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Kritik nach Webbers Eau-Rouge-Manöver - ...dann bist du tot

rooperde

Elite Lord
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Für viele war Mark Webbers Aktion gegen Fernando Alonso in Eau Rouge das Manöver des Rennens - Doch Gerhard Berger und Karl Wendlinger unterstellen ihm Leichtsinn

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Die Zuseher auf den alten Boxen in Spa-Francorchamps trauten ihren Augen nicht. Als Fernando Alonso nach dem Stopp auf die Strecke zurückkehrte, schob der heranstürmende Mark Webber seine Red-Bull-Nase links neben den Ferrari. Die beiden rasten nebeneinander in die gefürchtete Senke Eau Rouge - die Mutkurve, wo in den 1980er-Jahren der aufstrebende Deutsche Stefan Bellof bei einem ähnlichen Manöver an Jackie Ickx sein Leben ließ. Tatsächlich kam es zwischen Webber und Alonso beinahe zu einer Berührung, doch der Spanier lupfte - der "Aussie" gewann das heroische Kräftemessen. Es war das Überholmanöver des Rennens.

"Es war ganz gewaltig, das an dieser Stelle zu wagen und drauf zu bleiben", zeigt sich auch Safety-Car-Fahrer Bernd Mayländer gegenüber 'ServusTV' von der Mutprobe Webbers begeistert. Wäre etwas schief gegangen, hätte der Deutsche im Mercedes SLS mit Sicherheit ausrücken müssen. Er weiß, dass der Sensenmann in diesem Moment Passagier war: "Wäre ich an Alonsos Stelle gewesen, hätte ich da unten genauso gelupft. Dir bleibt dir auch gar nichts anderes übrig. Bleibt man am Gas, dann biegt man links ab in den Reifenstapel. Ein sehr gewagtes, rennfahrerisch tolles Manöver."

Auch im Mediacenter ging ein Raunen durch die Journalistenschar, als sich die Reifen der beiden Boliden für wenige Sekunden zu berühren schienen. Im Fahrerlager zeigten sich nach dem Rennen viele Teamchefs und Piloten von der Aktion beeindruckt - "Dafür braucht man Eier", lobte Teamchef Christian Horner. Ein Beweis, dass der Routinier auch am Tag nach seinem 35. Geburtstag nichts von seinem Mut verloren hat.

Berger fühlt sich an Bellof erinnert

Doch Webber erntete nicht nur Beifall. Gerhard Berger, der in seiner Karriere selbst einige furchterregende Unfälle erlebte, fand das Überholmanöver in Eau Rouge leichtsinnig. "Mark bekommt jetzt wahnsinnig viel Lob für diese riskante Aktion", sagt der Österreicher gegenüber 'ServusTV'. "Ich finde es blöd, weil er Alonso auf der nächsten Geraden sowieso überholt hätte. Wenn man sich an den Unfall von Bellof erinnert - der lief genauso ab. Wenn Alonso nicht mitspielt und lupft, dann passiert genau das."

Berger wirft Webber vor, dass er mit dem Manöver neben seinem Leben auch ein gutes Resultat seines Red-Bull-Rennstalls aufs Spiel setzte: "Das ist total unnötig, denn er war auf Podiumskurs, fährt um die Weltmeisterschaft mit. Ein paar Meter später wäre es ohne Risiko gegangen. Es handelt sich um eine der gefährlichsten Stellen, die es gibt, und wenn du da abfliegst, bist du tot. Das kann es nicht sein."

Dem Einwand, man müsse in der Formel 1 jede Gelegenheit nutzen, um sich gegenüber einem Rivalen einen Vorteil zu verschaffen, kann Berger nichts abgewinnen: "Es geht hier nicht um jedes Zehntel, sondern darum, das Rennen zu Ende zu fahren. Er hat es nur zu Ende gefahren, weil Alonso mitgespielt hat."

Wusste Webber, dass Alonso nachgibt?

Doch wusste Webber im Vorhinein, dass der Spanier nachgeben würde? Laut eigenen Angaben ja: "Er weiß, wann es genug ist. Mit jemand anderem wäre meine Einstellung vielleicht eine andere gewesen, doch unterm Strich funktionierte es eben für mich." Berger wundert sich über Webbers Vertrauen: "Gerade Alonso spielt normalerweise nicht mit. Und damals bei Bellof hat Ickx auch nicht mitgespielt. Es geht dort außen einfach nicht, wenn der andere nicht mitspielt."

Dazu kommt, dass die Eau Rouge in Spa-Francorchamps alles andere als gut geeignet für ein Überholmanöver ist - auf der anschließenden Kemel-Geraden, wo Webber sogar DRS nutzen hätte können, wäre es deutlich einfacher gewesen. Berger sieht das Manöver nicht einmal als Beweis für seine Fahrkunst: "Das hat nichts mit Können zu tun, sondern lag nur daran, dass ihn der andere vorbei gelassen hat, weil er sonst dort mit 270 in den Leitplanken landet. Ich finde das falsch."

Auch Wendlinger übt Kritik

Unterstützung erhält der frühere Formel-1-Pilot von seinem ehemaligen Kollegen Karl Wendlinger. Auch er kann sich nicht vorstellen, dass Webber wusste, dass Alonso nachgibt. "Das kannst du nicht wissen", meint er gegenüber 'ServusTV'. "Es gibt genügend Rennfahrer in der Formel 1, die stecken nicht zurück. Und dann gibt's einen Mordscrash. Und dann sagt nicht jeder 'super Aktion vom Webber', sondern: 'Wie kann man so wahnsinnig sein?' Und in der Senke fährt man mit null Auslauf 300 km/h. Wenn die sich da unten oder vor der Kurve berühren, dann gibt es eine Katastrophe. Heute musst du so eine Situation nicht wahrnehmen, denn du kannst den Flügel flachstellen, hast KERS und fährst auf der langen Geraden sowieso vorbei."

Während Webber also unerwartet viel Kritik einstecken muss, gibt es Lob für Red-Bull-Designer Adrian Newey. Für Berger ist klar, dass so ein Manöver am Limit nicht mit jedem Auto geklappt hätte: "Dieses Auto ist einfach unglaublich gut, da kann man auch einmal auf der Seite sein, wo die Strecke nicht mehr so viel Grip hat. Sonst würde auch ein Überholmanöver außen in so einer schnellen Kurve nicht gehen."

Quelle: Formel1
 
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