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Sky Deutschland Sky-Aktie - 27.000 Euro ist ein Pay-TV-Abonnent wert

Sky-Aktie - 27.000 Euro ist ein Pay-TV-Abonnent wert

Erst kürzlich hat Sky Deutschland erste Daten über den Geschäftsverlauf des vierten Quartals bekannt gegeben. Die Börse feierte die Daten frenetisch, der Kurs des Papiers stieg danach in der Spitze auf 2,48 Euro, was einem Plus von über 30 Prozent und einem zusätzlichen Unternehmenswert von rund 450 Millionen Euro entspricht. Zwischenzeitlich sind einige Analysten auf den Zug aufgesprungen und haben ihre Bewertungen stark nach oben geschraubt, die Aktie stieg weiter auf jetzt knapp drei Euro - was nochmals einem zusätzlichen Unternehmenswert von etwa 350 Millionen Euro entspricht.
Sogar Vergleiche mit dem Aktienkursverlauf von ProSiebenSat.1 und den historischen Kursen von Premiere bzw. Sky werden angestellt. Ein noch weit höheres Kurspotential sei vorhanden, heißt es. Ist aber der Vergleich mit der Prosieben-Aktie und den historischen Kursen tatsächlich gerechtfertigt.


Bei einem flüchtigen Blick auf die beiden Unternehmen ProSiebenSat.1 und Sky und den Kursverläufen der Aktien meint man schnell, einige Parallelen zu entdecken: Beides sind TV-Unternehmen und beide Aktien notierten einmal bei rund 30 Euro und fielen danach auf unter einen Euro. Die Prosieben-Aktie hat sich zwischenzeitlich wieder steil auf knapp 25 Euro erholt. Steht der Sky-Aktie eine ähnlich fulminante Entwicklung bevor?
Hinkt der Vergleich der Geschäftsmodelle der Unternehmen bereits – das eine Unternehmen ist werbe- das andere gebührenfinanziert -, so hinkt der Vergleich der Aktienverläufe noch vielmehr. Während die Anzahl der ProsiebenSat.1-Aktien die letzten Jahre konstant blieb, so erhöhte sich die Anzahl der Sky-Aktien explosionsartig. Der Pay-TV-Sender musste etliche Kapitalerhöhungen durchführen, um die ständigen Verluste zu finanzieren und erhöhte dadurch die Anzahl der Aktien von 70 Millionen beim Börsengang auf jetzt 708 Millionen Hinzu kommen nochmals 54 Millionen Aktien aus dem bedingten Kapital einer Wandelanleihe, die ab einem Kurs von 3,05 Euro schlagend werden.


Die aktuelle Anzahl der Sky-Aktien ist damit um das zehn bzw. elffache höher als noch vor knapp sechs Jahren im Monat des Börsengangs, als die Aktie bei 22 bis 30 Euro notierte. Will man die historischen und die aktuellen Kurse nun also miteinander vergleichen, sind die heutigen Kurse mit zehn bzw. elf zu multiplizieren oder die damaligen Kurse entsprechend zu dividieren. Hierbei stellt man schnell fest, dass die Sky-Aktie aktuell knapp unter ihrem historischen Höchststand notiert.
Insofern entbehren Prognosen, die ein starkes Kurspotential auf der Basis von Vergleichen mit ProSiebenSat.1 oder mit historischen Kursen begründen, jeder Grundlage. Man kann es auch einfacher haben und schaut sich die Marktkapitalisierungen an und kann selbstverständlich auch hier feststellen, dass die aktuelle Bewertung von ca. 2,1 Milliarden Euro knapp unter dem historischen Hoch liegt.


Was ist seit dem passiert? Im Jahr des Börsengangs hatte die Premiere rund 3,25 Millionen Kunden - damals glaubte man noch, dass es tatsächlich so viele sind, zwischenzeitlich weiß man mehr -, machte rund 1,1 Milliarden Euro Umsatz und hatte soeben mit 61 Cent je Aktie den bisher einzigen Gewinn der damals rund 14-jährigen Firmengeschichte erzielt. Heute, knapp sechs Jahre später, hat das Unternehmen weniger Kunden (2,65 Millionen), weniger Umsatz (geschätzte 950 Millionen Euro), einen Verlust (geschätzte 50 bis 60 Cent je Aktie) und damit nochmals fünf Jahre Dauerverluste akkumuliert. Doch das ist noch nicht alles, denn das Unternehmen hat die Gewinnzone mehrfach weiter in die Zukunft verschoben und weitere Verluste für die nächsten Jahre vorhergesagt.


Zwar werden Analysten nicht müde, die Profitabilität unter Hinweis auf Firmenangaben für 2012 vorherzusagen, sie übersehen hier jedoch, dass das Unternehmen nur auf EBITDA-Ebene kommuniziert, d.h. der Jahresüberschuss dürfte auch mindestens in 2012 negativ sein. Der aufgelaufene Verlustvortrag läuft damit stramm auf die zwei Milliarden Euro zu.
Selbst Sky-Vorstandschef Brian Sullivan war jüngst gezwungen, missverständliche und von einigen Medienvertretern fälschlich widergegebenen Äußerungen von James Murdoch richtig zu stellen. Murdoch junior hatte gesagt, "das Sky Deutschland Investment sei jetzt profitabel", einige verstanden darunter, "das Unternehmen Sky Deutschland sei jetzt profitabel". Der Unterschied dieser beiden Äußerungen ist zwar nur ein Wort, doch dies ist entscheidend. Bezog sich seine Äußerung auf den durchschnittlichen Einstiegskurs der News Corp. bei Sky Deutschland im Verhältnis zum aktuellen Börsenkurs, so musste Brian Sullivan tags darauf richtigstellen, dass Sky noch immer hoch defizitär ist und viel Geld verliert, der EBITDA-Verlust für 2010 wie bereits veröffentlicht bei ca. 260 bis 270 Millionen Euro liegt und auch mindestens in 2011 Verluste entstehen. Näheres würde es erst im August geben.
Dennoch haben einige Analysten die Kursziele mächtig erhöht und halten eine noch höhere Bewertung für gerechtfertigt. Warum soll dieses Unternehmen heute so viel mehr wert sein als damals? Was wurde da kürzlich eigentlich veröffentlicht, dass es diesen Sprung im Aktienkurs und den Bewertungen ökonomisch rechtfertigt?
Umsatzzahlen, Jahresüberschuss bzw. Verlust, Margen, Kosten der Kundengewinn oder ein klares Bekenntnis, dass die jetzt erhöhte Finanzierung ausreicht, nach nun über 20 Jahren endlich nachhaltig die Gewinnzone zu erreichen, sucht man vergeblich. Lediglich der erwähnte EBITDA-Verlust für 2011 wurde bekannt gegeben. Aber, eine wichtige quantitative Information gab es doch: die Anzahl der gewonnen Kunden! Es sind 131.000 und damit ca. 30.000 bis 50.000 mehr, als von den meisten Analysten erwartet. Und diese Information rechtfertigt die Kursexplosion der vergangenen Wochen?


16.000 bis 27.000 Euro für einen Kunden!
Sicherlich sind es nicht nur die zusätzlich gewonnen Kunden, sondern damit ist auch die Hoffnung verbunden, dass es zukünftig schneller noch mehr werden. Trotzdem lohnt es sich einmal, die folgende Überlegung anzustellen: wenn sich bei 30.000 bis 50.000 zusätzlichen Kunden der Unternehmenswert zunächst um 450 Millionen und dann nochmals um 350 Millionen Euro erhöht und Analysten sogar noch höhere Werte aufrufen, wie viel ist einer dieser 30.000 bis 50.000 Kunden wert? 16.000 bis 27.000 Euro!

16.000 bis 27.000 Euro für einen Kunden, mit dem das Unternehmen in der Mindestvertragslaufzeit 360 Euro Umsatz macht! Umsatz, aus dem bisher nur Verluste entstanden sind! Hierbei verblassen selbst einige der schwindelerregenden Kundenwerten aus den Hochzeiten des Neuen Marktes und der Dot-Com-Blase, als zum Beispiel Mobilfunkkunden, die in der Mindestvertragslaufzeit keine 300 Mark Umsatz generierten, mit 2.000 Mark bewertet wurden.
Vielleicht resultieren die aktuellen Börsengeschehen im Allgemeinen und bei der Sky-Aktie im Besonderen gar nicht aus den jeweiligen Unternehmensentwicklungen, sondern schlicht aus einer liquiditäts(be)trunkenen Jubelstimmung heraus, dass praktisch zinsloses Zentralbankgeld unlimitiert zur Verfügung steht? Haben die Aktien, die ja Eigenkapital-Anteile der Unternehmen darstellen, vielleicht gar nichts mehr mit der ökonmischen Entwicklung der Unternehmen zu tun?
Vielleicht ist es auch einfach "The trend is your friend“ – schließlich sind an der Börse schon viele damit sehr reich geworden. Die "Bigger Fool"-Theorie sagt ja, man kann jeden närrischen Preis für etwas bezahlen, so lange sich ein noch größerer Narr findet, der es einem für einen noch höheren Preis wieder abkauft. Hierbei sollte man nur die "Lemminge-Theorie" nicht vergessen und vor der Klippe aus der Horde ausscheren. Wohl dem, der sich gut mit Narren und Klippen auskennt!


News Corp. verlangt 12 Prozent Zinsen
Man kann sich schon fragen, warum es nach 20 vergeblichem Jahren, mehrfachen Beinahe-Pleiten und Milliarden-Verlusten ausgerecht in 2013 oder vielleicht 2014 Gewinne geben und es von dort an auch kontinuierlich profitabel weitergehen soll. Und selbst wenn, ist bei dieser Unsicherheit und Historie bereits heute eine solch hohe Bewertung gerechtfertigt? Selbst der Mehrheitsaktionär und Insider News Corp. zeigt, wie riskant er das Investment in Sky einstuft, wenn er 12 Prozent Zinsen für ein Gesellschafterdarlehen verlangt. Wie hoch wären wohl erst die Zinsen, wenn ein Außenstehender Sky Geld leihen würde?
Dass Pay-TV funktionieren kann, zeigt News Corp. mit den Schwesterunternehmen von Sky in Italien und Großbritannien seit Jahren. Wer sich einmal Klarheit darüber verschaffen will, wie profitabel das Geschäftsmodell Pay-TV sein kann, wie die Börse und News Corp. ein profitables Pay-TV-Unternehmen bewertet und was das für die Bewertung der Sky-Aktie bedeuten könnte, kann sich ja einmal die Aktie von Skys britischer Schwestergesellschaft BSkyB näher anschauen.


Quelle: sat+kabel
 
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