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PayTV Kopier- und Jugendschutz: Wen schützt Premiere wirklich?

Kopier- und Jugendschutz: Wen schützt Premiere wirklich?

[vo/fp] München - Noch immer akzeptiert die Pay-TV-Plattform Premiere keine frei verfügbaren Common-Interface-Module, sondern will in Zukunft sogar noch mehr auf proprietäre Set-Top-Boxen setzen.
Sind gesetzliche Vorgaben ein Vorwand oder nur ein vorgeschobener Grund, auf freie Set-Top-Boxen zu verzichten? Der Bezahlsender argumentiert, dass beim Empfang über CI-Module wie dem Alphacrypt weder der Jugendschutz noch der Kopierschutz hinreichend gewährleistet sei. Ersteren muss Premiere übrigens per Gesetz garantieren.

Diverse Sender auf der Premiere-Plattform und das Pay-per-View-Angebot Premiere Direkt werden teilweise nur mit aktiviertem Jugendschutz ausgestrahlt. Jugendschutz heißt hierbei, dass bei Sendungen, die zwischen 6 und 22 Uhr zu sehen sind, die "Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft" (FSK) gewährleistet sein muss, Ein Film der ab 18 Jahren freigegeben ist, darf also nicht einfach schon um 16 Uhr ausgestrahlt werden. Das geht nur, wenn Premiere diese Sendungen "vorsperrt".

Der Zuschauer muss dann manuell für jede Sendung eine PIN eingeben. Erst dann kann geschaut werden. So hält Premiere die vorgeschriebenen Jugendschutzbestimmungen ein. Bei jedem Umschalten in ein anderes Programm müssen die Zuschauer eine vierstellige Jugendschutz-PIN eingeben, wenn die dort gezeigte Sendung außerhalb der "Jugendschutzzeiten" gezeigt werden soll.

Der Kopierschutz hingegen wird von keinem Gesetzgeber gefordert, sondern von der Filmindustrie. "Hollywood" befürchtet, dass Abonnenten Spielfilme und Co. auf Festplatte aufzeichnen und für alle anderen frei verfügbar ins Internet stellen. Damit kein Nutzer die Filme einfach "unberechtigt" aufzeichnet, fügen alle von Premiere zertifizierten Set-Top-Boxen dem Bild am Scart- und HDMI-Ausgang ein Kopierschutzsignal hinzu.

Doch muss man die Abonnenten mit Zwangsreceivern vergraulen, wenn auch frei verfügbare Set-Top-Boxen die Bedingungen erfüllen?

Um die Jugendschutzbestimmungen[ einzuhalten, ließe sich der Jugendschutz auch einfach über ein CI-Modul regeln, wie es beispielsweise bei Arena Sat über Alphacrypt-Module der Fall ist. Dort nämlich kann der Jugendschutz nicht unberechtigt über den Receiver abgeschaltet werden, weil das CI-Modul über die Einhaltung wacht. Arena-Kunden können jeden Digitalreceiver zum Empfang des Pay-TV-Angebots offiziell nutzen, vorausgesetzt er besitzt einen CI-Schacht und wird mit einem von Arena akzeptierten CI-Modul betrieben.

Einen solchen technischen Kniff könnte auch Premiere serienweise einführen und seinen Kunden eine benutzerfreundliche Lösung anbieten, die auch mit den Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGBs) vereinbar wäre. Und gleichzeitig könnte der Pay-TV-Anbieter seine Jugendschutz-Bestimmungen einhalten.

Schwieriger wird es beim Kopierschutz, denn dieser kann derzeit nicht über herkömmliche CI-Module gewährleistet werden. Das funktioniert nur über speziell zertifizierte Receiver - ein Argument mit dem Premiere seine properitäre Boxenpolitik gerne rechtfertigt. Dabei unterläuft die Filmindustrie den Kopierschutz selbst und untergräbt wie im Fall des Films "Keinohrhasen" die Maßnahmen von Premiere. Der Pay-TV-Anbieter zeigte "Keinohrhasen" im Juni 2008 auf Premiere Direkt mit Kopierschutz. Parallel dazu kam der Film als DVD auf den Markt, auf der eine legale digitale Kopie als Windows Media File enthalten war, sodass der Film legal kopiert werden konnte.

Der Nachfolgestandard der Common-Interface-Schnittstelle, CI Plus, ermöglicht das gleiche Sicherheitslevel wie Premiere-zertifizierte Receiver, also solche mit integriertem CA-System. Bei CI Plus findet im ersten Schritt eine Authentifizierung zwischen CI-Plus-Modul und Empfänger statt. Im zweiten Schritt prüfen beide Seiten die gegenseitige Zuverlässigkeit. Das heißt, der Receiver prüft, ob es sich um ein Plus-Modul handelt und das Modul wiederum, ob der Receiver das CI-Plus-Protokoll unterstützt. Die Kommunikation der Komponenten läuft dabei über eine sogenannten sicheren Kanal. Damit soll es unmöglich werden, den Stream zwischen den Geräten zu manipulieren. Im nächsten Schritt wird ein sicherer Schlüssel erstellt, der zum Schutz der digitalen Inhalte dient.

Premiere schließt CI Plus laut eigenen Angaben für sich nicht aus. Allerdings hat der CI-Nachfolger auch erhebliche Nachteile für die Nutzer. Einer der härtesten Kritikpunkte ist die Inkompatibilität zu bisher auf dem Markt befindlichen Receivern. Nach derzeitigem Stand wird es nicht möglich sein, bereits heute im Handel erhältliche Geräte für CI Plus fit zu machen. Grund hierfür sind vor allem die Unterschiede im Hardware-Segment.

Auch der Kopierschutz selbst spricht laut Kritikern gegen eine Einführung des neuen Systems: Da dieser nur massentauglich eingeführt wird, besteht den CI-Plus-Gegnern zufolge die Befürchtung, dass die Sender dies ausnutzen, um digitale Aufnahmen ganz zu unterbinden. Dies könnte im schlimmsten Fall dazu führen, dass Festplattenreceiver auf den Spielfilmsendern unbrauchbar werden.

Würde Premiere seine Position gegenüber CI-Modulen verändern, müsste der Pay-TV-Anbieter das auch beim Thema Zwangsreceiver tun. Doch hier beharrt man auf die "eigenen" Boxen und will den Kreis der Hersteller am liebsten noch weiter einschränken wie im Jahresabschluss 2008 verlautete. Für den Kunden bleibt dann nun noch der Griff zum "halblegalen" Digitalreceiver. Auf dem Markt gibt es schon jetzt Set-Top-Boxen, die durch Softwareupdates fit für den Premiere-Empfang gemacht werden können - ohne Jugend- und Kopierschutz.

Derzeit ermittelt das Kartellamt gegen Premiere wegen des Verdachts auf Wettbewerbsbehinderung (DF berichtete). Bleibt schließlich zu hoffen, dass es zu einer kundenfreundlichen Lösung kommt - sowohl beim Thema Zwangsreceiver als auch in Sachen Kopier- und Jugendschutz.

Quelle : Digitalfernsehen
 
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