Die Browser-Erweiterung Adblock Plus soll unerwünschte Werbung im Internet unterdrücken. Ein Blogger hat sich nun die Geschäftspraktiken des Unternehmens angesehen, das den Werbefilter betreibt, und übt scharfe Kritik. Der Vorwurf: Hinter Adblock Plus stecke ein mafiöses Werbenetzwerk. Das Unternehmen spricht von "Lügen", die über Adblock Plus verbreitet würden.
Du musst angemeldet sein, um Bilder zu sehen.
Mehr als 150 Millionen Mal wurde das kostenlose Programm nach Angaben der Eyeo GmbH, die hinter Adblock Plus steht, bereits heruntergeladen. Das selbst gewählte Motto des Unternehmens: "Wir wollen das Internet verbessern. Schlechte Werbung loswerden ist schon ein guter Anfang." Eyeo und Adblock Plus müssen sich nun allerdings mit massiven Vorwürfen auseinandersetzen.
Verbindungen zur Werbeindustrie
Kritiker sehen Verbindungen der Adblock Plus zu Partnern aus der Werbeindustrie, also der Branche, gegen die die Software eigentlich wirken soll. Andere werfen dem Unternehmen vor, schmarotzerhaft von der Leistung von Journalisten und Bloggern zu profitieren.
Das Unternehmen verlange von Verlagen und Blogs Geld, damit sie sich von der Werbeblockade freikaufen können. Eyeo setzt sich zur Wehr und spricht von "Lügen", die über Adblock Plus verbreitet werden.
Freischaltung von Anzeigen sei dubios
Der in Taiwan lebende deutsche Blogger Sascha Pallenberg löste die Debatte aus. Auf seiner Website mobilegeeks.de griff er die Geschäftspraktiken von Eyeo scharf an. "Adblock Plus ist keinesfalls unabhängig, denn nicht genannte Investoren im Hintergrund haben sich auf eine sogenannte Whitelist eingekauft, die es ihnen erlaubt ihre Werbeanzeigen dennoch durchzuschleusen", sagte Pallenberg der Nachrichtenagentur dpa.
Diese "weiße Liste" erfasst Werbeangebote, die als "nicht störend" eingestuft wurde. Bei jeder Neuinstallation von Adblock Plus wird die Liste automatisch aktiviert. Die Freigabe der Werbung in Adblock Plus sei jedoch undurchschaubar, meint Pallenberg. Insbesondere die Freischaltung von Anzeigenangeboten aus dem Umfeld von Eyeo sei unter höchst dubiosen Umständen abgelaufen.
Blogger spricht von "Werbe-Mafia"
Blogger Pallenberg wirft dem Unternehmen vor, Verbindungen zu einem Werbenetzwerk zu haben, in das auch ein Eyeo-Gesellschafter investiert habe. Über dieses Netzwerk könnten Seitenbetreiber Werbung schalten, die auf der "weißen Liste" geführt wird. Dafür müssten die Seitenbetreiber 30 Prozent des Umsatzes aus den Anzeigen an das Netzwerk zahlen.
Pallenberg nennt das eine "Werbe-Mafia": "Wir sperren Dir als Seitenbetreiber alle Werbelinks auf Deiner Website, die wir dann aber gerne 'unauffällig' wieder freischalten, wenn Du uns 30 Prozent von den [...] Einnahmen abgibst." Von solchen Margen dürfte selbst die Schutzgeld-Branche träumen, schreibt er.
Unternehmen weist Anschuldigungen zurück
Till Faida, Mitgründer von "Adblock Plus", weist diese Anschuldigungen zurück. Für alle werbetreibenden Unternehmen gälten dieselben Kriterien, um auf die "weiße Liste" zu kommen. "Das Whitelisting steht allen Websites gleichermaßen offen. Die Community entscheidet final über jede Art von Whitelisting, und viele Vorschläge wurden von ihr abgelehnt", sagte er.
Laut Blogger Pallenberg ist diese "Community" jedoch keine ernstzunehmende Kontrollinstanz. Bei geschätzten 50 Millionen aktiven Nutzern der Software seien lediglich 27.000 Mitglieder in dem Forum registriert. "Das sind keine User wie Du und ich, das sind die Adblock-Plus-Macher und ihre Angestellten", meint Pallenberg.
Faida kontert: Die sogenannten "Acceptable Ads", also die als unaufdringlich eingestufte Werbung, werde in einer separaten Liste erfasst. Diese sei von jedem Nutzer individuell an- und abschaltbar. Jeder Nutzer könne also selbst festlegen, welche Werbung er akzeptiere.
Adblock Plus-Gründer verwickeln sich in Widersprüche
Auf Nachfrage des Technikportals heise online gab Faida mittlerweile zu, dass große Unternehmen einen Beitrag zahlen müssten, um auf die Whitelist zu kommen. Für Nachrichtenseiten, Blogs und kleine Webseiten sei es kostenlos. Welche oder wie viele Unternehmen dafür zahlen würden, wollte Faida nicht sagen.
Auch Schleichwerbung in eigener Sache gestand Faida ein, nachdem das Unternehmen die Vorwürfe zuerst zurückgewiesen hatte. Mit angeblich unabhängigen Gastbeiträgen auf anderen Webseiten hatte Adblock Plus für sich Werbung gemacht. "Bei den Maßnahmen zu Steigerung der Bekanntheit von Adblock Plus haben wir uns nicht immer korrekt verhalten", sagte er heise. "So wurden zum Beispiel Blog-Beiträge und Kommentare von uns oder freiwilligen Helfern geschrieben, die zum Beispiel Anleitungen zum Einsatz von Adblock Plus geben oder das Produkt positiv darstellen." Dies solle in Zukunft nicht mehr vorkommen.
Quelle:
T-Online