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Nächste Paydriver-Schelte - Luxus-Mietwagenfirma Formel 1

rooperde

Elite Lord
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Würde die Formel 1 das Wort des Finanzkrisen-Jahres 2013 suchen, es wäre wohl schon gefunden und hieße "Paydriver". Die neuen Bezahlfahrer in der Königsklasse sind der Aufreger, allen für die früheren Stars der Szene. Jarno Trulli findet besonders klare Worte wenn es um die Entwicklung hin zu einer neuen Richtung des Geldflusses geht: "Vorher kamen die meisten wegen ihres Talents in die Formel 1, heute ist es mehr eine Luxus-Mietwagenfirma", ärgert sich der Italiener im Gespräch mit 'Crash.net'.

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Der frühere Caterham-Pilot schüttelt mit dem Kopf: "Es ist doch verrückt, dass ein Fahrer Geld mitbringen muss, um zu fahren. Das ist keine gute Entwicklung." Eine Entwicklung also. Trulli deutet an, dass sich etwas fundamental geändert habe im Laufe der Jahre. Dieser Meinung ist Christian Horner nicht: "Die Umstände diktieren, dass Fahrer mit Budget gesucht werden. Das ist nichts neues in diesem Sport, sondern so war es schon in den vergangenen 40 Jahren", meint der Red-Bull-Teamchef.

Opfer der Paydriver-Praxis: Kovalainen und Mortara

Die Praxis fordert Opfer. Zum Beispiel Heikki Kovalainen. Der Finne galt lange als eines der vielversprechendsten Talente der Szene, im Winter musste er das Caterham-Cockpit für den von einem Moderiesen subventionierten Giedo van der Garde räumen und wird kein neues Engagement finden. Ex-Teamkollege Lewis Hamilton ergreift Partei: Definitiv habe Kovalainen auf Grundlage seines Könnens einen Platz in der Formel 1 verdient, findet der Brite, dessen eigene Karriere von McLaren und Mercedes gefördert wurde.

Hamilton kritisiert ganz offen die Vergabepraxis bei Verträgen und stellt das Können eines manchen Kollegen infrage: "Wenn man sich die Fahrer anschaut, die Cockpits haben, dann denke ich: Wer auch immer denen die Plätze gegeben hat, muss verrückt sein zu denken, sie könnten besser als Heikki sein." Auch Trulli kennt einen Mann, dem sein schmaler Geldbeutel eine Chance in der Beletage des Motorsports verbaute: Edoardo Mortara, heute erfolgreicher DTM-Pilot in den Diensten Audis.

Der Franko-Italiener stand nach erfolgreicher Formel-3-Zeit ohne Budget da und kam erst im Herbst 2012 zu seinem ersten Formel-1-Test für Lotus. "Ich habe den Leuten vor zwei Jahren gesagt, dass es da einen Kerl gäbe, der in meinen Augen der nächste italienische Star werden könnte", so Trulli. Seinen Schätzungen zufolge leiden 70 Prozent der Teams unter akuter Finanznot. Er bringt Verständnis dafür auf, dass der Wert der Piloten gesunken ist. "Irgendwie müssen sie ja überleben", räumt Trulli ein.

Trulli beklagt "ärmliche Qualität"

Der Mann aus Pescara bedauert aber die Situation des Nachwuchs: "Sie haben keine Sponsoren und kaum eine Chance auf die Formel 1." Doch wie Abhilfe schaffen? Damon Hill tappt im Dunkeln: "Der Sport war in dieser Hinsicht schon immer kompliziert, ich finde aber auch keine Lösung", seufzt der Ex-Weltmeister im Gespräch mit 'Reuters'. Trulli hingegen hätte da einen Vorschlag, um die Sache wieder gerechter zu machen. Seine Parole: Holt die Hersteller und Werksteams zurück in die Formel 1.

Damals hätten die Fahrer mehr gezählt, weil ihr Können ein Magnet für Investoren gewesen sei: "Jetzt ist das Gegenteil der Fall. Das Auto wird präsentiert, aber was ist mit den Fahrern? Egal", beschreibt Trulli die Realität einer finanziell angeschlagenen Formel 1. Auch sein Urteil fällt hart aus, wenn es um das aktuelle Personal in der vermeintlichen Königsklasse geht. "Die Qualität ist abgesehen von fünf oder sechs Fahrern ärmlich", so das schonungslose Fazit des heute 38-Jährigen, der seinen eigenen Abgang mit der Problematik in Verbindung bringt.

Trulli räumte Ende 2011 sein Caterham-Cockpit für Witali Petrow. Gerüchten in der Szene zufolge allerdings ist der Russe ebenfalls nicht mit üppigen Finanzmitteln ausgestattet. "Ich sage nur die Wahrheit, weil ich keine Lügen mag. Ich bin realistisch", erklärt Trulli den unbequemen Hintergrund seines Abschieds. "Was die Leute nicht verstehen, ist, dass ich mich dagegen entschieden habe, zu fahren. Ich habe dem Team die Chance gegeben, zu überleben, indem sie einen Paydriver verpflichten."

Gegenbeispiel Red Bull: Spagat geschafft

Als Verlust betrachtet der Italiener es jedoch nicht, das Engagement bei Caterham aufgegeben zu haben. "Mir wurde klar, dass es nur rückwärts statt vorwärts ging. Also war ich auch nicht so enttäuscht." Die sportliche Perspektive sei ohnehin düster und ein Fortschritt seiner Karriere oder seines Lebens nicht erkennbar gewesen: "Ich wurde nicht bezahlt, hatte das Auto (den 2012er Caterham, Anm. d. Red.) auch schon getestet und festgestellt, dass es keinen Unterschied zum Vorgänger gab."

Aber wo sollen die Stars von morgen herkommen, wenn nur noch Paydriver den Einstieg schaffen? "Ich denke, es gibt nur ein Team, dass auf der Strecke und in kommerzieller Hinsicht einen exzellenten Job gemacht hat", sagt Caterham-Teamchef Cyril Abiteboul. "Das ist Red Bull." Die Österreicher verfügen mit Piloten wie Daniel Ricciardo, Jean-Eric Vergne oder Felix Antonio da Costa in der Tat über aussichtsreiche Fahrkünstler. "Aber sie haben den Luxus eines Teilhabers, der den Start ohne Großsponsor möglich gemacht hat", zeichnet Abiteboul das Dilemma nach.

Quelle: Formel1
 
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