AW: Arianespace verschiebt Start von Astra 3B nach hinten - technische Checks
Astra 3B bleibt vorerst noch am Boden
Der 42. Satellit der SES-Flotte, Astra 3B, bleibt vorerst weiter am Boden. Wegen einer Anomalie an einem Teilsystem der Trägerrakete wurde der 50. Start einer Ariane 5 und der erste Raketenstart in diesem Jahr vom Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guyana erneut verschoben. Die Zündung sollte ursprünglich bereits am 24. März erfolgen. Sie war dann auf Grund von „zusätzlichen Arbeiten“ an der Rakete auf den 26. März verschoben worden. Der dritte Startversuch soll nun in ein bis zwei Wochen stattfinden.
Als Jean-Yves Le Gall, Präsident und CEO von dem Launch-Anbieter Arianespace, am 26. März im Jupiter-Kontrollzentrum in Kourou die Nachricht von der erneuten Startverlegung bekannt gab, war die Enttäuschung beim jungen Prinz Louis von Luxemburg, Kommunikationsminister François Biltgen, SES-Verwaltungsratspräsident René Steichen und Vizepräsident Jean-Paul Zens sowie Ferdinand Kayser, CEO von SES Astra, nur kurz. Alle Beteiligten waren umgehend darüber erleichtert, dass der für den Luxemburger Satellitenbetreiber wichtige Start nicht ohne 100-prozentige Sicherheit durchgeführt wurde. Die Rakete kann nur einmal gezündet werden, um den nach drei Jahren von EADS Astrium entwickelten und gebauten Satelliten ins All zu schießen. Sicherheit und Qualität stünden im Vordergrund, um die Serie von erfolgreichen Starts fortsetzen zu können, erklärte Arianespace-Chef Le Gall.
Aufgeschoben heißt nicht aufgehoben
Sowohl Arianespace, die im März ihren 30. Geburtstag feiert, als auch SES, die im April ihr 25. Firmenjubiläum begeht, müssen weiter auf ihr Geburtstagsgeschenk warten. Der Defekt kann nur im Startvorbereitungsgebäude behoben werden. Daher muss die Rakete jetzt von der Startrampe zurück in die wenige Kilometer weit entfernt gelegene Montagehalle hin- und wieder zurückgebracht werden. Das nimmt einige Tage in Anspruch, so dass frühestens nach einer Woche mit einem erneuten Startversuch gerechnet werden kann, hieß es im Kontrollzentrum in Kourou.
Neben dem Astra-Satelliten sollte auch der Comsat Bw-2 der Deutschen Bundeswehr ins All befördert werden. Bei der deutschen Delegation rund um Brigadegeneral Thomas Franz und Oberst Pirmin Meisenheimer heißt es ebenfalls Abwarten bis zum nächsten Zündungsversuch.
Der Start eines Satelliten sei ein wichtiger Meilenstein und immer ein aufregendes Ereignis, erklärte SES Astra-Chef Ferdinand Kayser. Die Verschiebung zeige aber, mit welchen Risiken die Industrie rechnen müsse. Qualität sei das oberste Gebot, betonte er.
Einen weiteren Fehlstart – SES hatte bisher acht in seiner Unternehmensgeschichte – wolle man nicht erleben. Dafür sei die strategische Bedeutung von Astra 3B, dem insgesamt 18. Astra-Satelliten, zu groß, so Kayser weiter. Der Start des Erdtrabanten bildet den Auftakt eines ehrgeizigen Satelliten-Erneuerungs- und Erweiterungsprogramms. Neben 3B, der nach dem 2002 gescheiterten Start von 1K der größte Satellit in der SES-Flotte wäre, sind mit Astra 1N, Sirius 5, Astra 2F, 2E, 5B und 2G sechs weitere im Bau.
Astra 3B soll die Satelliten 1G und 1E, die bereits seit 1997 bzw. seit 1995 in Betrieb sind, auf der wichtigen Orbitalposition 23,6 Grad Ost ersetzen. Neben der Übertragung von TV-Programmen für den Satelliten-Direktempfang und Zweiwege-Breitbanddiensten kann der Erdtrabant auch für Regierungsdienste eingesetzt werden.
Als bisher einmaliges Angebot kann der Satellit Daten zwischen verschiedenen Ausleuchtungszonen austauschen. SES will mit den zusätzlichen Dienstleistungen neue Kunden ansprechen. Als neue Märkte für den Einsatz von Astra 3B nannte Kayser vor allem Tschechien und die Slowakei für die Übertragung von TV-Programmen sowie den Mittleren Osten, wo die Firma Artel schon im Vorfeld vier Ku-Band-Transponder aus 3B gemietet hat.
Astra will seinen neuen Satelliten außerdem für Übertragungen von der Fußball-Weltmeisterschaft im Juni in Südafrika nutzen. Bis dahin ist es zwar noch eine Weile. Doch spätestens bis Ende April sollte Astra 3B auf der Reise sein, um nach der endgültigen Positionierung auf einer geostationären Umlaufbahn in 36 000 Kilometer Höhe und der mehrere Wochen dauernden Testphase rechtzeitig mit dem ersten Anpfiff zum Einsatz kommen zu können.
Besuch bei der Galileo-Bodenstation
Kommunikationsminister François Biltgen nutzte den Besuch in Kourou, um sich vor Ort über den Stand der Entwicklung des Galileo-Projektes zu informieren. In dem Antennenpark haben SES Astra Techcom – Tochterfirma von SES Astra – und Hitec ein Antennensystem für Telemetrie, Verfolgung und Kontrolle (TT&C) aufgebaut.
Damit soll die Galileo-Satellitenflotte im Orbit vom Boden aus gesteuert werden. Eine zweite TTC-Antenne steht im schwedischen Kiruna. Das Antennen-Projekt hat ein Volumen von 4,2 Millionen Euro. 3,3 Millionen Euro davon werden in Luxemburg investiert. Damit sei fast die Hälfte der ESA-Zuwendung von insgesamt 7,6 Millionen Euro, die sich Luxemburg die Mitgliedschaft bei der ESA kosten lässt, bereits wieder zurückgeflossen, betonte der Minister.
Quelle: magnus.de