Warum nur zwei Stopps bei Vettel?

Allerdings stellte sich nach dem Rennen die Frage, warum Red Bull Vettel überhaupt auf eine Zwei-Stopp-Strategie gesetzt hatte. Nachdem der 24-Jährige am Samstag im zweiten Abschnitt der Qualifikation ausgeschieden war, verfügte er über mindestens einen frischen Reifensatz mehr als seine Konkurrenten in der Spitzengruppe. "Das ist zu einfach gedacht", erklärt Marko. "Er kann den Reifensatz ja nur ausnützen, wenn er frei fahren kann und nicht behindert wird."

"Diese Mittelfeld-Autos sind für uns auf der Geraden nicht zu überholen", bringt der Österreicher das Gespräch auf die fehlende Höchstgeschwindigkeit zurück. "Die einzige Chance, ihn nach vorne zu bringen, waren zwei Stopps. Das hat sich ja auch gezeigt, denn er war ja Zweiter. Da wir ihn aber fünf Runden zu früh reinholen mussten, sind dann die Reifen eingebrochen. Wenn wir ihn am Ende hereingeholt hätten, wäre er nie und nimmer in die Punkte gekommen."

Trotz der verschiedenen Probleme in den ersten Rennen muss Marko jedoch konstatieren: "Wir haben beim Auto nicht mehr die Überlegenheit, die wir im Vorjahr hatten. Das ist auf diverse technische Änderungen zurückzuführen, die bewusst gegen Red Bull durchgesetzt wurden", spricht der 68-Jährige auf das Verbot des auspuffangestörmten Diffusors an.

Darüber hinaus tut sich Red Bull jedoch auch mit den Pirelli-Reifen des Jahres 2012 schwer. "Das Andere ist, dass die Reifen eine Charakteristik haben, die bis jetzt von niemandem durchschaut wurde. Das soll aber nicht entschuldigen, dass unser Auto nicht auf dem Stand ist, auf dem es sein sollte", sagt Marko. Vor allem in der Qualifikation sieht der Österreicher deutlichen Steigerungsbedarf. "Wir haben gesehen, dass wir im Rennen wettbewerbsfähig sind, aber es hilft nichts, wenn man so weit hinten startet. Und: Wir müssen das Auto kalkulierbarer machen."

Nachholbedarf bei den Boxenstopps

Dazu gehört auch, dass Experimente wie in China, als beide Fahrer mit einer unterschiedlichen Auspuff-Konfiguration fuhren, der Vergangenheit angehören. "Wir fahren wieder mit einer einheitlichen technischen Abstimmung. Wir werden auf das Modell von Mark Webber gehen und nicht mehr den alten Auspuff einsetzen", so Marko.

Bei der Analyse des Rennens in Schanghai fällt jedoch noch eine weitere Baustelle auf. War Red Bull 2011 bei den Boxenstopps noch eine der schnellsten Mannschaften, so gelang in Schanghai nur ein Radwechsel in unter drei Sekunden. Doch auch hierfür hat Marko eine Erklärung. "Wir verwenden neue Radmuttern, die auf eine gewisse Weise mit den Schlagschraubern verbunden sind. Dadurch kann so etwas wie diesmal bei Mercedes nicht passieren." Die zusätzliche Sicherung fordert jedoch ihren Preis.

"Dieses System erfordert eine anderen Haltung der Mechaniker - sie müssen einen exakten Winkel zum Rad haben. Wir trainieren das sehr intensiv und wissen, dass die Boxenstopps nicht zufriedenstellend sind. Wir hatten aber mit 2,6 einen unter drei Sekunden", hebt Marko hervor. Beim Blick auf die Durchfahrtszeiten der Boxenstopps fällt zudem auf, dass sich Vettel bei jedem Stopp zwischen 0,6 und einer Sekunde länger in der Boxengasse aufgehalten hat, als Webber.

"Wir wissen um all diese Schwächen, und natürlich schleicht sich dann Druck ein, es kommen Unsicherheiten auf, es gibt Missverständnisse in der Kommunikation zwischen Fahrer und Ingenieur und zwischen den Ingenieur und der technischen Gruppe", so Marko abschließend, der Besserung für den Auftakt der Europasaison verspricht. "Wir haben wichtige Erkenntnisse gefunden, aber darauf können wir erst beim Test in Mugello reagieren. Im Rennen sollte sich das erst in Barcelona auswirken."

Quelle: Formel1
 
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