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Berühmte Ex-Prostituierte Domencia ist tot

sulo1

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4. Januar 2009
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Niederösterreic
Hamburg (ddp). An der Spitze des Trauerzuges setzt sich eine Blechbläsergruppe und spielt «La Paloma». Der Combo folgen mehrere Hundert Menschen vom Hans-Albers-Platz bis in die Herbertstraße auf dem Hamburger Kiez. Wo sonst Prostituierte hinter Schaufenstern um Freier werben, sind an diesem Freitagnachmittag die Plätze in den Bordellwohnungen verwaist. Im Zentrum St. Paulis erweisen etwa 800 Trauernde Deutschlands bekanntester Ex-Hure Domenica Niehoff die letzte Ehre. Niehoff war Mitte Februar im Alter von 63 Jahren gestorben.

Domenica war deutschlandweit dadurch bekanntgeworden, dass sie als Prostituierte nicht nur ein eigenes Bordell auf St. Pauli betrieb, sondern auch öffentlich immer wieder für die Rechte der Prostituierten eintrat. In den 70er und 80er Jahren setzte sich Niehoff für die Anerkennung und Legalisierung der Prostitution sowie die Rechte der Prostituierten ein. 1945 geboren, verbrachte Domenica zehn Jahre in einem Waisenhaus. Mit 17 lernte sie einen 25 Jahre älteren Bordellbesitzer kennen, den sie heiratete. Die Ehe hielt zehn Jahre, bis sich ihr Mann 1972 das Leben nahm. Noch im gleichen Jahr begann die gelernte Buchhalterin als Prostituierte zu arbeiten.

Als die Schweigeminute vor Domenicas ehemaligem Arbeitsplatz in der Herbertstraße beginnt, setzt Nieselregen ein. In dem schweigenden Tross gehen Regenschirme auf, auf denen der Schriftzug «Wir trauern um Domenica» zu lesen ist. Der leichte Regen ist für den ehemaligen Profiboxer René Weller ein Zeichen. «Es passt einfach. Der Himmel weint um Domenica», sagt er nachdenklich, nachdem er sich zuvor noch für die Fotografen in Macho-Pose geworfen hat. Kennengelernt habe er Niehoff, als er mit 22 Jahren nach Hamburg gekommen sei und dringend einen Schlafplatz gesucht habe. In der Herbertstraße sei er bei ihr untergekommen. «Sie war so wunderbar und hilfsbereit«. Diesen Charakterzug hätten allerdings auch viele ausgenutzt, fügt der Ex-Weltmeister im Superfedergewicht hinzu.

Auch Edith Junge möchte sich bei der Trauerfeier von Domenica verabschieden. «Sie hat in ihrem Leben viel Gutes getan: Erst in der Herbertstraße für die Männer und danach für die Frauen auf dem Kiez», sagt die 65-jährige Hamburgerin und lächelt. Persönlich habe sie Domenica vor rund drei Jahren auf einem Trödelmarkt getroffen, wo Niehoff ihr Geschirr, aber auch mitunter Zubehör aus ihrem ehemaligen Arbeitsleben als Domina verkauft habe. «Handschellen und Ketten hat sie da angeboten», erinnert sich Junge. Als warmherzigen und offenen Menschen habe sie die Frau damals wahrgenommen, betont Junge, die wie ihr Ehemann eine weiße Rose in der Hand hält, die beide am Sarg Domenicas niederlegen wollen.

Der Zug endet in der St. Pauli-Kirche. In dem Gotteshaus wird der aufgebahrte Sarg von zwei Schwarz-Weiß-Bildern Domenicas eingerahmt. Ihre langjährige Vertraute Martina de Ridder verweist in der Trauerrede auf das Selbstbild, das die ehemalige Prostituierte von sich hatte. «In ihren Aufzeichnungen ist zu lesen: Ich war nie schön, ich war schlimmer», zitiert de Ridder.

Domenica sei immer bereit gewesen, Menschen zu helfen, indem sie ihnen »Vertrauen, Liebe und auch Bares« teilweise im Überfluss gegeben habe. Sie sei nicht die beste Geschäftsfrau gewesen, stellt de Ridder fest und sorgt so im Publikum für einige Lacher. In ihrer Erinnerung sei Domenica allerdings immer eine Frau geblieben, «die mit sich im Reinen war» und deren Leben dennoch «ein Feuerwerk war». Zum Abschluss der Trauerfeier erklingt Domenicas Lieblingslied «La Paloma», gesungen von Hans Albers. »Diese Trauerfeier hätte Domenica ganz sicher gefallen«, resümiert de Ridder. »Auch wenn sie ein solche bestimmt nicht erwartet hat."
 
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