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Mercedes-F-Schacht - Vorerst kein Protest von Lotus und Red Bull

rooperde

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Weil das System an DRS gekoppelt ist und der Heckflügel im Rennen bekanntlich nur selten verstellt werden darf, war der Vorteil, den Mercedes durch den F-Schacht hatte, im heutigen Grand Prix von Australien in Melbourne deutlich geringer als gestern im Qualifying. Trotzdem hatte Lotus-Teamchef Eric Boullier schon gestern angekündigt, unter Umständen Protest einlegen zu wollen.

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Doch das ist nicht passiert - Boullier hat darauf ebenso verzichtet wie Christian Horner: "Wir haben uns entschieden, dieses Wochenende keinen Protest einzulegen, aber ich glaube, es gab andere Teams, die noch stärker mit dem Gedanken gespielt haben als wir", sagt der Red-Bull-Teamchef. Boullier nickt zustimmend: "Hier werden wir nichts machen. Es wäre falsch, das Rennergebnis in Frage zu stellen. Deshalb warten wir auf nächste Woche."

Protest erst in Malaysia?

Das bedeutet aber noch lange nicht, dass die F-Schacht-Saga beendet ist, denn natürlich besteht schon beim Grand Prix von Malaysia die nächste Gelegenheit, Mercedes bei der FIA anzuzeigen und das Internationale Berufungsgericht als zweite Instanz einzuschalten. Außerdem warten Lotus und Red Bull nach ihrem Treffen mit Charlie Whiting, dem Technischen Delegierten der FIA, immer noch auf dessen offizielle Äußerung zu diesem Thema.

"Wir wünschen uns Klarheit, bevor alle viel Geld für die Entwicklung ausgeben, denn es ist ein grauer Bereich", sagt Horner. "Wenn es eine kluge Idee ist und diese akzeptiert wird, dann fein, aber ich halte es für einen ziemlichen Graubereich. Der Mechanismus, den sie am Heckflügel verwenden, ist ein Schalter, der eindeutig aktiviert wird, wenn der Fahrer DRS öffnet. Wir wollen wissen, ob das okay ist. Darüber hat es Diskussionen mit Charlie gegeben."

"Ausgelöst wird der Effekt letztendlich durch einen Knopf, der vom Fahrer gedrückt wird, also könnte man sagen, das System wird durch den Fahrer aktiviert. Dann wäre es nicht reglementkonform", argumentiert der Brite. "Ich denke, darüber wird es in den nächsten fünf Tagen intensive Diskussionen geben. Die FIA kann diese Dinge viel besser beurteilen. Sie hatten sicher ihre Gründe dafür, dass die Untersuchungen am Samstagabend so lange gedauert haben."

Theissen sieht den Ball bei der FIA

Die FIA hat sich nämlich viel Zeit gelassen, als nach dem Qualifying der Mercedes und der McLaren inspiziert wurden. Doch diese Situation ist nicht neu: "Es gibt immer wieder solche Grauzonen, in die man reinstecken kann und in denen sich verborgenes Potenzial befindet", sagt der frühere BMW-Sportchef Mario Theissen gegenüber 'Sky'. "Dann ist es Aufgabe der FIA, zu entscheiden: Ist es nach den Buchstaben der Regeln, ist es nach dem Sinn der Regeln, ist es beides oder gar nichts?"

"Die Regelhüter bemühen sich, das Regelwerk so zu schreiben, dass es keine Zweideutigkeiten gibt. Die Ingenieure versuchen dann, in diesem Text wieder die Zweideutigkeiten herauszufinden, die Grauzonen, in die man sich hineinbegeben kann. Das gehört zum Geschäft der Formel 1", weiß der Formel-1-Experte. Und Horner wundert sich nicht, dass sich plötzlich alle für Mercedes interessieren: "Das ist eine logische Folge, wenn man schnell ist!"

Eigentlich gar kein F-Schacht?

Seiner Meinung nach wirkt der F-Schacht am "Frontflügel und vielleicht auch anderen Teilen" des aktuellen Silberpfeils: "So, wie wir es verstehen, ist es ein einfacheres System als ein F-Schacht. Darum sagt Ross auch, dass es kein F-Schacht ist, und so gesehen hat er damit sogar Recht", gibt der Red-Bull-Teamchef zu, unterstreicht gleichzeitig aber noch einmal: "Es ist ein Mechanismus, der letztendlich vom Fahrer aktiviert wird."

Die Gegenargumentation lautet, dass der Fahrer nicht direkt den F-Schacht aktiviert, sondern DRS (mittels Knopfdruck), und dass der F-Schacht dadurch passiv ebenfalls zu wirken beginnt. "Der Schacht ist geschlossen, wenn DRS nicht aktiviert ist, aber er steht im Wind, wenn DRS aktiviert ist", schildert Horner. "Würde man Klebeband über diesen Schacht kleben, dann wäre ein Unterschied zu erkennen, da bin ich mir sicher."

"Es ist ein kluges System, Hut ab. Aber uns geht es darum, ob es in Ordnung ist", so der 38-Jährige. "Das Frustrierende ist, dass es für nächstes Jahr zweifellos verboten wird, wie immer bei solchen Systemen. Die Frage ist, ob wir in der Zwischenzeit alle diesen Weg einschlagen. Das würde unweigerlich Geld kosten. Die vorderen Teams würden es sicher machen, aber einige der kleinen Teams würden es sich vielleicht nicht leisten können."

Deja-vu: Fast wie 2009

Ein interessanter Nebenaspekt ist, dass der heutige Mercedes-Teamchef Ross Brawn 2009 mit dem Doppeldiffusor schon einmal ein Reglement-Schlupfloch entdeckt und daraus einen (nicht ganz unumstrittenen) Wettbewerbs-Vorteil gezogen hat, der Jenson Button letztendlich zum Weltmeister machte. Brawn informierte die FIA damals schon im Vorhinein über seine Pläne, erhielt grünes Licht - und bekam anschließend auch vom Internationalen Berufungsgericht Recht.

Die Saison 2009 "war eine vergleichbare Situation und ein vergleichbarer Aufschrei, weil alle anderen Teams der Ansicht waren, das ist illegal", erinnert sich Theissen, damals noch selbst Chef eines Formel-1-Rennstalls. "Er hat sich abgesichert - das scheint in diesem Fall genauso gelaufen zu sein. Trotzdem muss man der Sache nachgehen, ganz klar. Entweder wird es für illegal erklärt oder alle anderen müssen möglichst schnell nachrüsten."

Quelle: Formel1
 
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