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Daten-Roaming: Neue EU-Roaming-Verordnung bietet Schlupfloch

TV Pirat

Elite Lord
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Anbieter können Cut-off-Mechanismus außerhalb der EU umgehen

Seit 1. Juli dieses Jahres gilt - wie berichtet - die neue EU-Roaming-Verordnung, durch die die Preise für Gespräche und SMS im EU-Ausland erneut deutlich gesunken sind und bis 2017 weiter absinken werden. Ganz neu ist die Festlegung eines Endkunden-Höchstbetrages für mobiles Surfen im EU-Ausland; hier waren bislang nur die Großhandelsentgelte - also diejenigen Datenpreise, die sich die Anbieter gegenseitig berechnen - reguliert.

Erstmals Höchstgrenze für Datenpreise beim EU-Roaming

Demnach darf der Anbieter einem deutschen Kunden im Euro-Tarif ab sofort maximal 83,3 Cent pro MB abknöpfen und muss die Datenblöcke dabei in besonders kundenfreundlichen 1-kB-Schritten abrechnen. Ab 1. Juli 2014 dürfen es sogar nur noch maximal 23,8 Cent pro MB sein.

Ebenfalls neu: Mobilfunk-Kunden sind nun - zumindest theoretisch - weltweit vor Schockrechnungen durch Datenroaming geschützt: Denn der schon seit 2010 innerhalb der EU vorgeschriebene Cut-off-Mechanismus, durch den das Datenroaming bei Erreichen eines Rechnungsbetrages von 59,50 Euro (50 Euro netto) automatisch beendet wird, sofern sich der Kunde nicht aktiv für ein höheres Limit entschieden hat, gilt nun auch weltweit.

Die EU-Roaming-Verordnung bietet ein Schlupfloch in punkto Kostenbegrenzung

Doch es gibt ein Schlupfloch in der Roaming-Verordnung, durch das die Mobilfunker die vorgeschriebene Kostenbegrenzungsfunktion umgehen können. Wenn der ausländische Netzbetreiber, in dessen Netz der deutsche Kunde roamt, keine Echtzeit-Informationen über die Roaming-Nutzung liefern kann, muss der heimische Anbieter den Cut-off-Mechanismus nicht anbieten.

Konkret heißt es in Artikel 15, Absatz 6, der Verordnung: "In dem Fall, dass sich der Kunde für die in Absatz 3 Unterabsatz 1 genannte Funktion entscheidet, finden die Anforderungen nach Absatz 3 keine Anwendung, wenn der Betreiber eines besuchten Netzes in dem besuchten Land außerhalb der Union es nicht zulässt, dass der Roaminganbieter das Nutzer*verhalten seines Kunden in Echtzeit überwacht. In einem solchen Fall wird dem Kunden bei seiner Einreise in ein solches Land mit einer SMS ohne unnötige Verzögerung und kostenlos mitgeteilt, dass die Informationen über den bisherigen Nutzungsumfang und die Garantiefunktion, wonach ein angegebener Höchstbetrag nicht überschritten wird, nicht zur Verfügung stehen."

Ergo: Der deutsche Mobilfunker muss seinem Kunden in solchen Fällen lediglich eine SMS schicken und mitteilen, dass der Cut-off-Mechanismus in dem betreffenden Land nicht aktiv ist. Der Münchener Netzbetreiber o2 formuliert für das Reiseland Türkei beispielsweise: "Lieber Kunde, Datenroaming in der Türkei für 12,29€/MB. Sie erhalten keine weitere SMS über Ihre Nutzung. Abrechnung nach Verbrauch ohne Höchstgrenze."

Wie ist die Situation bei den vier deutschen Netzbetreibern?

Doch wie gehen die deutschen Netzbetreiber mit der Problematik um? In welchen Ländern schließen sie die Kostenbegrenzungsfunktion - die Schockrechnungen in Höhe mehrerer tausend Euro durch ungewolltes oder sorgloses Datenroaming verhindern kann - aus? teltarif.de hat nachgefragt und wollte auch wissen, ob die Mobilfunker kundenfreundliche Regelungen eingeführt haben, falls der Cut-off-Mechanismus in bestimmten Ländern nicht realisiert wird.

Kundenfreundlich: Telekom und Vodafone

Die beiden D-Netz-Betreiber Vodafone und Deutsche Telekom sind in punkto weltweitem Datenroaming im Euro-Tarif besonders kundenfreundlich: Hier gilt der Cut-off-Mechanismus ohne Ausnahmen weltweit, im Mobilfunk-Netz der Telekom (Name der Funktion: "Nutzungskontrolle Data Roaming") sogar auf Schiffen und in Flugzeugen. Kuzey Esener, Pressesprecher bei Vodafone, begründet das positive Vorgehen seines Unternehmens so: "Der IP-Verkehr wird von allen Netzbetreibern weltweit über unser Netz geroutet. Darum können wir das Data Cap für alle Länder anwenden."

o2 schließt Kostenbegrenzungsfunktion für Länderzonen 3 und 4 generell aus

Anders hingegen die Situation bei o2. Hier gilt der Cut-off-Mechanismus generell nicht in den Länderzonen 3 (Weitere Länder Europas, Kanada, USA, Türkei) und 4 (restliche Welt; die Länderzuordnungen seitens o2 finden Sie auf dieser Website). Da mobiles Surfen in diesen Länderzonen mit 12,29 Euro pro MB (10-kB-Takt) berechnet wird, sind Schockrechnungen zum Beispiel durch ungewolltes Surfen nach wie vor leicht möglich.

E-Plus: Kein Cut-off-Limit bei den meisten Ländern außerhalb Europas

Auch bei E-Plus ist die Situation ähnlich: "Aufgrund der Tatsache, dass die Daten nicht in Echtzeit vorliegen, kann es kein Limit von 59,50 Euro geben, welches wir anwenden könnten" schreibt uns Pressesprecher Jörg Borm. Diese Problematik gelte im Wesentlichen für Länder außerhalb Europas, so Borm gegenüber unserer Redaktion.

Kunden, die den Euro-Tarif bei E-Plus nutzen ("E-Plus International"), zahlen in der Zone "Rest Europa / Nordamerika" 2,99 Euro pro MB, in der Zone "Restliche Welt" (Länderzuordnungen siehe BASE-Website) sind es 5,99 Euro pro MB (Abrechnung jeweils im 10-kB-Takt). Kunden von E-Plus und o2 sollten daher - falls sie außerhalb der EU nicht mobil surfen wollen - unbedingt darauf achten, dass das Datenroaming im Smartphone entsprechend unterbunden wird.

E-Plus gibt sich bemüht, o2 verweist auf Rechtslage

E-Plus und o2 sehen sich indes außerstande, an der dargestellten Regelung aktuell etwas zu ändern. "Telefónica Germany setzt die Regulierungsvorgaben in vollem Umfang um. Einen darüber hinausgehenden Handlungsbedarf sehen wir derzeit nicht", heißt es seitens o2-Sprecher Ralf Opalka. Jörg Borm von E-Plus betont: "Die E-Plus Gruppe setzt derzeit alles daran, das vom europäischen Parlament für Juli vorgesehene, weltweite Kostenlimit für mobile Datenverbindungen umzusetzen. Zu unserem Bedauern können jedoch die Datensätze, die für ein Kostenlimit in Echtzeit benötigt werden, noch nicht von allen unserer weltweiten Roamingpartner in einer technisch verwertbaren Form geliefert werden."

Quelle: teltarif.de
 
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