Cell Broadcast: Was Sie über DE-Alert zum Warntag am Donnerstag wissen müssen
In einigen Tagen feiert Cell Broadcast in der Funktion als Warnsystem Deutschlandpremiere. Wir beantworten vorab Ihre häufigsten Fragen.
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Am 8. Dezember ist es so weit: Nachdem der erste Warntag am 10. September 2020 ein großflächiger Reinfall war und es 2021 keinen gab, startet nun der zweite Versuch am Donnerstag um 11 Uhr. Dieses Mal sollen nicht nur die Sirenen warnen, sondern auch die Mobiltelefone – ohne extra App, über den standardisierten Kurznachrichtendienst Cell Broadcast. Die Netzbetreiber haben ihre Kunden bereits Mitte November per SMS informiert, dass es den Probealarm geben wird – die Cell-Broadcast-Nachricht wird mit der Warnstufe 1 verschickt und kann auf den meisten Mobiltelefonen nicht deaktiviert werden.
In dieser FAQ beantworten wir die wichtigsten Fragen zur SMS-CB und dem darauf aufbauenden Warndienst DE-Alert.
Diese FAQ wird laufend erweitert.
Was ist Cell Broadcast?
Cell Broadcast dient zum gleichzeitigen Versenden unidirektionaler Warnnachrichten an Millionen Mobilfunkgeräte. Dabei kann die Nachricht entweder an das gesamte Netz, regional oder auch nur an eine Mobilfunkzelle geschickt werden. Anders als bei der SMS wird die SMS-CB gleichzeitig an alle empfangsbereiten Mobiltelefone in einer Funkzelle geschickt. Das erlaubt, Millionen von Geräten zu benachrichtigen, ohne das Netz groß zu belasten.
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Warnung wird an alle empfangsbereiten Geräte im betroffenen Gebiet gesendet
(Bild: BBK)
Die Nachricht enthält je nach Zweck eine unterschiedliche Message ID; etwa 4370 für die höchste Alarmstufe. In Japan und den USA ist dieser Dienst bereits seit Jahrzehnten etabliert, unter anderem für Erdbebenwarnungen. Die Europäische Union hat im Jahr 2018 festgelegt, dass Mitgliedsstaaten ein Mobilfunk-Warnsystem einführen müssen, genannt EU-Alert. Die deutsche Umsetzung dieser Richtlinie nennt sich DE-Alert; in den Niederlanden existiert etwa NL-Alert und in Italien IT-Alert.
Behörden legen fest, welche Regionen die Warnung erhalten. In Abhängigkeit von der Warnstufe ertönt auf den Geräten auch im lautlosen Modus einen Warnton. Bis zu 15 CB-Nachrichten à 93 Zeichen können für bis zu 1395 Zeichen Nachrichtenlänge aneinandergehängt werden. Netzbetreiber und Mobilfunkanbieter sind gesetzlich zum Versenden von SMS-CB verpflichtet.
Die am 24. Februar in Kraft getretene technische Richtlinie "TR DE-Alert" hat die Bundesnetzagentur (BNetzA) im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums veröffentlicht. Grundlage dafür sind § 164a Absatz 5 "Öffentliche Warnungen" im Telekommunikationsgesetz und die "Verordnung für die Aussendung öffentlicher Warnungen in Mobilfunknetzen" (Mobilfunk-Warn-Verordnung – MWV).
Neben der BNetzA waren unter anderem das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) sowie die Mobilfunkbetreiber an der TR DE-Alert beteiligt.
Wie bemerke ich eine Warnung oder Entwarnung?
Die Warnung bemerken Sie neben der SMS-CB an einem akustischen Signal, einem raschen Alternieren zwischen zwei Tönen. Einheitliche Warntöne gibt es zwar nicht, doch die Smartphone-Hersteller wählen hier in der Regel Töne, die von den normalen Benachrichtigungs- und Klingeltönen abweichen und üblicherweise äußerst alarmierend klingen. Gleiches gilt für Sirenen und Lautsprecherwagen.
Eine Testwarnung ist immer eindeutig gekennzeichnet. Der Text einer Warnmeldung bei der Telekom könnte beispielsweise lauten: "Dies ist ein Test für Cell Broadcast. Die Telekom erprobt das neue Handy-Warn-System in Ihrer Region. Es besteht keine Gefahr. Bitte ignorieren Sie diese Test-Nachricht. Sie möchten keine weiteren Test-Nachrichten bekommen oder mehr Informationen? Wir helfen gern weiter:
http://telekom.com/cell-broadcast". Das Mobiltelefon ertönt dann auch im lautlosen Modus für fünf Minuten. Das Signal für die Entwarnung ist ebenso wie bei Sirenen ein Dauerton.
Wie oft wird die Warnung versendet?
Dies kann sich je nach Meldung unterscheiden. In der technischen Richtlinie DE-Alert ist derzeit festgelegt, dass Warnmeldungen in den betroffenen Funkzellen alle 2 Minuten bis zu 6 Mal ausgesendet werden, oder bis das modulare Warnsystem des Bundes (MoWaS) die Aussendung mit einer entsprechenden Meldung stoppt. Das ist, damit auch die Geräte, die in dem Moment kein Netz haben, die Nachricht erhalten.
Wie erkenne ich, dass die Warnung authentisch ist?
Für jede ausgesendete öffentliche Warnung gibt es per Gesetz eine alphanumerische Referenznummer, "die eine eindeutige Zuordnung [...] zu der daraufhin vom Betreiber öffentlicher Mobilfunknetze ausgesendeten Warnung ermöglicht." Die Warnungen enthalten außerdem einen Link zum Warnportal des Bundes. Sie können aber auch selbst auf der Seite des Bundes nach aktuellen Warnungen schauen (warnung.bund.de). Zusätzlich können Sie auch auf weitere Kanäle wie Fernsehen, Radio oder die sozialen Medien achten. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk erhält ebenfalls eine Warnung aus MoWaS und muss bei der Warnstufe 1 berichten.
Außerdem können Cell-Broadcasting-Meldungen laut BNetzA nur von Mobilfunknetzbetreibern ausgesendet werden. Die Aussendung selbst werde in einem abgesicherten Prozess vom MoWaS angestoßen. Demnach würde eine unautorisierte Aussendung von Cell-Broadcasting-Meldungen "einen Betrieb eigener Sendeanlagen durch einen täuschenden Aussender erfordern".
Was mache ich bei einer Warnung?
Sofern es sich um einen Probealarm handelt, müssen Sie nichts weiter tun. Bei einer echten Warnung sollten Sie den Anweisungen in der Nachricht, die Sie erhalten haben, Folge leisten und gegebenenfalls auch Ihre Nachbarn warnen.
Welche Voraussetzungen muss mein Mobiltelefon für DE Alert erfüllen?
Falls Sie über ein Smartphone mit mindestens Android 11 verfügen und alle Updates installiert haben, brauchen Sie nichts zu tun. Auch Apple-Geräte erhalten die Profile automatisch vom Apple-Server. Da Cell Broadcast bereits seit Ende der Neunziger Teil des Mobilfunks ist, können auch viele ältere Handys die Nachrichten empfangen. Allerdings unterstützen sie meist nicht die von EU-Alert vorgeschriebenen vierstelligen IDs, daher wurde nachträglich die dreistellige Message ID 919 für alle kritischen Warnungen hinzugefügt – wie zuvor von der AG Kritis gefordert. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) stellt eine Liste der Cell-Broadcast-fähigen Geräte bereit.
Auf alten Handys heißen die CB-Einstellungen meist auch so und erlauben, IDs manuell einzutragen und deren Warnstufe zu definieren; näheres verrät in der Regel die Anleitung des Geräts. Auf Smartphones sind die Einstellungen öfter mal tiefer versteckt und anders benannt: Auf alten Android-Geräten etwa tippen Sie in den Einstellungen auf "Benachrichtigungen" und dann auf "Notfallbenachrichtigungen für Mobilgeräte". Anschließend wählen Sie, wie oft Sie Benachrichtigungen erhalten möchten.
Auf Samsung-Geräten finden Sie den "Notfallbenachrichtigungsverlauf" in den Einstellungen. Bei den weiteren Optionen auf tippen Sie auf "Einstellungen" und betätigen abschließend den Schieberegler "Notfallbenachrichtigungen zulassen" – ähnlich verfahren Sie bei Sony und Xiaomi. Gegebenenfalls müssen Sie inaktive Optionen aktivieren.
Was ist MoWaS?
Das modulare Warnsystem MoWaS ist ein vom BBK betriebene Katastrophen- und Lagewarnsystem. Die Übertragung findet über Satellit, aber auch mittels redundanter Kabelverbindung statt. Das System sorgt dafür, dass Warnungen ausgespielt werden. Unter anderem das BBK und die Innenministerien der Länder können über das MoWaS Warnmeldungen versenden.
Woher wissen die Anbieter, dass sie warnen müssen?
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Die Leitstelle versendet eine Cell-Broadcast-Warnung über MoWaS.
(Bild: BBK)
Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) wurde bei der Erstellung der Technischen Richtlinie (TR DE-Alert) und insbesondere bei der Festlegung der notwendigen Sicherheitsvorgaben für den Warnkanal Cell Broadcast beteiligt. Es wurden Vorkehrungen getroffen, dass über den Warnkanal Cell Broadcast nur Meldungen von den berechtigten Stellen abgesetzt werden können.Die Technische Richtlinie für DE-Alert sieht vor, dass die Netzbetreiber Schnittstellen schaffen, über die das MoWaS Nachrichten an das Netz weitergeben kann. Die Netzbetreiber sind also gar nicht händisch am Mitteilungsversand beteiligt, sondern stellen nur die Schnittstelle dafür bereit.
Welche weiteren Warndienste gibt es?
Die Cell Broadcasts sollen vorhandene Warnmittel ergänzen. Von Vorteil ist bei Cell Broadcast, dass die Warnung auch ohne Internetzugang bei der Bevölkerung ankommt. Cell Broadcast ist ein Teil des Warnmittelmixes. Über Radio, Fernsehen, Internetseiten, soziale Medien, digitale Stadtanzeigetafeln, Lautsprecherwagen, Sirenen und Apps soll auch gewarnt werden. Die Apps KatWarn von Fraunhofer, NINA vom Bund, Biwapp von den Ländern und auch Warnwetter vom Deutschen Wetterdienst sind allerdings nur bei Internetzugang verfügbar.
Welche Umstände haben die Umsetzungen Mobilfunkanbietern bereitet?
Die Einführung des Warnkanals Cell Broadcast umfasst laut Bundesnetzagentur die Inbetriebnahme des Übertragungskanals Cell Broadcast und die Anbindung des Übertragungskanals an MoWaS. "Die wesentlichen Belastungen für Mobilfunknetzbetreiber sind daher die Einrichtung einer sogenannten "CBC-Infrastruktur" (Cell Broadcast Center ), seine Integration in das eigene Netz sowie die Anbindung des CBC an das MoWaS", wie ein Pressesprecher gegenüber heise online sagte. Bis Ende Februar 2023 sind die Mobilfunknetzbetreiber zur technischen Umsetzung von Cell Broadcast verpflichtet. Für den Anschluss an die MoWaS-Schnittstelle arbeiten die Mobilfunkbetreiber mit dem BBK zusammen.
Quelle; heise