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Fellbach - Ein Flatrate-Bordell in der Kleinstadt Fellbach bei Stuttgart erregt immer mehr die Gemüter. Nachdem Innenminister Heribert Rech nach einem Protest von Oberbürgermeister Christoph Palm (beide CDU) ein Vorgehen gegen solche Bordelle in Aussicht gestellt hatte, sind nun Bürgerinnen der Stadt und Frauenrechtsgruppen aktiv geworden.
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In einem offenen Brief unter anderem an Bundeskanzlerin Angela Merkel, Baden-Württembergs Ministerpräsident Günther Oettinger (beide CDU) und einige Bundesminister fordern sie eine Reform des 2002 eingeführten Prostituiertengesetzes. "Der Schutz der Menschenwürde von Frauen, die als Prostituierte arbeiten, muss in das Gesetz aufgenommen werden", sagte Beate Pollert-Ebinger, eine Sprecherin des "Aktionsbündnisses gegen Sex-Flatrates", am Mittwoch in Fellbach (Rems-Murr-Kreis).
Das Aktionsbündnis, dem sich auch das Stuttgarter Fraueninformationszentrum FIZ für Frauen aus Asien, Afrika, Lateinamerika und Osteuropa, die Frauenrechtsorganisation Terres des Femmes und die Landesarbeitsgemeinschaft der Kommunalen Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten angeschlossen haben, starteten auch eine Unterschriftenaktion. Derzeit gibt es in Deutschland vier Bordelle dieser Art, darunter zwei im Südwesten - neben Fellbach auch eines in Heidelberg.
Für 100 Euro darf man, so oft man will
In dem Anfang Juni eröffneten Bordell, das per Internetseite aggressiv beworben wird, zahlen Freier einen festen Preis von rund 100 Euro und können dafür uneingeschränkt die Dienste von Prostituierten in Anspruch nehmen. Die Stadt behält sich rechtliche Schritte gegen die Einrichtung vor. Allerdings ergab eine behördliche Überprüfung bisher keine Beanstandungen, wie ein Sprecher der Stadt mitteilte.
Auch die Polizei hat das Etablissement im Auge. "Wir haben uns mit dem Betreiber unterhalten und derzeit keine Handhabe etwas zu machen", sagte ein Sprecher der Waiblinger Polizei. Es sei wegen des Flatrate-Konzepts aber wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit, bis es zu Problemen kommen werde. Laut Vertrag dürften die Frauen Freier auch ablehnen und entscheiden, welche Dienstleistungen sie anbieten. "Dies steht aber im Widerspruch zur Werbung im Internet", sagte der Polizeisprecher. Dort wird den Freiern ein "Alles-Inklusive"-Angebot versprochen.
Seit 2002 können sich die rund 400.000 Prostituierten in Deutschland sozialversichern und ihr Entgelt gerichtlich einklagen. Prostitution und deren Förderung ist nicht mehr strafbar, sofern sie ohne Zwang ausgeübt wird. Die Sittenwidrigkeit der Prostitution wurde aufgehoben. "Flatrate-Tarife für die sexuelle Ausbeutung von Prostituierten sind eine Folge des Prostituiertengesetzes, das die freiwillig ausgeübte Prostitution legalisierte und herkömmlichen Dienstleistungen gleichstellte", sagt die katholische Ordensschwester Lea Ackermann, die sich mit ihrem Verein Solwodi gegen Sextourismus und Menschenhandel einsetzt.
"Bessergestellt wurden Zuhälter und Bordellbetreiber", betonte Ackermann. Denn diese hätten nun wie Arbeitgeber Weisungsbefugnisse. Die Folge sei, dass in den allerorten errichteten neuen "Wellness- und FKK-Clubs" sich die freiwillige von der erzwungenen Prostitution kaum noch unterscheiden lasse. "Die Frauen unterliegen einer nahezu lückenlosen Kontrolle durch ein ausgeklügeltes System aus Videokameras und Security-Personal. Sie müssen sich ausschließlich unbekleidet in den Häusern bewegen, dürfen nicht telefonieren und nur mit Genehmigung der Geschäftsleitung nach draußen. Die Sexualpraktiken sind vorgeschrieben; Freier können nicht abgelehnt werden; die Arbeitszeiten betragen bis zu 16 Stunden täglich." Unterstützt werden die Proteste auch von der Bundesarbeitsgemeinschaft kommunaler Frauenbüros (BAG) in Berlin, wo es ein gleichnamiges Flatrate-Bordell gibt.
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"Wir haben uns mit dem Betreiber unterhalten und derzeit keine Handhabe etwas zu machen."Polizei WaiblingenSiehe auch
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In einem offenen Brief unter anderem an Bundeskanzlerin Angela Merkel, Baden-Württembergs Ministerpräsident Günther Oettinger (beide CDU) und einige Bundesminister fordern sie eine Reform des 2002 eingeführten Prostituiertengesetzes. "Der Schutz der Menschenwürde von Frauen, die als Prostituierte arbeiten, muss in das Gesetz aufgenommen werden", sagte Beate Pollert-Ebinger, eine Sprecherin des "Aktionsbündnisses gegen Sex-Flatrates", am Mittwoch in Fellbach (Rems-Murr-Kreis).
Das Aktionsbündnis, dem sich auch das Stuttgarter Fraueninformationszentrum FIZ für Frauen aus Asien, Afrika, Lateinamerika und Osteuropa, die Frauenrechtsorganisation Terres des Femmes und die Landesarbeitsgemeinschaft der Kommunalen Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten angeschlossen haben, starteten auch eine Unterschriftenaktion. Derzeit gibt es in Deutschland vier Bordelle dieser Art, darunter zwei im Südwesten - neben Fellbach auch eines in Heidelberg.
Für 100 Euro darf man, so oft man will
In dem Anfang Juni eröffneten Bordell, das per Internetseite aggressiv beworben wird, zahlen Freier einen festen Preis von rund 100 Euro und können dafür uneingeschränkt die Dienste von Prostituierten in Anspruch nehmen. Die Stadt behält sich rechtliche Schritte gegen die Einrichtung vor. Allerdings ergab eine behördliche Überprüfung bisher keine Beanstandungen, wie ein Sprecher der Stadt mitteilte.
Auch die Polizei hat das Etablissement im Auge. "Wir haben uns mit dem Betreiber unterhalten und derzeit keine Handhabe etwas zu machen", sagte ein Sprecher der Waiblinger Polizei. Es sei wegen des Flatrate-Konzepts aber wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit, bis es zu Problemen kommen werde. Laut Vertrag dürften die Frauen Freier auch ablehnen und entscheiden, welche Dienstleistungen sie anbieten. "Dies steht aber im Widerspruch zur Werbung im Internet", sagte der Polizeisprecher. Dort wird den Freiern ein "Alles-Inklusive"-Angebot versprochen.
Seit 2002 können sich die rund 400.000 Prostituierten in Deutschland sozialversichern und ihr Entgelt gerichtlich einklagen. Prostitution und deren Förderung ist nicht mehr strafbar, sofern sie ohne Zwang ausgeübt wird. Die Sittenwidrigkeit der Prostitution wurde aufgehoben. "Flatrate-Tarife für die sexuelle Ausbeutung von Prostituierten sind eine Folge des Prostituiertengesetzes, das die freiwillig ausgeübte Prostitution legalisierte und herkömmlichen Dienstleistungen gleichstellte", sagt die katholische Ordensschwester Lea Ackermann, die sich mit ihrem Verein Solwodi gegen Sextourismus und Menschenhandel einsetzt.
"Bessergestellt wurden Zuhälter und Bordellbetreiber", betonte Ackermann. Denn diese hätten nun wie Arbeitgeber Weisungsbefugnisse. Die Folge sei, dass in den allerorten errichteten neuen "Wellness- und FKK-Clubs" sich die freiwillige von der erzwungenen Prostitution kaum noch unterscheiden lasse. "Die Frauen unterliegen einer nahezu lückenlosen Kontrolle durch ein ausgeklügeltes System aus Videokameras und Security-Personal. Sie müssen sich ausschließlich unbekleidet in den Häusern bewegen, dürfen nicht telefonieren und nur mit Genehmigung der Geschäftsleitung nach draußen. Die Sexualpraktiken sind vorgeschrieben; Freier können nicht abgelehnt werden; die Arbeitszeiten betragen bis zu 16 Stunden täglich." Unterstützt werden die Proteste auch von der Bundesarbeitsgemeinschaft kommunaler Frauenbüros (BAG) in Berlin, wo es ein gleichnamiges Flatrate-Bordell gibt.