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a_halodri
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Im Vatikan ist Sex mit Zwölfjährigen unter Umständen nicht strafbar
Unter dem Druck der Missbrauchsskandale bekennt sich die katholische Kirche neuerdings dazu, dass der Staat für die Aufklärung von Straftaten zuständig ist. Weltliches Recht sei strikt zu beachten. Doch für Kinder, die im Vatikan selbst leben, ist das keine beruhigende Nachricht. Der Vatikanstaat hat nämlich das niedrigste Schutzalter für Kinder in ganz Europa. Es liegt bei zwölf Jahren, in Deutschland dagegen bei 14 Jahren, in der Schweiz bei 16. Als Schutzalter bezeichnet man die Altersgrenze für Kinder, von der an Erwachsene und Jugendliche unter Umständen sexuelle Beziehungen mit ihnen haben dürfen. Sprich: In Deutschland macht sich jeder strafbar, der an einem zwölf- oder dreizehnjährigen Kind sexuelle Handlungen vornimmt, ganz egal, ob es einwilligt oder nicht.
Im Vatikanstaat wäre das unter Umständen straffrei, etwa wenn kein Abhängigkeitsverhältnis zwischen den Partnern besteht. Grund ist ein juristisches Überbleibsel aus dem 19. Jahrhundert. Damals lag im italienischen Strafrecht die Altersgrenze für Sex bei zwölf Jahren. Als der Vatikan sich 1929 in seiner heutigen Form gründete, übernahm er das italienische Strafgesetzbuch mit dieser Regelung als weltliches Recht für vatikanische Staatsangehörige. Mittlerweile wurde zwar einiges geändert, etwa die Todesstrafe abgeschafft. Aber das Schutzalter blieb - anders als in Italien, wo es schon vor Jahrzehnten auf 14 angehoben wurde.
Einige Rechtsgelehrte meinen, dass es sich nur um eine Kuriosität ohne große Bedeutung für die Praxis handele. Es gibt zwar Kinder im Vatikan, weil dort auch Familien von Vatikanangestellten oder Offizieren der Schweizergarde leben. Aber es dürften nur sehr wenige sein, der kleinste Staat der Welt hat insgesamt nur knapp tausend Einwohner. Es ist nicht bekannt, ob die einschlägigen Strafartikel 331 und 333 des "Codice Penale" schon einmal in einem vatikanischen Fall angewendet wurden.
Doch Kritiker bezweifeln, dass die Sonderregelung nur aus Unachtsamkeit beibehalten wird. Juristen wie der Wiener Professor Manfred Nowak vermuten eine katholische Tradition dahinter und verweisen auf Malta oder Spanien. Malta hat als einziges europäisches Land ein ebenso niedriges Schutzalter wie der Vatikan, Spanien hatte es noch bis vor sieben Jahren (heute 13). Keine anderen Länder in Europa sind so stark katholisch geprägt wie Malta und Spanien - und der Vatikan.
quelle: welt.de
Unter dem Druck der Missbrauchsskandale bekennt sich die katholische Kirche neuerdings dazu, dass der Staat für die Aufklärung von Straftaten zuständig ist. Weltliches Recht sei strikt zu beachten. Doch für Kinder, die im Vatikan selbst leben, ist das keine beruhigende Nachricht. Der Vatikanstaat hat nämlich das niedrigste Schutzalter für Kinder in ganz Europa. Es liegt bei zwölf Jahren, in Deutschland dagegen bei 14 Jahren, in der Schweiz bei 16. Als Schutzalter bezeichnet man die Altersgrenze für Kinder, von der an Erwachsene und Jugendliche unter Umständen sexuelle Beziehungen mit ihnen haben dürfen. Sprich: In Deutschland macht sich jeder strafbar, der an einem zwölf- oder dreizehnjährigen Kind sexuelle Handlungen vornimmt, ganz egal, ob es einwilligt oder nicht.
Im Vatikanstaat wäre das unter Umständen straffrei, etwa wenn kein Abhängigkeitsverhältnis zwischen den Partnern besteht. Grund ist ein juristisches Überbleibsel aus dem 19. Jahrhundert. Damals lag im italienischen Strafrecht die Altersgrenze für Sex bei zwölf Jahren. Als der Vatikan sich 1929 in seiner heutigen Form gründete, übernahm er das italienische Strafgesetzbuch mit dieser Regelung als weltliches Recht für vatikanische Staatsangehörige. Mittlerweile wurde zwar einiges geändert, etwa die Todesstrafe abgeschafft. Aber das Schutzalter blieb - anders als in Italien, wo es schon vor Jahrzehnten auf 14 angehoben wurde.
Einige Rechtsgelehrte meinen, dass es sich nur um eine Kuriosität ohne große Bedeutung für die Praxis handele. Es gibt zwar Kinder im Vatikan, weil dort auch Familien von Vatikanangestellten oder Offizieren der Schweizergarde leben. Aber es dürften nur sehr wenige sein, der kleinste Staat der Welt hat insgesamt nur knapp tausend Einwohner. Es ist nicht bekannt, ob die einschlägigen Strafartikel 331 und 333 des "Codice Penale" schon einmal in einem vatikanischen Fall angewendet wurden.
Doch Kritiker bezweifeln, dass die Sonderregelung nur aus Unachtsamkeit beibehalten wird. Juristen wie der Wiener Professor Manfred Nowak vermuten eine katholische Tradition dahinter und verweisen auf Malta oder Spanien. Malta hat als einziges europäisches Land ein ebenso niedriges Schutzalter wie der Vatikan, Spanien hatte es noch bis vor sieben Jahren (heute 13). Keine anderen Länder in Europa sind so stark katholisch geprägt wie Malta und Spanien - und der Vatikan.
quelle: welt.de
