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Primacom: "Energiefressende Receiver" sind nichts für unsere Kunden

[vo] Leipzig - Andere Receiver als geräuscharme und energiesparende sind für den Kabelnetzbetreiber Primacom AG langfristig nicht tragbar, so der Geschäftsführer der Primacom für die Region Leipzig und gleichzeitig Direktor der Netzbetrieb Primacom AG Thomas Eibeck. DIGITAL FERNSEHEN sprach mit ihm über den Einsatz von energiesparenden Set-Top-Boxen in seinem Unternehmen.

Entscheidend sei für die Primacom jedoch "grundsätzlich die Innovationsstärke und der technologische Reifegrad einer Receiver-Variante". So lange noch keine eindeutige Entscheidung zur Digitalisierung gefallen sei, seien viele Hersteller nicht bereit, viel in Forschung zu investieren und würden Modelle zu Niedrigpreisen vorziehen. "Dies sind jedoch in der Regel keine Geräte, die wir unseren Kunden empfehlen würden", sagt Eibeck.

Bild: Primacom AG
DIGITAL FERNSEHEN: Herr Eibeck, ist Energiesparen für Sie bisher ein Thema?

Thomas Eibeck: Die von uns eingesetzten Receiver sind im Energieverbrauch als sparsam einzuschätzen und zählen zu den Testsiegern ihrer jeweiligen Leistungs-Kategorie. Unsere neu beauftragte Kaon Hybrid-HD-PVR Box hat genau wegen der Energiefreundlichkeit und des geräuscharmen Betriebs in anspruchvollen Tests in Skandinavien als Gewinner abgeschnitten.

DF: "Pay-TV- und Plattformbetreiber haben bei der Marktentwicklung von komplexen Receivern, also solchen mit Verschlüsselungssystem, einen nicht zu übersehenden Einfluss. Denn sie stellen den Kunden die Receiver zur Verfügung." Können Sie dieser Sichtweise zustimmen?

Eibeck: Eingebaute Verschlüsselungssysteme machen einen Receiver nicht zu einem komplexen Gerät. Erst die Integration von zusätzlichen Applikationen und Navigatoren, die unmittelbar auf die Betriebsebene des Receivers portiert werden, machen einen Receiver komplex. Diese Komplexität ist auch notwendig, um den Kunden die gewünschten Dienste unter Berücksichtigung aller rechtlichen Gegebenheiten anbieten zu können.

DF: "Service Provider entscheiden sich zwischen dem technisch Machbaren und finanziell Notwendigen. Dabei spielt der Energieverbrauch keine große Rolle." Was halten Sie von dieser Aussage?

Eibeck: Diese Aussage ist ebenso plakativ wie kurzsichtig. Natürlich müssen wir wie jedes Unternehmen in jedem Markt auch wirtschaftlich handeln. Entscheidend ist für uns jedoch grundsätzlich die Innovationsstärke und der technologische Reifegrad einer Receiver-Variante. Receiver, die nicht bereits heute geräuscharm und energiesparend arbeiten, können wir unseren Kunden nicht zumuten und sind daher für uns langfristig nicht tragbar. Oder ebenso plakativ formuliert: Mit Rücksicht auf unsere Kunden können wir uns keine Billiggeräte leisten.

Natürlich sind im Moment, so lange keine klare Entscheidung zur Digitalisierung gefallen ist, viele Hersteller nicht bereit, die hohen Investitionen in Forschung zu leisten und rollen lieber mit Niedrigpreismodellen den Markt auf. Dies sind jedoch in der Regel keine Geräte, die wir unseren Kunden empfehlen würden. Deshalb setzen wir vor allem auf Hersteller, die auch international erfolgreich sind. Der Kunde ist ja auch nicht verpflichtet, eines der empfohlenen Geräte zu nutzen, sondern kann sich genauso über den Markt mit einem Gerät versorgen.

Kritisch ist zu betrachten, dass von einigen wenigen, wenn auch nicht unerheblich großen Kabelnetzbetreibern innovative und energiesparende Lösungen durch rein preisgetriebene Online-Ausschreibungen von Großaufträgen regelrecht ausgegrenzt werden. Die Interessen der Kunden an hochwertigen Endgeräten werden dabei nicht berücksichtigt. Man sollte hier aber nicht verallgemeinern, nur weil einige Netzbetreiber mit einer Verdrängungstaktik am Markt agieren und dabei in Einzelfällen auch die Qualität der Receiver auf der Strecke bleibt.

DF: Wie könnten Ihrer Meinung nach Receiver umweltfreundlicher werden?

Eibeck: Beispielsweise ist der Ventilator zur Kühlung einer Festplatte in dem PVR ein wesentlicher Energie- und Kostentreiber. Kaon hat unter anderem erreicht, diesen Ventilator durch ein intelligentes internes Luftzirkulationssystem zu ersetzen. Dadurch wird erheblich an Strom, insbesondere im Stand-By Betrieb, gespart. Für weitere Verbesserungen ist sicher noch viel Erfahrung und Entwicklung im Markt notwendig.

DF: Ein Problem, das Branchenexperten zufolge dem Abschalten des Stand-by im Wege steht, ist die Interaktion mit dem Provider, um z.B. Software-Updates zu ermöglichen. Vorgeschlagen wird, für die Interaktion einen bestimmten Zeitraum festzulegen. Steht dem aus Ihrer Sicht etwas im Wege?

Eibeck: Grundsätzlich nicht. Ein festes Zeitfenster für Software-Updates ist nur sehr schwer im Massengeschäft durchsetzbar. Hier haben alle Netz- und Plattformbetreiber die gleichen Erfahrungen gemacht: Alles, was den Kunden direkt einbezieht oder seine Aktivität erfordert - beispielsweise die Box an einem bestimmten Zeitpunkt aktiv zu haben - reduziert den Komfort und damit die Akzeptanz des Angebotes. Es gibt intelligente Lösungen, diese sind jedoch nur schlecht standardisierbar.

DF: Herr Eibeck, vielen Dank für das Interview.


@uelle: DF
 
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