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Interview: „CI+ trägt lediglich zur weiteren Kundenverwirrung bei und bremst die Digi

Digitalmagazin im Gespräch mit Heinz Gruber, Geschäftsführer von Mascom

Kein gutes Haar lässt Heinz Gruber, Geschäftsführer des Modul-Herstellers Mascom, an der neuen Common Interface-Variante CI+. „Die Zuschauer werden durch den von ein paar Firmen angedachten Möchtegern-Standard CI+ total eingeschränkt“, kritisiert er im exklusiven Digitalmagazin-Interview. So könnten die TV-Sender mit CI+ ungehindert den Inhalt der Receiver-Festplatte des Zuschauers kontrollieren und löschen. Gruber setzt nun seine Hoffnungen in das Bundeskartellamt, das derzeit eine branchenweite Befragung zu CI+ durchführt.
Digitalmagazin: Herr Gruber, Sie sehen den neuen Common Interface-Standard CI+ durchaus kritisch. Was stört Sie daran?

Gruber: Die Zuschauer werden durch den von ein paar Firmen angedachten Möchtegern-Standard CI+ total eingeschränkt. Die Empfangsgeräte, also Digitalreceiver oder Fernseher mit eingebautem Digitaltuner, müssen zusätzliche teure Kopierschutzmechanismen enthalten und von einer Monopol-Zertifizierungsstelle freigegeben werden. Das schaffen nur wenige Hersteller für einige ihrer Bestseller. Damit gibt es wieder keine dadurch erhoffte große Gerätevielfalt. Aus einem Monopol könnte höchstens ein Oligopol werden.

Digitalmagazin: Welche Einschränkungen haben die Zuschauer mit CI+ zu befürchten?

Gruber: CI+ bedeutet, dass die TV-Sender die totale Kontrolle über das Empfangsgerät haben. Sender wie RTL können damit bestimmen, wie lange eine Aufnahme auf der Festplatte gültig ist. Spielfilme könnten so z. B: nach sieben Tagen automatisch gelöscht werden. Wenn der Sender es will, lassen sich bei CI+ beispielsweise Werbepausen nicht mehr überspringen, sondern nur noch in Originalgeschwindigkeit wiedergeben. CI+ entmündigt den Zuschauer und stellt keinerlei Vorteil für ihn dar.

Digitalmagazin: Sie sprechen gar von Missbrauch, der mit CI+ möglich sei. Was heißt das konkret?

Gruber: TV-Sender könnten mit CI+ ungehindert den Inhalt der Festplatte kontrollieren und löschen. Falls ein Receiver sich später als hackbar herausstellt, kann er „dank CI+“ vom Pay-TV-Anbieter über Satellit deaktiviert werden. Das ist nichts anderes als eine Entwertung, ohne dass sich der Eigentümer wehren kann.

Digitalmagazin: Inwiefern ist der Jugendschutz mit der herkömmlichen CI-Variante möglich?

Gruber: Der Jugendschutz funktioniert bestens mit dem aktuellen CI-Standard (1.0) – meiner Meinung nach sogar besser als bei den zertifizierten Pay-Receivern. Der Jugendschutz unserer AlphaCrypt-Module im Zusammenspiel mit dem Pay-TV-Paket ArenaSat ist sogar offiziell von den Landesmedienanstalten freigegeben. Hierfür braucht man also keinen neuen Standard.

Digitalmagazin: Knackpunkt der Diskussion ist vor allem der Kopierschutz, der durch das traditionelle CI in der Tat nicht unterstützt wird. Welche Lösung schlagen Sie hier vor?

Gruber: Ich verstehe nicht, weshalb die Content-Inhaber so versessen in einen totalen Kopierschutz sind. Die Audioindustrie hat die Erfahrung bereits hinter sich, dass sich Downloadmusik ohne DRM viel, viel besser verkauft als mit Kopierschutz. In der TV-Industrie will man anscheinend diese Erfahrung lieber selbst machen.

Selbst HDTV ist mit dem aktuellen CI-Standard 1.0 möglich, das beweisen die Programme ORF1 HD sowie HD Suisse. Hier laufen hochwertige Spielfilme in nativem HD und können offiziell mit CI-Receivern empfangen werden.

Mit CI+ werden nur die dafür vorgesehenen Empfangsgeräte sicherer. Es wird weiterhin alternative Geräte geben, die die TV-Signale ohne Kopierschutz empfangen und mitschneiden können. Um das zu verhindern, müsste man die ganze DVB-Norm einstampfen und komplett proprietäre Übertragungssysteme einführen.

Digitalmagazin: Kritiker sprechen mit Blick auf CI+ von einer deutschen Insellösung. Wie schätzen Sie die Erfolgsaussichten des umstrittenen Standards in der Branche insgesamt ein - auch mit Blick auf große Pay-TV-Anbieter wie Premiere?

Gruber: Bis jetzt gibt es keinen Programmanbieter, der CI+ garantiert einführen will. Es gab bisher nur einige Lippenbekenntnisse, um das Kartellamt zu beruhigen. Die einen haben noch nicht einmal ihren CA-Anbieter gefragt, ob er das überhaupt umsetzen will, die andern warten erst einmal eine größere Marktdurchdringung ab. Und aus Unterföhring hört man, dass Empfangsgeräte ohne Optionstasten weiterhin nicht unterstütz werden sollen. Doch diese Optionstasten wären Sache des Geräteherstellers und sind durch CI+ nicht definiert. Somit ist CI+ zum Scheitern verurteilt, trägt lediglich zur weiteren Kundenverwirrung bei und bremst die Digitalisierung.

Digitalmagazin: Derzeit führt das Bundeskartellamt eine branchenweite Befragung zu CI+ durch. Welche Hoffnungen verbinden Sie damit?

Gruber: Wir hoffen auf die Einsicht des Bundeskartellamts, dass mit dem Möchtegern-Standard CI+ niemanden geholfen ist. Über zehn Millionen CI-Receiver und Digitalfernseher in den Haushalten schreien nach einer herkömmlichen CI-Lösung. In Spanien und Italien gab es bereits Gerichtsurteile, in denen die großen Pay-TV-Plattformen verpflichtet wurden, auch herkömmliche CI-Receiver zu akzeptieren. Dies könnte auch bald bei uns Realität werden – zum Wohle der Zuschauer, der Hersteller und der TV-Sender. Man muss es nur wollen.

Digitalmagazin: Herr Gruber, vielen Dank für das Gespräch.
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